Reviews
Toccate & Corenti (1657)
Info
Musikrichtung:
Cembalo
VÖ: 01.07.2005 Alpha / Note 1 CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. Alpha 077 Gesamtspielzeit: 78:15 |
PIKANTES VOM CEMBALO
Der Beiname dal Violino verrät es: Die Zeitgenossen schätzen den römischen Komponisten Michelangelo Rossi (um 1602-1656) vor allem als Geigenvirtuosen. Musikgeschichtlich bedeutend ist er jedoch wegen seiner Cembalo- und Orgelstücke. Die Sammlung mit den 1657 gedruckten Toccaten e Corenti, die der Cembalist Jörg-Andreas Bötticher hier frisch eingespielt hat, beweist einmal mehr, wie modern die Alte Musik sein kann.
Die abrupten thematischen, harmonischen und rhythmischen Wechsel erinnern zunächst an vergleichbare Werke Girolamo Frescobaldis (1583-1643). Aber Rossi geht ganz eigene Wege, spielt den Ball seines älteren Kollegen sozusagen mit neuer Kraft zurück. Insgesamt wartet er mit einer sehr viel großzügigeren Linieführung und breiterer Verarbeitung des Materials auf. Mögen sich die Einfälle auch hier und da überschlagen: Dieser Komponist versteht es, die Musik sich in regelmäßig gebauten, oft kontrapunktisch dichten Abschnitten großräumig entfalten zu lassen, den Klang durch reiche Verzierungen aufzulockern und seine melodischen Einfälle systematisch auszuwerten. Das verleiht der Musik einen Schwung und eine Beweglichkeit, die den Kompositionen Frescobaldis bei aller Schönheit doch etwas abgehen. Die harmonischen Kühnheit, die am Anfang der VI. Toccata sogar die Polytonalität der Spätromantik vorwegzunehmen scheint, sorgen immer wieder für überraschende Wendungen. Der gekonnte Einsatz der Chromatik lässt diese Stücke wie eine Folge exotischer Gerichte vorbeiziehen: Jeder Takt birgt neue „Geschmacksnuancen“.
So lauscht man Rossis Temperamentwechseln und Modulationen für rund 80 Minuten mit Spannung. Das ist nicht zuletzt der Verdienst von Jörg-Andreas Bötticher, der auf seinem wohlklingenden Instrument italienischer Bauart ebenso überlegt wie spielfreudig zu Werke geht und die Musik schwung- und spannungsvoll zu gestalten weiß.
Georg Henkel
Trackliste
01. Toccata prima (3’08)
02. Corrente terza (0’57)
03. Toccata seconda (3’21)
04. Corrente quarta (1’01)
05. Toccata terza (3’51)
06. Corrente prima (0’50)
07. Toccata quarta (3’56)
08. Corrente (Fabritio Fontana, Rome, Bibl. Vat.) (1’30)
09. Toccata quinta (4’11)
10. Versetto II (0’57)
11. Versetto I (0’35)
12. Corrente nona (2’25)
13. Toccata sesta (3’13)
Bernardo Storace (XVIIe siècle)
14. Ciaccona do Majeur, Selva di varie compositioni, Venetia 1664 (5’54)
Michelangelo Rossi
15. Partite sopra La Romanesca (3’11)
16. Toccata settima (3’55)
17. Corrente settima (1’21)
18. Toccata ottava (4’56)
19. Corrente ottava (1’02)
20. Corrente decima (1’24)
21. Toccata nona (3’50)
Luigi Rossi
22. Passacaille del seigneur Luigi, Manuscrit Bauyn, Paris (2’22)
Michelangelo Rossi
23. Corrente sesta (1’42)
24. Toccata decima) (5’12)
25. Corrente quinta (0’52)
26. Toccata (2’26)
27. Toccata (3’41)
28. Corrente seconda (1’06)
29. Toccata (4’31)
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |