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Reviews

Britten, B. (Padmore - Vignoles)

‚Before life & After‘ - Lieder


Info

Musikrichtung: Klassische Moderne Lied

VÖ: 19.06.2009

(Harmonia Mundi / Harmonia Mundi CD / DDD / 2008 / Best. Nr. HMU 907443)

Gesamtspielzeit: 72:05

MIT DER STIMME EINES PROPHETEN

Nachdem Mark Padmore mit seinem feinsinnigen Händel-Recital im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt hat, widmet er sich auf seiner neuen Platte den Liedern seines Landmannes Benjamin Britten. Für dessen maßvoll moderne, immer wieder betörend gut klingende und ausdrucksstarke Musik ist Padmores lyrische, gleichwohl zu leidenschaftlicher Deklamation fähige Stimme ein ausgezeichnetes Medium.

Vor allem der erste Zyklus, The Holy Sonnets of John Donne von 1945, erfährt eine Interpretation von eindrucksvoller Intensität und Geschlossenheit, dies nicht zuletzt auch wegen des nuancierten Klavierspiels von Roger Vignoles. Komponiert als Reaktion auf einen Besuch deutscher Konzentrationslager im selben Jahr, durchmisst die Musik in ihrer Mischung aus dunkler Grübelei und religiöser Inbrunst, christlicher Hoffnung und vehementer Selbstanklage so ziemlich alle Extreme. Donne sprach im 17. Jahrhundert wahrlich mit der Stimme eines alttestamentlichen Propheten! Dem entspricht die Darbietung der Künstler. Wie Britten, so identifiziert sich auch Padmore in jedem Moment mit dem lyrischen Ich der Sonette und packt den Hörer mit einem eindringlichen, auch erschütternden Ton, der vor Härten nicht zurückschreckt, wenn es der Ausdruck erforderlich macht.
Aber es gibt noch weitere Entdeckungen auf dieser CD, sowohl was das Repertoire als auch was die Interpretationen angeht: Melancholisch stimmt der zweite größere Zyklus auf dieser Platte. Winter Words auf Gedichte von Thomas Hardy bringt eine Fülle von poetischen Zwischentönen und Stimmungen; vor allem in den Balladen findet Britten zu einem unaufdringlich erzählenden Ton, der die jeweilige Situation plastisch umreißt. Padmore trifft dabei sicher den mal versonnenen, mal humorvollen Ton.
Die barocke Musik Henry Purcells hat Britten häufiger zu Überarbeitungen angeregt. Es gelingt ihm bei den drei ausgewählten Stücken, die Vorlagen mit dem Idiom der eigenen Zeit entspannt zu verbinden. Wieder einmal zeigt sich, dass die sogenannte Alte Musik der Moderne näher steht als manches Werk der Spätromantik. Ähnlich verhält es sich mit Brittens Volksliedbearbeitungen, die aus den Vorlagen mit häufig ganz sparsamen Mitteln eindringliche Kunstmusik machen, ohne den Charme der Originale zu verzeichnen.

In Padmore und Vignoles hat Britten zwei herausragende Interpreten seiner herrlichen Miniaturen gefunden.



Georg Henkel

Trackliste

01-09 The Holy Sonnets of John Donne (1945) 24:46
10 A Morning Hymn (nach Purcell) (1960) 3:11
11 Jobs Curso (nach Purcell) (1950) 5:20
12 An Evening Hymn (nach Purcell) (1947) 4:25
13-20 Winter Words (1953) 21:47
21 I Wonder as I Wander (1934) 3:28
22 Sail on, sail on (1957-58) 2:28
23 The Mille of Dee (1947) 2:11
24 At the mid hour of night (1957-58) 2:38
25 There’s none to soothe (1947) 1:51

Besetzung

Mark Padmore: Tenor
Roger Vignoles: Klavier


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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger