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Charpentier, M.-A. (Desenclos)

Méditations pour le Carême

Info Musikrichtung: Barock vokal / instrumental VÖ: 01.04.2006 Alpha / Note 1 CD DDD (AD 2005) / Best. Nr. Alpha 081 Gesamtspielzeit: 60:10

Marc-Antoine Charpentiers zehn Méditations pour le Carême führen direkt ins Herz der Passionszeit hinein: Die Leiden Christi werden in Form klein besetzter, gleichwohl ungemein dicht und ausdrucksvoll komponierter musikalischer Vignetten den Hörenden „vor Ohren“ gestellt. Nahtlos verbinden sich Passionsszenen mit kontemplativen Betrachtungen, nüchterner Evangelienbericht mit gefühlsbetonten Kommentaren. Abschnitte aus dem Alten und Neuen Testament verschmelzen mit liturgischen Texten (Nr. 7) oder freier religiöser Dichtung wie dem Stabat Mater (Nr. 8). Nur drei Männerstimmen und Continuo benötigt Charpentier, um z. B. auf kleinstem Raum ein regelrechtes Oratorium zu inszenieren (Nr. 5: Verleugnung des Petrus; Nr. 6: Jesus vor Pilatus). Gerade wegen der Konzentration der Mittel ist diese Musik reich an Ausdruck und Stimmungen. Zugleich vermeidet sie jeden nur äußerlichen Effekt und aufdringliche Virtuosität.

Das Ensemble Pierre Robert findet genau die Mitte zwischen einer theatralisch bewegten und einer liturgisch strengen Deutung. Marcel Beekman, Robert Getchell und Robert Muuse agieren in den homophonen Abschnitten mit der Finesse eines gut aufeinander eingespielten Streichtrios. Dann wieder treten die Sänger in den Ensembles oder solistischen Abschnitten mit ihren individuellen Timbres deutlich hervor.
Ergänzt werden die Meditations durch einige Elevationsmotetten, die zur Erhebung der Hostie bei der Wandlung gesungen wurden. Orgelstücke von Grigny und Lebègue, von Frédéric Desenclos auf einer brillanten und volltönenden französischen Barockorgel gespielt, lockern das Programm auf. Die klare Diktion und prägnante, farbenreiche Instrumentalbegleitung finden in der auf Räumlichkeit bedachten Klangregie optimale Unterstützung.

Georg Henkel