Reviews
Viennese Lute Music
Info
Musikrichtung:
Barock, Lautenmusik
VÖ: 05.10.2018 (Carpe Diem Records [CD-16317]) Gesamtspielzeit: 62:24 Internet: http://www.carpediemrecords.com |
Toyohiko Satoh ist kein Unbekannter auf Musikansich. In regelmäßigen Abständen finden seine Aufnahmen für das Label Carpe Diem Records mit ausgesuchter Lautenmusik (z.B. Yugen von Toyohiko Satoh und Esaias Reusner - Lute Music) den Weg zu meinem Briefkasten und in meinen CD-Player. Und jedes Mal ist es eine große Freude, seinen Interpretationen bekannter und weniger bekannten Werken zu lauschen. So auch bei der aktuellen CD Viennese Lute Music. Sie enthält selten zu hörende Werke, die um 1700 am Wiener Hof entstanden sind.
Gleich zu Beginn ist die einzige vollständig überlieferte Lautensuite (in E-Moll) von Adam Franz Ginter (1671-1706) zu hören. Er war zu seiner Zeit ein berühmter Kastrat am Wiener Hof und zugleich Lautenist. Seine wenigen überlieferten Werke zeugen von hoher Musikalität und großem kompositorischen Können.
Wie groß seine Beliebtheit in damaliger Zeit gewesen sein muss zeigt die Suite in Fis-Moll von Jacques Alexandre de Saint-Luc (1665-ca. 1710), deren erster Satz - ein Tombeau - Adam Franz Ginter gewidmet ist. Der in Belgien geborene Jacques Alexandre de Saint-Luc gelangte über Paris und Berlin nach Wien. Dort wurde er dem heute deutlich bekannteren Sylvius Leopold Weiss als ebenbürtig angesehen. Auch wenn viele seiner Werke mit leichten Melodielinien im höheren Register komponiert sind, so ist dies in der Fis-Moll-Suite nicht der Fall. Courant und Menuet sind 'sans chanterelle' komponiert, d.h. sie verzichten komplett auf die erste (höchste) Saite der Laute. Dadurch ergibt sich eine eher dunkle Stimmung. De Saint-Luc beweint hier mit tief empfundenen Gefühl den Verlust von Adam Franz Ginter.
Die Suite in G-Dur von Johann Georg Weichenberger (1676-1740) ist dagegen viel fröhlicher und farbenfroher gestaltet. Auch wenn er zehn Jahre älter aus Sylvius Leopold Weiss war, scheint er in seinen späteren Werken doch von ihm beeinflusst gewesen zu sein. Seine schönen Melodien wie im eigentlich ersten Satz Allemande (das Prelude hat Toyohiko Satoh aus einem anderen Manuskript davorgestellt) in der Courante oder in der Gigue sind schön gezeichnet und verlangen geradezu danach, öfter gehört zu werden.
Schön, dass mit Toyohiko Satoh ein absoluter Könner seines Faches die Lautensuiten aufgenommen hat. Sein Spiel auf der originalen Renaissance-Laute von Greiff (aus dem Raum Ingolstadt) aus dem Jahr 1611, welche 1675 in eine barocke Laute umgebaut wurde, ist einfach fantastisch zu nennen. Völlig unaufgeregt und tief in sich gekehrt lässt er den Tönen maximalen Raum und erschafft so seinen eigenen Klangkosmos. Die Melodien werden nicht überbetont, können sich dennoch stets über den begleitenden Harmonien und Strukturen durchsetzen. Als kleine Zugabe gibt es dann noch einen Sicialiana von einem unbekannten Künstler. Dieser langsam schreitende Tanz schließt die auch tontechnisch fantastische CD ab. Toyohiko Satoh ist mit Viennese Lute Music erneut der Beweis gelungen, dass er zu den großen Künstlern seines Metiers gehört. Besser kann man diese Musik kaum spielen!
Trackliste
I. Allemande 4:00
II. Courante 2:49
III. Sarabande 3:01
IV. Menuet 1:28
V. Bourée 1:44
VI. Gigue 3:21
Jacques de Saint Luc: Suite in F-Sharp Minor 17:21
I. Tombeau de Mr. François Ginter. Allemande 4:24
II. Courante 2:25
III. Sarabande 3:55
IV. Gigue 3:07
V. Gavotte 1:36
VI. Menuet 1:54
Johann Georg Weichenberger: Suite in G Major 22:51
I. Prelude 3:00
II. Allemande 4:34
III. Courante 2:57
IV. Bourée 1:59
V. Menuet en rondeau 2:27
VI. Sarabande 3:02
VII. Gigue 2:41
VIII. Paysanne 2:11
Anonymous (18th Century):
Siciliana / Adagio 5:37
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |