Reviews
And Then
Info
Musikrichtung:
British Folk/Singer/Songwriter
VÖ: 25.01.2019 (Steeplejack Music) Gesamtspielzeit: 39:55 Internet: https://www.katiedoherty.co.uk/ https://www.neil-grant.com/ |
Die britische Singer/Songwriterin Katie Doherty wurde 1983 geboren, 2007 veröffentlichte sie ein erstes Album, in Newcastle wurde sie einst als “Newcomer Of The Year“ gefeiert. Mit der Band The Navigators legt sie nun ihr neues Album vor, And Then. Damit man auch in vollem Umfang dabei sein kann, sind alle Texte im Booklet abgedruckt. Texte, die mitten aus dem Leben gegriffen sind, seien es fiktive Betrachtungen über Geschehnisse in der Welt oder vielleicht auch Autobiografisches.
Eingepackt sind die Texte in sehr harmonische Musik, Katie selbst spielt Piano und gelegentlich Sansula, eine Art afrikanisches Daumen-Piano; und wesentlicher Bestandteil des Klangbildes ist Dave Gray am Melodeon, also ein Akkordeon. Ein Schlagzeug sucht man vergebens, dafür etwas Perkussion, so dass die Musik zumeist in einem sehr schwebenden Zustand vorgetragen wird. Harmonie und Melodik werden ganz groß geschrieben, und als ich die Platte erstmalig laufen ließ, erklang aus dem Hintergrund eine Stimme mit der Bemerkung, „da kann ja endlich mal jemand singen“. Ja, singen kann sie wirklich sehr gut, sehr einfühlsam, sehr behutsam, sehr kraftvoll, mithin emotional sehr ausdrucksstark, mit dem guten alten britischen Folk-Feeling der Sechziger und Siebziger.
“Rose in Winter“ ist ein sehr gutes Beispiel für diese Assoziation, denn mit dem leicht keltischem Anstrich und einer Atmosphäre, die mich in Zeiten führt, als der gute alte Shakespeare lebte, die Sansula dazu im Einsatz, herrlich, wie dieses dann wieder in die verspielte Zeit der Sechziger führt. Nachfolgend bleibt es relativ keltisch mit dem Instrumental “Polska“, dazu Einflüsse aus dem Balkan, stimmungsmäßig durch Akkordeon und Fiddle ausgedrückt. Nun, nicht ganz instrumental, denn Katie’s wortloser Stimmenbeitrag sollte nicht unterschlagen werden.
Und wenn sie dann wieder den nächsten Text angeht, dann wird es anpackend mit der “Angry Daughter“: “And this is not war music, this is not a fighting song, this is owed to resilience, stand up for what is wrong“. Autobiografische Geschehnisse werden zum Beispiel aufgegriffen mit “Tiny Little Shoes”, eine Betrachtung der eigenen Mutterschaft, mit dem Akkordeon klingt es schon fast in Richtung schottischer Folklore.
Insofern ist diese Musik so richtig wunderschön altmodisch, aber andererseits klingt sie auch sehr modern, weil es Katie Doherty auf äußerst warmherzige Art und Weise verstanden hat, das Gestern und Heute musikalisch sehr ergreifend und berührend miteinander zu verknüpfen. Ja, diese Musik umhüllt wie ein warmer alter Mantel, der schon viel erlebt hat, diese Musik erfüllt mit Nähe und Zugewandtheit, eine wahre Ausnahmeerscheinung im heutigen Meer von Singer/Songwritern, in diesem Falle jedoch wirklich ganz pur britischer Art und gar nicht in die Richtung amerikanischer Kolleginnen schielend.
Und so gibt es für mich keinen Lieblingssong, denn jeder ist einer, jedes Stück verführt dazu, mehrmals gehört zu werden, denn unter Zuhilfenahme der Texte wird jeder Song immer mehr zu einem Freund, und stets wachsen die Zuneigung, das Verständnis und vielleicht auch eine gewisse Identifikation. Ich bin mir nicht sicher, ob sich in diesem noch jungen Jahr ein weiterer Höhepunkt dieser Art einstellen wird.
Trackliste
2 Yours (4:44)
3 Navigator (4:00)
4 Heartbeat Ballroom (4:48)
5 Rose in Winter (2:43)
6 Polska (3:56)
7 Angry Daughter (3:25)
8 And Then (4:17)
9 Tiny Little Shoes (4:54)
10 We Burn (4:14)
Besetzung
Shona Mooney (fiddle, vocals)
Dave Gray (melodeon, vocals)
Ian Stephenson (double bass)
Mark Carroll (cello - #3, 4)
Will Hammond (percussions - #3, 7)
Andrew Cadie (vocals - #3, 9)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |