Reviews
Kantaten BWV 18, 106, 150
Info
Musikrichtung:
Barock Kantate
VÖ: 19.10.2005 Mirare / Harmonia Mundi CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. MIR 002 Gesamtspielzeit: 49:00 |
BACHS KANTATEN ALS ENSEMBLEKUNST
Diese Produktion mit drei frühen Kantaten Johann Sebastian Bachs darf gleich mehrfacher Hinsicht Referenzcharakter beanspruchen. So überzeugt die Kleinstbesetzung mit nur vier Sänger/innen und zehn Instrumentalisten hier vollkommen. Es handelt sich nicht um eine musikwissenschaftliche Demonstration, sondern um eine beseelte Interpretation. Zu keinem Augenblick wirkt die Musik auf ihr Skelett reduziert. Der Klang ist körperlich und präsent, dabei zugleich anrührend intim und von delikater, durchscheinender Farbigkeit.
Instrumente und Stimmen befinden sich im perfekten Gleichgewicht und können zugleich mit der Finesse eines Madrigalensembles miteinander agieren bzw. aufeinander reagieren: Flexibel folgen sie dem Text und realisieren dabei jede Nuance musikalischer bzw. verbaler Rhetorik. Die Detailfreude geht jedoch nicht auf Kosten der Geschlossenheit. Wesentlichen Anteil an dieser schlicht idealen Umsetzung haben die Stimmen der vier Solisten: So prägen die vier sehr unterschiedlichen Timbres zum einen den Solopartien ihren persönlichen Stempel auf, verbinden sich zum anderen aber auch wie selbstverständlich zum Ensemble.
Sensibilität und Expressivität halten sich glücklich die Wage. Endlich einmal man eine Interpretation geboten, die sich weder in angestrengt wirkender pietistischer Zurückhaltung übt noch die religiöse Botschaft mit grellen Opernfarben malt.
Unter der Leitung des Gambisten Philippe Pierlot ist dem Ricercar Consort eine wirklich einprägsame Einspielung gelungen. Lediglich die Spielzeit scheint mit knapp 50 Minuten etwas knapp bemessen - da wünscht man sich doch wenigstens eine Fortsetzung mit weiteren Kantaten aus Bachs Leipziger Zeit!
Georg Henkel
Trackliste
06-10 Actus Tragicus (Gottes zeit ist die allerbeste Zeit) BWV 106
11-17 Nach, dir Herr, verlanget mich BWV 150
Besetzung
Caros Mena (Altus)
Jan Kobow (Tenor)
Stephan McLeod (Bass)
Ricercar Consort
Philippe Pierlot (Gambe und Ltg.)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |