····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Machaut – Solage – Pycard u. a. (Page)

Lancaster and Valois. Französische und englische Musik um 1350-1420


Info

Musikrichtung: Mittelalter vokal

VÖ: 25.07.2008

(Hyperion / Codaex / CD DDD 1991 / Best. Nr. CDH55294)

POETISCHER KONSTRUKTIVISMUS

Gothic Voices und ihr Leiter Christopher Page gehören zu den Hyperion-Interpreten der ersten Stunde. Dem Labelgründer Edward Perry, der seine Aufnahmen zunächst mit seinen Jobs als Eisverkäufer und Taxifahrer finanzierte, bescherten sie 1980 mit der Hildegard-von-Bingen-Anthologie A feather of the breath of God einen Überraschungserfolg. Das Ensemble singt diese Musik ungemein natürlich und selbstvergessen im Ausdruck. Von steriler musikhistorischer Nüchternheit ist diese Interpretation ebenso weit entfernt wie von prätentiöser Inbrunst. Sie ist ein vollkommenes Beispiel englischer Ensemble-Singkunst, die mit ihrer Schönheit auch den religiös unmusikalischsten Hörer berührt.

Zahlreiche Aufnahmen mit meist englischer und französischer mehrstimmiger Musik des Hochmittelalters, der Ars Antiqua und der ausgefeilteren Ars Nova, dokumentieren die Qualitäten der Gruppe.
Hyperion hat viele davon inzwischen in preiswerten Neuauflagen unter dem Sublabel Helios herausgebracht. Lancaster and Valois gebührt darunter ein Spitzenplatz. Werke von französischen Meistern wie Guillaume de Machaut und Solage kombiniert das Ensemble mit Stücken englischer Komponisten, z. Pycard und Fonteyns. Nicht zu vergessen die vielen anonymen Kostbarkeiten, darunter als Finale Je vueil vivre au plaisir d’amours das, wie die meisten Stücke auf dieser CD, nicht nur ausgesprochen modern anmutet, sondern von sirenenhafter Schönheit des Ausdrucks ist. An der Musik fasziniert durchweg der kühne und experimentelle Einsatz der Mehrstimmigkeit, die durch komplizierte rhythmische Operationen und harmonische Freiheiten gekennzeichnet ist. Das hat aber so gar nichts Gekünsteltes oder Akademisches an sich, vor allem wenn es so entspannt und klangrein dargeboten wird wie von den Gothic Voices.
In späteren Zeiten ist ganz andere und großartige Musik komponiert worden. Aber bessere?



Georg Henkel

Besetzung

Gothic Voices
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger