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Bach, J. S. (Schmitt)

Sei Solo a Violino senza Basso accompagnato I

Info Musikrichtung: Violine solo VÖ: 01.10.2005 Alpha / Note 1 CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. Alpha 088 Gesamtspielzeit: 79:21

Gelöst, frei und doch von bewegender Ausdruckskraft. So lässt sich Hélène Schmitts erste Folge mit J. S. Bachs berühmten Sechs Sonaten und Partiten für Violine solo charakterisieren. Man muss nicht um die von der Bachforscherin Helga Thoene aus dem Notentext herauspräparierten barockmystischen Zahlen-Alphabete, Choralzitate und Glaubensbekenntnisse wissen (oder gar an deren Existenz glauben), um von dieser mal geheimnisvoll sinnlichen, dann wieder herausfordernd spröden Musik fasziniert zu sein. Allein die klingende Substanz ist derart reich und stellt so hohe technische, emotionale und intellektuelle Anforderungen an jeden Interpreten, dass man selbst einem Scheitern auf hohem Niveau Respekt zollen muss.

Hélène Schmitt scheitert nicht. Ihr gelingt auf glückliche Weise, das sangliche Element und die expressive Energie der Musik mit den harmonisch-konstruktiven Perspektiven in Einklang zu bringen. Weder begnügt sie sich mit einer vermeintlich sicheren, in Wahrheit aber nur akademisch glatten Lesart, noch läuft sie Gefahr, ihre Interpretation „historisierend“ zu überziehen. Individueller Ausdruck? - Ja, aber immer im Geist der Musik. Da klingen viele der Sätze wie in einem glücklich inspirierten Moment frei improvisiert, fließen natürlich und organisch, ohne Härten: unendliche Melodie und großer Atem. Daneben blitzt aber auch immer wieder schalkhafter Humor auf (Partita Nr. 1, Tempo de Borea) und impulsive Energie trägt die Violine in den schnellen Sätzen davon. Die monumentale Ciaccona am Ende der 2. Partita schließlich, sozusagen das chef d’œuvre des ganzen Zyklus’, gerät Schmitt zu einer getanzten Passion.

Kurz: Man lauscht dieser poetischen Interpretation gebannt und ergriffen. Auch das geradezu körperlich volle und direkte Klangbild lässt nichts zu wünschen übrig.

Georg Henkel