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Weill, K. (v. Magnus)

Tonight

Info Musikrichtung: Moderne VÖ: 07.08.2006 Preiser Records / Naxos (CD, DDD (AD: 2006) / Best.nr. PR 90726) Gesamtspielzeit: 69:44 Internet: Preiser Records

Aus der "Dreigroschenoper" ist uns das Phänomen vertraut: Die Musik Kurt Weills (1900-1950) zieht Musiker und Künstler ganz unterschiedlicher Fächer an, ja bisweilen meint man sogar, für diese Stücke auf eine ausgebildete Stimme verzichten zu können. Ganz so weit würde dann bei den Liedern und Songs aus den Broadway-Musicals wohl doch niemand gehen wollen, aber die Palette der Sängerinnen, die diese Musik in ihrem Repertoire haben, reicht von Catarina Valente über Anne Sofie von Otter, Kiri Te Kanawa bis zu Dawn Upshaw. Dieser illustren Reihe schliesst sich nunmher die österreichische Mezzosopranistin Elisabeth von Magnus an.

Auf ihrem Weill-Album versammelt sie höchst unterschiedliche Stücke, die vom frühen, hochpolitischen Lied ("Zu Potsdam unter den Eichen", 1928) bis hin zum späten Musical ("Lost in the Stars", 1949) reichen. Gerade diese Musical-Auszüge gelingen ihr ganz wunderbar. Sie präsentiert sie zurückhaltend, stimmlich feinsinnig, klar artikuliert und mit melancholischer Sehnsucht. Man wähnt sich so allerdings weniger auf dem Broadway, als einsam zu später Stunde an der Bar. Den melodischen Reiz der Werke und ihre aus der Vermischung von europäischer und amerikanischer Tradition fliessende Faszination schmälert das aber keineswegs.

Unbefriedigend ist nur, dass von Magnus es unterlässt, den Kontrast zu den frühen Liedern herauszuarbeiten. So erklingen das prophetische "Zu Potsdam unter den Eichen" oder das wunderbar gehässige Spottlied auf "Schicklgruber" alias Adolf Hitler, ebenso wie das unverändert aktuelle "Krone des Gewinns" in einem viel zu freundlichen Gewand. Der verruchte Grundton, der Mut zur Häßlichkeit, den diese Stücke brauchen, fehlt Elisabteh von Magnus - auch wenn sie sich auf dem Cover mit Sonnenbrille und Hut gerne verwegen geben möchte.
Ihr Klavierpartner Jacob Bogaart würde hier mit seinem ausdifferenzierten Spiel hörbar gerne weiter gehen, als die Sängerin es zulässt.

Ein höchst ärgerliches Manko der Produktion besteht darin, dass man im Booklet vollständig darauf verzichtet hat, die Texte abzudrucken und sich damit begnügt, denn Inhalt der einzelnen Stücke nur kurz zusammengefasst wiederzugeben.

Sven Kerkhoff