Reviews
Emigrate
Info
Musikrichtung:
Industrial / Metal / Rock
VÖ: 31.08.2007 Motor (edel) Gesamtspielzeit: 51:48 Internet: http://www.emigrate.eu http://www.myspace.com/emigrateband |
Wenn der Begriff fette Gitarrenwände jemals überhaupt eine Bedeutung hatte... Jetzt hat er eine. Und die heißt Emigrate. War Richard Z. Kruspe ja schon immer für den Brachialsound bei Rammstein mit zuständig, legt er auf dem gleichnamigen Album noch mal heftigst ein paar Kohlen nach. Und hier klingt die Musik trotz der wuchtig harten und vorwärts strebenden Beats eine Prise differenzierter als von Kruspe gewohnt. Was nicht heißen soll, dass diese bisher undifferenziert war. Es geht um die Spur mehr Feinheiten. Bei allen Tracks auf der CD merkt man ohnehin sehr schnell, dass der Musiker das Üben rundweg nicht mehr nötig hat. Der Opener „Emigrate“ hat es dann auch gleich ordentlich in sich. Liegt nun doch Rammstein im Player? Absolut nicht. Aber Kruspe hat die Band nun mal so prägend mitgestaltet, das seine Handschrift klar erkennbar ist. Und er diese Handschrift auch nicht verleugnen kann und wohl auch nicht will.
Wie auf seiner Emigrate-Webseite zu lesen ist, vermisste Richard Z. Kruspe bisher die melodiösen Anteile an seiner (Rammsteins) Musik. Spätestens beim Track „In my tears“ lebt er diese Sehnsucht überraschend gut aus. Der Titel geht fast schon als Pop durch. Fast, denn die knallharten Zwischenriffs, die den Song erst interessant machen, und zum Ende das musikalische Zepter vollends übernehmen, zeigen wo seine Wurzeln sind, und der oft zitierte Hammer hängt.
Ist bei Rammstein dank Till Lindemanns einzigartiger Stimme auch langfristig nicht viel neues zu erwarten, so zeigt sich hier, dass Richard Z. Kruspe durchaus in der Lage ist, nicht nur mit der Gitarre, sondern auch mit der Stimme hervorragende Arbeit abzuliefern. Obwohl er auch auf „Emigrate“ das Stilmittel des extrem dunklen und sonoren Gesangs hin und wieder zu nutzen weiß.
Überraschend neu kommt der Titel „You can't get enough“, der (naja hier übertreibe ich mal zur besseren Darstellung) schon fast balladeske Züge trägt. Bonustracks sind das elektroniklastige „Blood“ sowie das mit harten Riffs versehene aber ansonsten (fast) ruhig dahin plätschernde „Help me“.
Auch wenn es oftmals in die sprichwörtliche Hose geht: Hier entstand mal ein Soloprojekt der Extraklasse. Geradeaus, ohne überflüssige Schnörkel, spannend. Ich persönlich bin ja mal gespannt, ob Richard Z. Kruspe beide Großprojekte langfristig unter einen Hut bringen kann. Oder will... Auf jeden Fall ist Emigrate eine hervorragende CD, die in der Limited Edition in einem erstklassigen Digipack mit einem großartig gestaltetem Booklet daherkommt. Als Anspieltipp kann ich den Opener „Emigrate“ empfehlen. Oder auch jeden anderen Titel auf „Emigrate“. Ansonsten: Kaufen. Punkt.
Andreas W. Fieseler
Trackliste
1 | Emigrate | 4:07 |
2 | Wake up | 3:33 |
3 | My world | 4:17 |
4 | Let me break | 3:35 |
5 | In my tears | 4:43 |
6 | Babe | 4:28 |
7 | New York City | 3:40 |
8 | Resolution | 3:42 |
9 | Temptation | 4:13 |
10 | This is what | 4:38 |
11 | You can't get enough | 4:03 |
12 | Blood (Bonus Track) | 3:34 |
13 | Help me (Bonus Track) | 3:15 |
Besetzung
Henka Johansson: Drums
Arnaud Giroux: Bass
Olsen Involtini: Additional Guitars
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |