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Reviews

Schubert, F. (Padmore - Lewis)

Winterreise


Info

Musikrichtung: Romantik Lied

VÖ: 18.09.2009

(Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2008 / Best. Nr. HMU 907484)

Gesamtspielzeit: 74:18

DRAMATISCHES MELOS

Nach Recitals mit Arien bzw. Liedern von Händel und Britten wendet sich Mark Padmore auf Harmonia Mundi dem Gipfelwerk der romantischen Liedkunst zu: Franz Schuberts ‚Winterreise‘. Es ist der vielsprechende Auftakt zu einer Trilogie mit den letzten großen Liederzyklen Schuberts. Padmore vereinigt in seiner nobel und lyrisch disponierten Stimme eine nach wie vor berührende, ungekünstelte Jugendlichkeit mit männlicher Kraft. Den empfindsamen, schwärmerischen Jüngling nimmt man dem Sänger darum ebenso ab wie den reifen, abgeklärten Mann. In seiner Fassung der Winterreise sind beide Typen mit irritierender Gleichzeitigkeit gegenwärtig.

Padmores Deklamation ist von bestechender Klarheit, die Intonation der sperrigen deutschen Sprache nahezu perfekt. Über viele Jahre geschult am Repertoire der Alten Musik, verfügt er zudem über ein reiches Repertoire rhetorischer Mittel, mit denen er selten über die Grenzen seiner Stimme hinausgeht (die freilich hat ihre Stärken in den höheren Registern, die tiefen Lagen wirken etwas blasser).
Für die Nuancen der vertonten Gedichte und subtilen Wort-Ton-Verhältnisse findet der Sänger durchweg überzeugende Lösungen. Organisch setzt er vielfältige dynamische Akzente und arbeitet mit klaren Kontrasten. Den Schwerpunkt legt er auf die Entfaltung des Melos. Dadurch gewinnt Padmores Winterreise eine mehr nach innen gerichtete Dramatik, die sehr ergreifend, ja geradezu berückend wirken kann. Gratwandlerische Exegesen à la Ian Bostridge gibt es bei ihm hingegen nicht. Das Artifizelle der Musik darf sich eben auch in entsagungsvoll vibratoarmen, ergreifend schön ausgesungenen Tönen und einer erlesenen Legatokultur entfalten.
Ein Genuss ist überdies die sensible Begleitung durch Paul Lewis, der den Klang des modernen Steinways sehr genau auf Padmore abstimmt. Umgekehrt lässt sich der Sänger von den dramatischen Impulsen seines Begleiters anregen. Lewis ist ein Meister der Artikulation und Farbgebung. So etwas lässt sich wahrscheinlich nur im Studio realisieren (dies gilt für beide Interpreten). Selten hat der Leierkasten im berühmten, wunderbar ruhig gespielten letzten Lied so kunstvoll verstimmt und zugleich so unwirklich, wie aus einer anderen Welt herübertönend geklungen.



Georg Henkel

Besetzung

Mark Padmore: Tenor
Paul Lewis: Klavier
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger