Reviews
Artaserse
Info
Musikrichtung:
Barock Oper
VÖ: 19.06.2009 (RCOC / harmonia mundi / 3 CDs / DDD / 2008 / Best. Nr. RCOC 0800.3) Gesamtspielzeit: 174:30 |
SOLIDES HANDWERK
Bis vor kurzem kannte ihn kaum einer, jetzt folgen gleich zwei Produktionen mit Musik des spanischen Barockkomponisten Domènec Terradellas (1713-1751) kurz hintereinander: Während wir jüngst eine CD mit Opernarien aus seiner Feder vorstellen konnten (siehe MAS-Review), ermöglicht die weitere Produktion es nunmehr, eines seiner Bühnenwerke komplett kennenzulernen. Es handelt sich um die Opera Seria "Artaserse", mit der 1744 die Spielzeit in Venedig eröffnet wurde. Dies mag den musikalischen Rang erahnen lassen, den der heute praktisch vergessene Terradellas damals einnahm. Hierfür spricht auch, dass kein geringerer als der berühmte Pietro Metastasio das (inhaltlich nicht weiter überraschende oder erwähnenswerte) Libretto beisteuerte.
Indes beurteilt sich aus der Rückschau manches anders, und so ist kein rechter Grund für die aktuelle Terradellas-Renaissance auszumachen. Sicher, die Arien sind handwerklich einwandfrei verfertigt und der Komponist verstand es, nicht nur auf sängerische Glanzleistungen zu setzen, sondern auch von der Palette der Instrumentalfarben differenziert Gebrauch zu machen und manch schönen Instrumentaleffekt einzustreuen. Alles in allem aber bleibt seine Musik konventionell, zu jeder Zeit berechen- und vorhersehbar und kommt nicht über das hinaus, was man als solide Opera Seria-Kost bezeichnen könnte.
Um diese verdaulich und nicht fade werden zu lassen, bedarf es eines kundigen, virtuosen Sängersensembles. Dies nun allerdings stand dem Dirigten Juan Bautista Otero bei der ambitionierten Produktion tatsächlich zur Verfügung. Sieht man einmal von Mariví Blasco ab, deren Vortrag wenig Brillanz aufweist und einige Intonationstrübungen erfährt, erlebt der Hörer barocke Gesangskunst auf höchstem Niveau. Dabei ragen die Leistungen der erfahrenen Anna-Maria Panzarella und Céline Ricci noch einmal besonders heraus. Die Reial Companyia Ópera de Cambra, auf historischen Instrumenten musizierend und dabei partiturgerecht opulent besetzt, spielt mit einigem Feuer und ist unter Oteros Leitung bemüht, dem Instrumentalpart durch dynamische Effekte zusätzliche Dramatik zu verleihen.
Ungeachtet dessen bleibt dies eine Produktion für Spezialisten und ganz eingefleischte Fans, die dann gewiß auch damit leben können, dass das Libretto nur in Italienisch, Spanisch und Französisch beiliegt.
Sven Kerkhoff
Besetzung
Céline Ricci: Arbace
Marina Comparato: Mandane
Sunhae Im: Semira
Artabano: Agustín Prunell-Friend
Megabise: Mariví Blasco
Reial Companyia Ópera de Cambra
Juan Bautista Otero: Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |