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Mahler, G. (Quasthoff)

Lieder eines fahrenden Gesellen, Kindertotenlieder

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 18.07.2008 (Phoenix Edition / Naxos / CD, 1992 und 1993 / Best.Nr. PH105) Gesamtspielzeit: 64:42 Internet: Phoenix Edition Thomas Quasthoff

Gut Ding will Weile haben - fünfzehn Jahre lang haben diese Aufnahmen des WDR im Archiv geschlummert, bis sie nun das neue Label Phoenix zusammengefasst und auf CD herausgegeben hat. Sie legen vor allem, und das mag überraschen, ein beredtes Zeugnis von der hohen Kunst des 2005 verstorbenen Dirigenten Gary Bertini ab, der sich hier als profunder Mahler-Interpret zeigt.

Was das Sängerische angeht, so ist die CD vor allem aus der Perspektive des Rückblicks und des Vergleichs interessant. Die Leistung von Thomas Quasthoff schwankt dabei deutlich zwischen den Liedern eines fahrenden Gesellen und den Kindertotenlieder. Letztere wurden in der Kölner Philharmonie im Januar 1993 live mitgeschnitten und in ihnen erleben wir Quasthoff nicht unbedingt auf dem Gipfel seiner Möglichkeiten. Zwar tönt auch hier sein Bariton herrlich samtig und intonationssicher, aber der Schmerz und die Verzweiflung die in diesen Liedern liegt, in denen ein Vater den tragischen Tod seiner Kinder besingt, werden nicht unmittelbar spürbar. Quasthoff färbt die Lieder fasst durchweg resignativ, was ihrem sehr unterschiedlichen Charakter nicht entspricht und die Möglichkeiten nicht ausreizt.
Wesentlich eindringlicher gelingt ihm die Gestaltung der Lieder eines fahrenden Gesellen. In ihnen arbeitet er die Trauer und Wut über eine enttäuschte Liebe so scharf und präzise heraus, dass der Beginn des dritten Liedes "Ich hab ein glühend Messer" quasi zum Programm wird.

Interessant ist der Vergleich mit Hakan Hagegard, der vier Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn" interpretiert. Obgleich fast fünfzehn Jahre älter als Quasthoff, liegt in seiner Stimme doch einiges mehr vom Ausdruck des zornigen jungen Mannes. Es mag sein, dass die Konsequenz, mit der er diesen Ansatz wählt und durchhält, auch Hagegards Erfahrung auf der Opernbühne widerspiegelt, über welche Quasthoff damals noch nicht verfügte.

Sven Kerkhoff