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Reviews

Lully – Rameau – Gluck u. a. (Gens – Rousset)

Tragédiennes. Arien und Instrumentalstücke aus französischen Barockopern des 17. Jahrhunderts


Info

Musikrichtung: Barockoper

VÖ: 12.05.2006

Virgin / EMI
CD (AD DDD 2005) / Best. Nr. 34676229


Gesamtspielzeit: 69:54

OHRENSCHMAUS

Nachdem sich die französische Sopranistin Veronique Gens ihr Repertoire in den vergangenen Jahren kontinuierlich erweitert hat und über Mozart bis zu Hector Berlioz vorgestoßen ist, kehrt sie mit dieser Produktion zu ihren Wurzeln zurück - der französischen Barockmusik, genauer: der Oper. In den 1990er Jahren war sie im Ensemble Les Arts Florissants unter William Christie als Solistin hervorgetreten. Ihre einst seraphenschlanke Stimme hat sich seitdem ständig entwickelt: Zwar hat sie ihre Leichtigkeit behalten, ist aber sehr viel nuancierter, fraulicher und reifer geworden. Vor allem in den tiefen Registern hat sie an Volumen und Ausdrucksintensität gewonnen, gestützt durch ein gut kontrolliertes Vibrato.

Mit diesen stimmlichen Potentialen widmet Gens sich nun den großen Tragödinnen der Barockoper Frankreichs, unter anderem Armide (Lully und Gluck), Phedre und Télaïre (Rameau), Circé (Leclair), Iphigénie (Gluck) - Charakteren also, die zwischen extremen Gefühlszuständen hin und her gerissen sind und sich meist in einer unmöglichen Liebe verzehren.
Die gereifte Stimme der Gens mag Freunden „puristischer“ kristallklarer Deklamation und feingesponnener, vibratoloser Melodiebögen vielleicht nicht immer zusagen. Dabei ist die Sängerin wahrlich nicht der Typ für vokale Exaltationen. Die Spannung der Darbietung erwächst einer ausgesprochen konzentrierten, verinnerlichten Interpretation, die die Affektschablonen regelrecht psychologisiert. Diese bis in die einzelne Note differenzierte Gestaltung der Partien überzeugt und bewegt.
Was diese Produktion überdies zu einem Ohrenschmaus macht, sind die zahlreichen instrumentalen Nummern: Ouvertüren und Tänze aus den Opern, denen auch die großen Arien entnommen sind. Les Talens Lyriques unter Christophe Rousset spielen diese Musik kultiviert und durchsichtig. In geschmeidiger Phrasierung werden die Details plastisch herausgearbeitet. So wird diese Produktion zu einer bündigen Einführung in die Welt der französischen Barockoper, die selbst eingefleischte Italianisten reizen dürfte.



Georg Henkel

Trackliste

LULLY
Armide
Enfin il est en ma puissance 4:17
Ouverture 2:13
Venez, venez, Haine implacable 1:10
Passacaille 3:56

CAMPRA
Le Carnaval de Venise
Mes yeux, fermez-vous à jamais 4:00

RAMEAU
Hippolyte et Aricie
Prélude de l’Acte III 1:40
Cruelle mère des amours 5:11
Chaconne 3:09
Castor et Pollux
Tristes apprêts 4:11
Chaconne 4:57
Les Fêtes de Polymnie
Que ses regrets m’ont attendrie 2:58

MONDONVILLE
Isbé
Désirs toujours détruits 3:57

LECLAIR
Scylla et Glaucus
Ouverture 5:45
Et toi, dont les embrasements... Noires divinités 3:45
Premier Air des démons 1:50
Brillante fille de Latone 0:42
Deuxième Air des démons 1:16

ROYER
Le Pouvoir de l’Amour
L’objet qui règne dans mon âme 2:51
Zaïde, reine de Grenade
Dieu des amants fidèles 2:06

GLUCK
Iphigénie en Aulide
Dieux puissants que j’atteste...
Jupiter, lance la foudre! 3:32
Armide
Enfin, il est en ma puissance 6:28

Besetzung

Véronique Gens: Sopran soprano
Les Talens Lyrique
Christophe Rousset: Leitung
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger