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Reviews

Danzig

The lost tracks of Danzig


Info

Musikrichtung: Metal, Düsterrock

VÖ: 29.06.2007

(Evilive/Soulfood)

Gesamtspielzeit: 115:03

Internet:

http://www.danzig-verotik.com

Wenn die Karriere langsam aber sicher ins Stottern gerät oder die kreativen Säfte nicht mehr so recht fließen wollen, beehrt man Fans und Interessierte meistens mit einem Best of- oder Raritätenalbum, um noch ein paar Euros aus den Taschen ziehen zu können. Führt man sich die oben genannte Tatsache vor Augen, ist es eigentlich verwunderlich, dass man im Hause Danzig erst jetzt auf dieses Mittel zurückgreift. Schließlich hat der ehemalige Schinkengott seine besten Zeiten schon eine ganze Weile hinter sich gelassen und konnte trotz nicht von der Hand zu weisendem Talent mit seinen letzten Veröffentlichungen nicht durchgehend überzeugen (auch wenn er selbst das sicherlich anders sehen würde).

Wie der Titel des vorliegenden Doppelalbums bereits vermuten lässt, hat Glenn Danzig tief in seinen Archiven gewühlt und 26 Stücke ans Tageslicht befördert, welche bisher als Demoversionen-, B-Seiten oder Soundtrackbeiträgen ihr Dasein fristeten. Einige Titel lagen nur als Rohformen vor und wurden neu überarbeit, frisch gemixt und mit neuen Gesang-, Bass oder Gitarrenspuren versehen, was der Meister gleich selbst in die Hand nahm. Über The lost tracks of Danzig gibt es vor allem eines zu sagen: schon lange nicht mehr gab es so viele gute Stücke von ihm auf einem Album zu hören! Zwar haben sich erwartungsgemäß ein paar Gurken und weniger gute Stücke auf die Doppel-CD eingeschlichen (z.B. das latent nervige „White devil rise“ oder „I know you lie“), aber diese sind glücklicherweise in der Unterzahl. Dafür gibt es zahlreiche Titel bei denen es wirklich schade gewesen wäre, sie in irgendwelchen Kellern verschimmeln zu lassen.

So zum Beispiel gleich zu Beginn das ziemlich rockige „Pain is like an animal“ oder „Angel of the seventh dawn“, welches qualitativ und klanglich aus Zeiten von Danzig II-Lucifuge zu stammen scheint. Ebenfalls erwähnenswert auf Scheibe Nr. 1 ist auch das an „Blood and tears“ erinnernde „Cold, cold rain“. Klingt vielleicht etwas schmalzig, aber ist eine wirklich tolle melodiöse Ballade. Weiter ist hier auch noch eine akustische Version des für Johnny Cash gedachten und mit Jerry Cantrell (Alice in Chains) auf Blackacidevil verwursteten „Come to silver“. So wie hier muss der Song klingen und nicht anders. Auf CD 2 lassen besonders die beiden Titel „Crawl across your killing floor“ und „Bound by blood“ aufhorchen. Beides melancholische Düstertracks welche Glenn Danzig von seiner besten Seite zeigen und absolute Highlights darstellen. Kaum zu glauben, dass diese beiden aus seiner späteren Phase stammen sollen. Auch das flotte „Soul eater“ hat einen gewissen Charme, auch wenn Glenn die Rolle als Rocker nicht ganz so gut steht.

Die einzelnen Songs wurden in chronologischer Reihenfolge auf die beiden CDs gepresst, so dass man sich ein gutes Bild über die Entwicklung des Projekts Danzig machen und die Stücke den einzelnen Bandphasen zuordnen kann. So reicht die Palette von Songs welche noch aus der späten Samhain-Zeit hervorgingen, über Outtakes der umstrittenen Industrialphase rund um Blackacidevil bis zu alternativen Version zweier Tracks aus 6:66 Satan’s child. Also die Entwicklung von leicht punkig und bluesig angehauchtem Düsterrock mit einem apokalyptischen Elvis, hin zu metallischen Tracks mit doomiger Atmosphäre und Elektronikeinsatz. Dazwischen wurden auch mit T-Rex’s „Buick McKane“, The Germs’ „Caught in my eye“ und Bowie’s „Cat people“ mal mehr (Bowie, sehr gut!), mal weniger gelunge Coverversion (Germs) verarbeitet.

Wie für Outtakes- und Raritätenalben üblich, entspricht der Sound der enthaltenen Songs nicht immer dem Standart, aber dies nimmt man aufgrund des dokumentarischen Charakters gerne in Kauf. Aber bei den meisten der 26 Stücke gibt es in dieser Richtung auch wenig zu bemängeln. Ebenfalls nichts zu bemängeln gibt es in Sachen Aufmachung. „The lost tracks of Danzig“ kommt in einem schicken Digibook daher und enthält umfangreiche Linernotes in denen Glenn Danzig auf die einzelnen Songs eingeht. Zusammenfassen ist diese Doppel-CD eine wirklich lohnenswerte Sache geworden und um Ligen besser und einfallsreicher als eine lieblose Best-of-Zusammenstellung. Zudem gibt es hier einiges Interessantes zu entdecken und macht das ganze für Fans gar essentiell. Danzig-Neulinge sollten sich allerdings zuerst über die Alben I bis IV hermachen und sich dann erst hierzu vorarbeiten.



Mario Karl

Trackliste

CD1:
01. Pain Is Like An Animal (3:46)
02. When Death Had No Name (5:34)
03. Angel of the Seventh Dawn (4:41)
04. You Should be Dying (4:17)
05. Cold, Cold Rain (4:29)
06. Buick McKane (4:23)
07. When Death Had No Name (5:21)
08. Satans Crucifiction (3:45)
09. The Mandrake's Cry (3:18)
10. White Devil Rise (4:41)
11. Come to Silver (Acoustic) (3:22)
12. Deep (3:51)
13. Warlok (3:55)

CD2:
01. Lick the Blood Off My Hands (4:36)
02. Crawl Across Your Killing Floor (6:50)
03. I Know Your Lie (3:45)
04. Caught In My Eye (4:14)
05. Cat People (5:28)
06. Bound by Blood (5:26)
07. Who Claims the Soulless (3:35)
08. Malefical (4:51)
09. Soul Eater (3:43)
10. Dying Seraph (5:22)
11. Lady Lucifera (3:49)
12. Under Belly of the Beast (4:06)
13. Unspeakable (Shango Mix) (3:55)
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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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