Reviews
Given to the rising
Info
Musikrichtung:
Postcore, Progressive Doom
VÖ: 11.05.2007 (Neurot Recordings/Cargo) Gesamtspielzeit: 70:46 Internet: http://www.neurosis.com |
In den letzten Jahren geisterte der Namen Neurosis oft durch die Presse. Zwar war es um die Band selbst relativ ruhig, doch fiel der Bandname oft als Impulsgeber und Haupteinfluss für junge (und zugegeben recht erfolgreiche) Bands wie Mastodon, Cult of Luna, Isis und eine Legion andere Gruppen, für welche die Schublade „Postcore“ oder ein ähnliches Hirngespinst erfunden wurde.
Es wurde also Zeit, dass der Oakland-Fünfer sich wieder mit einem eigenen Werk zu Wort meldet um der Welt zu zeigen, wer nach wie vor die Meister dieser Disziplin sind. Dieses findet nun weltweit über das bandeigene Label Neurot Recordings unter dem Namen Given to the rising seinen Weg in die Händlerregale. Und was soll man dazu sagen, das Album reiht sich wunderbar in die Diskografie der Band ein und stellt einen weiteren anbetungswürdigen Monolithen aus Doom, Hardcore, Ambient, Prog und Metal dar, wie ihn nur diese Band erschaffen konnte.
Given to the rising steigt mit der gleichnamigen Doomwalze und seinem schweren Gitarrenriff ohne große Vorbereitungen mitten ins Geschen ein und frisst sich mit der Urgewalt eines Bulldozers ins Bewusstsein des Hörers. Im weiteren Verlauf wechseln sich zurück gezogene Soundscapes mit weiteren Gitarrenwänden ab und schaffen eine Atmosphäre der man sich (sofern man sich darauf bereitwillig einlässt) nicht entziehen kann. Mal verstörend, mal hypnotisch, inspirierend, psychedelisch oder von Zeit zu Zeit sogar entspannend. Ein Gefühl welches schwer in Worte zu fassen ist. Nur eines ist es nicht: langweilig.
Die Band begeht niemals den Fehler sich in schwebenden Soundscapes zu verlaufen und setzt wieder verstärkt auf treibende Gitarrenriffs um ihre Musik auf eine weitere Evolutionsstufe zu stellen. Dadurch klingt dieses Album rauer und man fühlt sich fast versucht es sogar als bodenständiger wie den Vorgänger In the eye of every storm zu bezeichnen. Mischpultguru und Bandintimus Steve Albini (u.a. Helmet, Nirvana, PJ Harvey) setzte den Neurosis-Sound wieder perfekt ausbalanciert und warm klingend in Szene, so dass auch hier keine Abstriche gemacht werden müssen.
Given to the rising sollte man in seiner ganzen Erhabenheit genießen, doch möchte ich noch ein paar Songs herausstellen. Zum einen „At the end of the road“. Ein regelrechter Psychotrip der es in sich hat. Beginnt etwas brummig ambientartig, gleitet langsam dahin während im Hintergrund gesprochene Wortfetzen zu vernehmen sind, bevor der Song, durch massive Gitarrenriffs angefeuert, sein Ende findet. „To the wind“ dürfte sich zum Hit des Albums entwickeln. Er wirkt anfangs mit seinen positiv klingenden, gezupften Gitarrenakkorden regelrecht friedfertig, bevor die Band ihn in eine Midtempo-Metalnummer verwandelt. Auch hier darf ein beschwörerischer Mittelteil nicht fehlen um dem harschen Gesang am Ende einen guten Kontrast gegenüber zu stellen.
„Hidden faces“ ist die kürzeste und für Neueinsteiger einfachste Nummer auf Given to the rising. Ein treibender und intensiver Song im Laut-/Leise-Format mit 70s-arigen Keys die unauffällig im Hintergrund agieren. Sehr stark. Das passend betitelte „Distill“ bringt kurz vor Schluss noch einmal die postrockige Essenz der ganzen CD zu Ausdruck. Atmosphärische Klänge wechseln sich mit der akzentuierten Gitarren- und Schlagzeugarbeit ab, die zum Besten des auf Given to the rising Gehörten zählen. „Origin“ ist der perfekte Schlusstrack. Er ist fast bis zum Ende wie ein stiller Fluss, bevor er sich in einen reißenden Strom verwandelt und ganz abrupt endet, wie das Album auch begonnen hat. Anschließend steht man da, schnappt nach Luft und wundert sich in welchen Sphären man sich die letzte Stunde aufgehalten hat.
Neurosis haben bereits seit geraumer Zeit ihren eigenen musikalischen Kosmos jenseits von Gut und Böse geschaffen und Given to the rising erweitert diesen wieder um eine Dimension. An diesem großartigen Werk wird sich die Konkurrenz sicher wieder die Zähne ausbeißen. Zum Schluss gibt es nur noch eines zu sagen: Kaufen!
Mario Karl
Trackliste
1 | Given to the rising | 8:55 |
2 | Fear and sickness | 7:13 |
3 | To the wind | 7:37 |
4 | At the end of the road | 8:25 |
5 | Shadow | 2:26 |
6 | Hidden faces | 5:33 |
7 | Water is not enough | 7:03 |
8 | Distill (Watching the swarm) | 9:13 |
9 | Nine | 2:28 |
10 | Origin | 11:48 |
Besetzung
Steve Von Till (v, g)
Dave Edwardson (b)
Noah Landis (key)
Jason Roeder (dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |