Reviews
Lazarus
Info
Musikrichtung:
Groove/Prog/Extreme Metal
VÖ: 24.04.2009 (Listenable Records/Soulfood) Gesamtspielzeit: 58:01 Internet: http://www.hacride.com http://www.myspace.com/hacrideV2 |
Wo hört Anspruch auf und wo fängt Unüberschaubarkeit an? Ist es wirklich bis ins letzte ausgefeiltes Songwriting oder reine Zerfahrenheit? Wird hier musikalisches Können als Werkzeug benutzt oder lediglich unverblümt zur Schau gestellt? Was ist Kunst und was nur noch Lärm? Die Franzosen Hacride machen es einem auf ihrem dritten Album Lazarus nicht gerade einfach diese Fragen zu beantworten. Was definitiv feststeht, ist dass wir es hier mit einem ziemlich komplexen Brocken zu tun haben, der tiefgründig sein will, es einem aber nicht einfach macht in seine gebotenen Untiefen vorzudringen. Zu sperrig sind die sieben gebotenen Kompositionen allzu oft.
Bereits der 15-minütige Opener „To walk among them“ macht klar, dass wir es mit keiner 08/15-Band zu tun zu haben. Hacride rollen bereits hier mit allem was sie haben über den Hörer hinweg. Tonnenschwere Grooves, verquere Riffs, punchende Drums die gerne mit der einen oder anderen Taktverschiebung spielen, hypnotisierende Klanggebirge und Soundscapes, progressive Drehungen und Wendungen, sowie eine große Portion Epik und Härte. Und das alles in einem Song. Danach sinkt man erst einmal verschwitzt und geplättet in seinen Sessel, doch das Quartett gewährt so schnell keine Pause zum Verschnaufen. Diese gibt es erst in Form des vierten Tracks „Phenomenon“. Ein recht atmosphärisches und melodisches Instrumentalstück. Hacride verstehen sich auch recht gut im Aufbau von verschiedenen Stimmungen und Spannungen, doch offenbart sich das erst bei genauerem Hinhören. Lazarus will mit jeder Schicht erarbeitet werden. Denn zum Nebenbeihören taugt dieser futuristische Klangcocktail so gar nicht. Das sorgt dafür, dass man das Album manchmal fesselnd, manchmal einfach nur nervend empfindet.
Die in Gründertagen im Death Metal verwurzelten Hacride präsentieren sich anno 2009 im Spannungsfeld von modernem Extremmetal und dem progressiven Feld, indem sich zu purer Härte auch ein gutes Pfund Atmosphäre gesellt. Ist das genau der Sound für das 21. Jahrhundert? Gut möglich. Denn schließlich tauchen immer mehr derartige Gruppen auf. Damit stellt sich der Vierer in eine Reihe mit ähnlich gelagerten jüngeren Bands wie Burst, Extol, Textures oder bereits etablierten Acts wie Strapping Young Lad, Meshuggah oder Gojira. Besonders dieser Vergleich passt sehr gut. Nicht nur, dass die beiden die gleicht Herkunft haben, sondern offensichtlich ein ähnliches Musikverständnis. Doch am Ende sind Gojira ein Stück packender und kommen leichter auf den Punkt, während Hacride gerne ein paar Umwege zum Ziel nehmen.
Ein interessantes Album ist Hacride mit Lazarus zweifelsohne gelungen. Doch es ist auch sehr anstrengend und fordernd. Leider klingt es nicht selten etwas verkrampft und angespannt. Das verhindert, dass die Band ihr ganzes Potential ausspielt. Doch es macht auch klar, dass Frankreich momentan ein gutes Fleckchen für außergewöhnliche Bands ist.
Ein Interview mit der Band zum Album gibt es hier
Mario Karl
Trackliste
1 | To Walk Among Them | 15:03 |
2 | Act Of God | 6:43 |
3 | Lazarus | 8:49 |
4 | Phenomenon | 4:44 |
5 | A World Of Lies | 7:11 |
6 | Awakening | 7:25 |
7 | My Enemy | 9:26 |
Besetzung
Benoist Danneville (Bass)
Samuel Bourreau (Vocals)
Adrien Grousset (Guistars)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |