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A grave is a grim horse
Info
Musikrichtung:
Singer-Songwriter, Alternative Country
VÖ: 23.05.2008 (Neurot Recordings/Cargo) Gesamtspielzeit: 48:00 Internet: http://neurotrecordings.com/artists/svt/index.aspx |
Während sich sein Neurosis-Kollege Scott Kelly auf seinem gleichzeitig veröffentlichten Album The wake äußerst minimalistisch und emotional fast entblößt gibt, geht Steve Von Till auf seinem neuen Soloausflug ein ganzes Stück voluminöser zu Werke. Wo auf der einen Seite die Akustikgitarre fast allein für die Musik zuständig war, werden die Songs auf A grave is a grim horse zusätzlich von Streichern, Pedal Steel, Tasteninstrumenten, sowie Bass und Schlagzeug umrahmt. Steve macht auf dem Album dabei keinen Hehl aus seiner Verehrung der großen Liedermacher vergangener Tage und so verwundert es auch nicht, dass sich auf A grave is a grim horse auch Songs von Nick Drake, Townes van Zandt oder Lyle Lovett wieder finden.
Diese Stücke werden aber nicht nur einfach nachgesungen, sondern auf ganz eigene Weise interpretiert, so dass man sie gar nicht wirklich von seinen Eigengewächsen unterscheiden kann. Denn die brauchen sich nicht hintern den alten Klassikern verstecken. Klar strukturierte und fein arrangierte Songs, die einfach zu gefallen wissen. Die Stücke strahlen eine gelassene Ruhe und dunkle Schönheit aus, die auf den Hörer äußerst beruhigend, an manchen Stellen fast hypnotisierend wirkt. An manchen Stellen, wie z.B. bei „Willow tree“ (Mikey Newbury-Cover) und dem alten Nick Drake-Song „Clothes of sand“, wird durch eine angenehme Streicheruntermalung sogar fast die Grenze zum Kitsch gestreift, während im Gegensatz dazu der Titeltrack „A grave is a grim horse“ und „Western son“ schon fast so etwas wie doomige Countrynummern darstellen. Irgendwo zwischen diesen beiden Eckpunkten bewegen sich die insgesamt elf Stücke des Albums und wirken trotz ihres Wohlklangs stets packend und bemerkenswert intensiv.
Seinen Teil am Gelingen des Ganzen hat sicher nicht nur das Songwriting, sondern auch Produzent Desmon Shea und die beteiligten Mitmusiker, die mit vielen kleinen Details und Ideen für atomsphärische Untertöne sorgen und die Songs so auf eine höhere Ebene bringen. Doch zu keiner Sekunde lässt Steve Von Till den Hörer daran zweifeln, wer die kreativ treibende Kraft hier ist. Zu allgegenwärtig sind seine akustische Gitarre und die einzigartige und charismatische Stimme, die manchmal an einen jungen Tom Waits denken lässt.
Das alles macht A grave is a grim horse zu einem außergewöhnlich guten und hoch emotionalen Album, in dessen Musik und Texte (welche auch im Booklet abgedruckt sind) man sich in ruhigen Stunden nur allzu gerne verliert. Dazu ein Glas Wein (oder besser noch ein guter Whiskey) bei Kerzenschein und der Tag ist gerettet. Einfach hervorragend!
Mario Karl
Trackliste
1 | A Grave is a Grim Horse | 4:02 |
2 | Clothes of Sand | 2:30 |
3 | The Acre | 3:28 |
4 | Willow Tree | 3:42 |
5 | Valley of the Moon | 6:27 |
6 | The Spider Song | 3:25 |
7 | Looking for Dry Land | 6:42 |
8 | Western Son | 4:46 |
9 | Brigit´s Cross | 4:12 |
10 | Promises | 3:06 |
11 | Gravity | 5:40 |
Besetzung
Banjo, Hammond B3, Synth, E-Bow
Gastmusiker:
Desmond Shea: Bass, Hammond B3, Baldwin Fun Machine,
Fender Rhodes, Optigan, Piano, Vibraphone
John Hofer: Drums
Jeffrey Luck Lucas: Cello
Joe Goldring: Electric Guitar
David Phillips: Pedal Steel
Alex Hall: Electric Guitar
Doug Adams: Fiddle
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |