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Sonaten für Klavier und Violine
Info
Musikrichtung:
Wiener Klassik
VÖ: 01.04.2006 Accent Records / Note 1 (5 CD, DDD (AD: 1991-2005) / Best.nr. ACC 20041) Gesamtspielzeit: 298:47 Internet: Accent |
VOLLENDET
Sigiswald Kuijken und sein Klavierpartner Luc Devos ist es gerade noch rechtzeitig zum Mozart-Jahr gelungen, ihre 1991 begonnene Einspielung der Violinsonaten zu komplettieren. Nun kann man das Resultat dieser jahrelangen Beschäftigung auf 5 CDs genießen, die das Label Accent Records in einer (preisgünstigen) Box zusammengefasst hat.
Den Reiz bezieht die Produktion nicht zuletzt daraus, dass hier sämtliche Sonaten auf historischen Instrumenten eingespielt wurden. Gerade durch den rauhen Klang des Fortepianos verändert sich dabei ihr Charakter nachhaltig.
Kuijken und Devos wissen dies interpretatorisch zu nutzen. Sie fegen jede Harmlosigkeit oder romantische Übertünchung konsequent hinweg. Ihr Spiel ist erfrischend musikantisch und legt viel von dem revolutionären, neuartigen Geist dieser Kammermusik offen. Man höre nur einmal das stürmisch angegangene, bisweilen abgründige Allegro aus der G-Dur Sonate KV 379. Die Tempi sind bis in die langsamen Sätze hinein durchweg zügig gewählt.
Fast schon überdeutlich und gründlich arbeiten die Interpreten die Spannbreite des Ausdrucksspektrums heraus: Vom spitzbübischen Humor über burleske Fröhlichkeit, von abgrundtiefer Traurigkeit bis zu sanfter Melancholie, von kraftvoller Kampfeslust bis zum tänzerischen Gestus. Ihr Zusammenspiel ist dabei so überaus präzise, dass eine echte musikalische Seelenverwandtschaft spürbar wird.
Devos´ Zugriff mag man bisweilen als zu aggressiv, zu lautstark empfinden und würde sich in manchem Andante wünschen, er brächte mehr Geduld auf, die Linien dauerhaft sanglich auszuführen.
Das ändert aber nichts daran, dass diese Gesamteinspielung die Konkurrenz locker aus dem Feld schlägt. Hier sind die Sonaten endlich weit mehr, als bloße Schülerliteratur und werden zu einem eigenen, verblüffend vielgestaltigen Kosmos mozart´scher Musiksprache.
Man kann sich daran einfach nicht satthören.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Sonate G-Dur KV 379 22:09
Sonate Es-Dur KV 380 20:03
Sonate A-Dur KV 526 27:04
CD 2
Sonate D-Dur KV 306 27:58
Sonate B-Dur KV 378 22:27
Sonate Es-Dur KV 481 23:27
CD 3
Sonate C-Dur KV 296 19:32
Sonate F-Dur KV 376 19:02
Sonate B-Dur KV 454 25:03
CD 4
Sonate G-Dur KV 301 16:50
Sonate Es-Dur KV 302 14:46
Sonate in C-Dur KV 303 10:58
Sonate e-moll KV 304 13:23
Sonate A-Dur KV 305 16:26
CD 5
Sonate F-Dur KV 377 19:39
Besetzung
(Instrument: Giovanni Grancino, Mailand um 1700)
Luc Devos, Fortepiano
(Instrumente: C. Kelecom, Brüssel 1978 und BRüssel 2001, jeweils nach J.A. Stein, Augsburg 1788)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |