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Orgelkonzerte op. 4
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 15.02.2008 harmonia mundi / helikon harmonia mundi (SACD hybrid (AD: 2006) / Best.nr. HMU 807446) Gesamtspielzeit: 71:05 Internet: harmonia mundi Academy of Ancient Music |
WUNDERSAM
Noch vor nicht allzu langer Zeit bekam man Händels Orgelkonzerte als Virtuosenstücke auf großen Kirchenorgeln voluminös und erhaben dargeboten. Mittlerweile ist jedoch klar, dass Händel die Stücke, die er als Einlage zu seinen Oratorien komponierte, auf kleinen Truhenorgeln in der spezifischen englischen Stimmung gespielt haben dürfte. Vollzieht man dies konsequent nach, erhalten die bekannten Werke auf wundersame Weise einen ganz neuartigen, kammermusikalisch-geheimnisvollen Charakter.
In der Einspielung durch Richard Egarr wird dieser Klangcharakter mehr denn je deutlich. Das agile Orgelspiel auf dem mittelgroßen Portativ produziert einen süßen und schmeichelnden, überwiegend flötenhaften Klang, der bald lustig plaudernd, bald in Anlehnung an menschliche Stimmkünste singend daherkommt. Dass man die Werke hier mit Opern- oder Oratorienarien assoziiert, ist darauf zurückzuführen, dass Egarr die Melodielinie reich verziert. Diese Entscheidung findet ihre musikhistorische Stütze darin, dass eine aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, möglicherweise von einem Vertrauten Händels eingespielte Stiftwalze für die Walzenorgel eben solche Ornamente dokumentiert und zwar, so Egarr im Booklet, sogar in einer noch weit größeren Anzahl. Wer solchen Beweisen misstraut, der wird sich zumindest durch das Resultat überzeugen lassen: Die Konzerte werden von würde- und weihevollen Schwergewichten zu spielerisch leichten, manchmal auch melancholischen Werken. Der warme Ton der Orgel taucht sie dabei in ein weiches, changierendes Licht. Dem Hörer mögen da die Bilder Watteaus vor Augen treten.
Die Leichtigkeit greift auch die Academy of Ancient Music in ihrem Ansatz auf. Punktgenau und doch flexibel werden Akzente gesetzt, die Instrumentalfarben leuchten herrlich klar. Man darf konstatieren, dass das renommierte Orchester seine wohl beste Leistung seit langem abliefert.
Ein besonderer Glücksgriff ist Egarr übrigens bei der instrumentalen Ausgestaltung der letzten beiden Konzerte dieser Opusreihe gelungen: Der für das Continuo verantwortliche William Carter setzt im Konzert Nr. 5 eine Barockgitarre, im Konzert Nr. 6 eine kontrapunktisch geführte Laute ein. Diese korrespondiert hervorragend mit dem zarten Orgelklang und evoziert zusammen mit den pizzicato geführten tiefen Streichern (Bratschen/Kontrabass) sowie den gedämpften Violinen eine geradezu magische, charmante Klangwelt.
Wir wollen hoffen, dass harmonia mundi die Musikfreunde nicht zu lange auf die Einspielung der übrigen Orgelkonzerte in dieser Besetzung und Qualität warten lässt!
Sven Kerkhoff
Trackliste
5-8 Orgelkonzert B-Dur op. 4 Nr. 2 09:42
9-12 Orgelkonzert g-moll op. 4 Nr. 3 09:58
13-16 Orgelkonzert F-Dur op. 4 Nr. 4 14:20
17-20 Orgelkonzert F-Dur op. 4 Nr. 5 07:39
21-23 Konzert B-Dur op. 4 Nr. 6 13:26
Besetzung
Richard Egarr, Orgel und Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |