Reviews
Oriental Winds of the Baroque
Info
Musikrichtung:
Barock / Renaissance / Afrikanischer Folk / Nordischer Folk
VÖ: 22.03.2019 (Simax Classics) Gesamtspielzeit: 53:06 Internet: https://www.grappa.no/no/albums/simax-classics/oriental-winds-of-the-baroque/ |
Auf dem ersten Blick könnte man meinen, dass sich die hier zu hörenden Ausnahmemusiker auf Oriental Winds of the Baroque einem der seltsamsten „Crossover“ unterschiedlicher Kulturen zuwenden. Wird hier doch tatsächlich barocke, europäische Musik des 16. Jahrhunderts mit afrikanischem Folk, nordischem Folk, Südamerikanischem Folk und aus einem orientalischer Musik vermischt.
Aber eigentlich ist es ganz anders. Denn die barocke Musik und auch die Musik der Renaissance entstand ein Zusammentreffen der unterschiedlichsten Kulturen in der Urzeit der Globalisierung. Forscher und Entdecker, Reisende, Soldaten und geistliche brachten Klänge von ihren Reisen mit, Einwanderer aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt brachten ebenfalls ihre Kultur und ihre Musik mit nach Zentraleuropa. Und so entstand nicht nur eine völlig neue Besiedelung Europas und eine neue Kultur, sondern auch eine neue Musik, bzw. die bestehende Musik wurde beeinflusst und verändert.
Auf diese Reise begeben sich die Musiker dieses Essembles, indem sie sich einige traditionelle Stücke herausgepickt haben und diese mit den erwähnten Einflüssen neuinterpretiert. Hierbei entstanden wundervoll interpretierte, traditionelle Stücke mit eingewobenen Klängen der genannten Folkloren. Und siehe da, diese fügen sich zumeist tatsächlich sehr organisch ein. Da funktionieren afrikanische Gesänge über spätmittelalterlichen Klängen ebenso, wie perkussive Elemente aus dem Orient. Da funktionieren barocke Violinenklängen mit Maultrommel.
Hört man tief in diese Stücke, merkt man auch, dass die beim ersten Hören vielleicht fremdartig wirkende Gesänge oder Instrumente tatsächlich irgendwie schon immer da waren, nur halt „europäischer“ interpretiert.
Oriental Winds of the Baroque ist mit ihrem unbetiteltem Debüt etwas gelungen, was den Völkern dieser Welt momentan scheinbar nicht gelingen will: eine perfekte Symbiose ihrer Kulturen, die dann irgendwie etwas neues erschafft. Ein wenig ist dieses Album das beste Dead-Can-Dance-Album, das diese schon einige Jahre nicht gemacht haben. Eine wunderbare Songsammlung die kulturell überbordend ist, ohne über das Ziel hinauszuschießen. Hier ist kein Ton zu viel und jedes Instrument an der richtigen Stelle.
Es ist wieder einmal wunderbar anzuhören, wie insbesondere die Musik in der Lage ist, Grenzen zu überschreiten und Völker zu verbinden. Und das hat sie schon immer getan. Und genau das zeigt dieses wundervolle Album auf. Jeder der diese Klänge hört, muss eigentlich sofort alle Ängste und Sorgen vor dem Neuem verlieren.
Musikalisch perfekt eingespielt und produziert. Viel mehr geht nicht.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1.1 Le Vent Composed By – Sereba*, Nystrøm*
1.2 Sarabande From 14'éme Concert Le Gôuts Réunis Composed By – Francois Couperin*
2 Dochtare Boyer Ahmadi Composed By – Trad. Ballad From Lorestan* 6:07
3 Jegerlek / To Lembrado Nao! / No Forró 5:27
3.1 Jegerlek Composed By – Kouame Sereba
3.2 To Lembrado Nao! Composed By – Nelson Da Rabeca
3.3 No Forró Composed By – Nystrøm*, Kouame Sereba
4 Chichūkai No Tsuki Composed By – Nystrøm*0:24
5 Canzonetta Spirituale Sopra Alla Nanna Part I / Wodi / Naya / Recercada Segunda ("La Spagna") / Canzonetta Part II 15:30
5.1 Canzonetta Spirituale Sopra Alla Nanna Part IComposed By – Tarquinio Merula
5.2 Wodi Composed By – Kouame Sereba
5.3 Naya Composed By – Kouame Sereba
5.4 Recercada Segunda ("La Spagna") Composed By – Diego Ortiz
5.5 Canzonetta Part II Composed By – Tarquinio Merula
6 Maqam: The Oriental Dawn Of The Baroque Composed By – Rolf-Erik Nystrøm* 1:12
7 Gnawar'n - Based On A ’Gorrlaus Slått’ From Setesdalen After Vidar Lande
Composed By – Baena*, Sereba*, Økland*, Nystrøm*, Trad.*Transcription By [After] – Vidar Lande 3:12
8 Jonabalo / Su La Cetra Amorosa / Ciaccona 6:25
8.1 Jonabalo Composed By – Kouame Sereba
8.2 Su La Cetra Amorosa Composed By – Tarquinio Merula
8.3 Ciaccona Composed By – Andrea Falconieri
9 Die Verkündigung Composed By – Franz Ignaz Heinz Maria von Biber* 2:51
10 Biberslått Composed By – Nils Økland 3:58
11 Tantie Beiko Justine / Paseabase Del Rey Moro / Excerpt From Quel Sguardo Sdegnosetto / Lisa 7:56
11.1 Tantie Beiko Justine Composed By – Kouame Sereba
11.2 Paseabase Del Rey MoroComposed By – Luis de Narváez
11.3 Excerpt From Quel Sguardo SdegnosettoComposed By – Claudio Monteverdi
11.4 Lisa Composed By – Kouame Sereba
12 Ziza / Kilden / Kom Helge Ande 3:52
12.1 Ziza Composed By – Kouame Sereba
12.2 Kilden Composed By – Religious Folk Tune* Transcription By [After] – Ragnar Vigdal (2)
12.3 Kom Helge Ande Composed By – Swedish Religious Folk Tune*
13 Les Canaries / Lamento Della Ninfa 8:29
13.1 Les Canaries Composed By – Ennemond Gaultier
13.2 Lamento Della Ninfa Composed By – Claudio Monteverdi
Besetzung
Hardingfele [Hardanger Fiddles], Viola d'Amore, Violin [Violins]: Nils Økland
Soprano Vocals [Soprano]:Elisabeth Holmertz
Theorbo: Jesús Fernández Baena*
Vocals, Musical Bow [Dodo], Kalimba [Kalimbas], Percussion: Kouame Sereba
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |