Reviews

Mannekings

Aus alt mach neu

Info Musikrichtung: Liedermacher, Comedy VÖ: Frühjahr 2010 (Eigenvertrieb) Gesamtspielzeit: 76:34 Internet: http://www.sandstrahlmanne.de

Über die Ergüsse des fabulösen Sandstrahlmannes und seiner Mannekings haben wir hier in unserer kleinen Onlinepostille schon diverse Male berichtet. Und man mag es kaum glauben, schon wieder mal hat sein Gitarrist und musikalischer Leiter Thomas Ernstberger dafür gesorgt, dass es neues Material von den beiden zu hören gibt. Aber halt, der Titel verrät es schon: Wirklich neu ist hier nichts. Denn auch im Nördlinger Ries hat man in den Archiven gewühlt und längst vergessen geglaubte Kleinode zutage gefördert. Da die Lieder auf Aus alt mach neu zum Großteil noch aus der prä-Thommy-Zeit stammen, wurden sie kurzerhand auf den neuesten Stand gebracht und im Heimstudio in Nördlingen-Holheim neu eingespielt. Überflüssigen Ballast hat man dieses Mal stecken gelassen und sich ganz spartanisch auf Gitarre und Stimme beschränkt. So wie es die Mannekings eben am besten können!

Dreiundzwanzig mal Sandstrahlmanne für Zuhause, das ist schon harter Tobak. Denn dieses Urvieh ist alles andere als ein normaler Liedermacher. Schräg und verschroben sind wohl die Adjektive die ihm am ehesten beschreiben. Seine Art von Humor ist nichts für jedermann. Aufgrund des Dialekts und dem starken Bezug zum nordschwäbischen Landleben ist er dazu auch nur von einem ausgewählten Kreis zu verstehen. Denn Herr Deiner ist dort zu Hause „wo das Reh den Rausch des Waldes hört und die Wildsau das Feld zerstört“ und man es gern gemütlich mag und nach dem Motto „Herr Wirt schenk mir noch ein Glas ein, in Gesellschaft geht es besser rein“ lebt. Man möchte doch glatt sagen da „werd’ ich nie auswandern, denn da wohnen die ander’n“. Und genau dieses Lokalkolorit macht den sehr speziellen Charme des Zoltinger Originals aus.

Für ein paar echte Schmankerl muss man Gitarrist Thommy richtig dankbar sein. Der „Weiberkampf“ spricht belustigend aus der Seele und das dazu passende „Weibsbilder“ treibt den Trash noch auf die Spitze. „Ich schaff ja nur fürs Finanzamt“ (inklusive rollender E-Gitarre) haben wir uns wohl alle schon gedacht, genauso wie „Leckt’s me heit am Arsch“, eine wahre Gleichgültigkeitshymne. Ganz besondere Kleinode sind der erste offizielle Mannekings-Rap „Arthur“ und das erstmals auf CD zu hörende Gedicht „Es ist was los in der Hos“. Ein paar richtig grausame Titel sind natürlich auch wieder mit dabei. Wenn Herr Manne mal wieder wie bei „Man sollte sich mögen“ oder „Liebe ist: Dir alles geben“ über Zwischenmenschliches außerhalb von Sauflaunen singt, hört man lieber weg. Viel sympathischer ist, wenn er im „Rentlerlied“ sein Herz für die alternde Gesellschaft offenbart.

Insgesamt war es zweifelsohne eine sehr gute Idee die alten Schoten wieder der Öffentlichkeit zu präsentieren (vor allem da der Sandstrahlmanne nach 20 Jahren langsam nachlässt). Ein paar dieser Lieder bringen sicherlich ein gutes Pfund Stimmung mit sich, wenn die Mannekings wieder die Kneipen bespielen. Denn dort (zusammen mit ein bisschen Hochprozentigem) sind sich immer noch am besten. Das ersetzt keine CD, auch nicht diese!

Anmerkung: Aufgrund des sehr speziellen Inhalts und der konsequenten No budget-Aufnahme (die allerdings nicht schlecht klingt) hat sich der Rezensent entschlossen eine objektive Benotung zu unterlassen.

Mario Karl