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The Flowering & Fading of Love (6 Kantaten)
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 18.07.2005 Naxos / Naxos (CD, DDD (AD: 2003) / Best.nr. 8.557573) Gesamtspielzeit: 78:50 Internet: Naxos |
CHARMANT
Attilio Ariosti (1666-1729) ist uns heute kaum noch ein Begriff, obwohl ihn die Zeitgenossen in einem Atemzug mit Händel und Bononcini nannten. Nach Stationen in Mantua, Berlin und Wien zog es den Komponisten 1716 nach London, wo später auch dieser Kantatenzyklus entstand. Die Kammerkantaten mit ihrem Charakter zwischen anmutiger Schlichtheit und musikalischer Verfeinerung erinnern eher an die beliebten Schäferspiele des Barockzeitalters, als an die Oper jener Tage, obwohl Ariosti auch einige Bühnenwerke schuf. In der musikalischen Diktion stehen sie tatsächlich Bononcini nahe. Zudem findet sich mancher Anklang an den Stil Alessandro Scarlattis und Antonio Caldaras. Hingegen wird der dramatische Ansatz händel´scher Prägung nicht nachhaltig aufgegriffen.
Die wechselnde Stimmung der sich um das Werden und Vergehen der Liebe drehenden Texte, sowie die unterschiedliche Instrumentation (neben dem wechselnd besetzten Basso Continuo teils Flöte und Violine) sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkeimt.
Dass aber letztlich weit mehr als das bei dieser Produktion herausgekommen ist, verdankt sich der bravourösen Leistung des Ensembles Musica Solare. Mit viel Liebe zum Detail, spielerischer Genauigkeit und leichtem Schwung gehen die Musiker an die Sache heran. Dabei nimmt vor allem die Darbietung der Sängerinnen sogleich für sich ein: Während Laurie Reviol die Sopranpartie der ersten drei Kantaten mit etwas mehr Theatralik gestaltet, schattiert die Altistin Truike van der Poel bei den folgenden drei Stücken sparsam, aber wirkungsvoll. Beide verfügen dabei über junge, schlanke Stimmen, die in diesem kammermusikalischen Rahmen ideal zur Geltung kommen.
Kaum weniger ausdrucksstark agiert Darja Großheide auf der Traversflöte, aber auch die übrigen Instrumentalisten ziehen auf höchstem Niveau mit.
Die enorme Entwicklung, die die Barockinterpretation im Zuge der historischen Aufführungspraxis gemacht hat, wird hier erkennbar: Ein weitgehend unbekanntes Ensemble bietet im Rahmen eines Low-Budget-Labels (das übrigens für seine Innovationsfreudigkeit kürzlich den Award als "Label of the year" einstecken durfte) eine vollständig überzeugende, überaus charmante Weltersteinspielung.
Da trübt es die Freude nicht, dass die Zugaben (Triosonaten von Locatelli und Vivaldi) eigentlich nicht recht sinnvoll zum Kantatenzyklus passen wollen.
Sven Kerkhoff
Trackliste
1-4 Kantate "La Rosa" 09:51
5-7 Kantate Nr. 2 "L´Amore Onesto" 09:38
8-11 Kantate Nr. 3 "L´Olma" 13:07
12-15 Kantate Nr. 4 "Libertà acquistat in Amore" 09:12
16-18 Kantate Nr. 5 "Il Naufragio" 11:21
19-22 Kantate Nr. 6 "La Gelosia" 09:24
23-26 Locatelli: Triosonate in e-moll 08:58
27-29 Vivaldi: Triosonate D-Dur, RV 84 07:19
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |