Reviews

The Nutty Boys

Got your Dancing Shoes?

Info Musikrichtung: Ska / Swing VÖ: 17.03.2018 (Hfb / Soulfire / Galileo) Gesamtspielzeit: 47:51 Internet: http://www.nuttyboys.de

Man soll das Buch bekanntlich nicht nach dem Cover beurteilen. Manchmal kann das Cover aber durchaus ein Hinweis für die Einschätzung des Inhalts sein. So auch im Fall von Got your Dancing Shoes?! Die schlanke Dame im eleganten Hosenkleid, die die Band stilsicher auf dem Serviertablett präsentiert, gehört nicht in den Londoner Ballroom, wo zum Two Tone-Ska Bier aus der Flasche getrunken wird, und auch nicht in den Bostoner Kellerclub, wo die Skacore-Fans die Bierdosen in ihren mächtigen tätowierten Pranken zerdrücken.

The Nutty Boys gehören in die Bar oder auf die Terrasse eines eleganten Hotels in Kingston oder Manhattan, wo Champagner und Cocktails serviert werden. Dazu gibt es Cover-Versionen von Bernstein und Dizzy Gillespie. Aber die acht Freiburger garantieren, dass auch hier nach kürzester Zeit die Krawatten gelockert und die Seidenhemden durchgeschwitzt sind. Dafür steht schon die im Albumtitel gestellte Frage nach den Tanzschuhen.

Swing und Jazz ist nur der eine Anker, den die Nutty Boys werfen. Sie können auch Rock, Reggae und vor allem Ska. Nicht in jedem Stück lassen sie die Luft brennen. Der Aufruf in „After Chill“ doch mal zu chillen und der Buddha zu sein, gilt nicht nur dem nervendem Typ, der in besagtem Stück die Stimmung in der Location stört. Die Möglichkeit die Seele und manches andere baumeln zu lassen, wird musikalisch immer wieder vorbereitet.

Die Highlights sind aber tatsächlich die Stücke, die Gas geben. Paradoxer Weise gehört in diese Kategorie nicht zuletzt des genannte „After Chill“, da Sängerin Anja Lehmann sich hier den Ärger über den Ruhestörer von der Seele singt. Leider ist sie auf dem überwiegend instrumental gehaltenen Album viel zu selten zu hören.

Ganz ein Ersatz für die leider aufgelösten Blue Babies sind die Nutty Boys (noch?) nicht – aber sie halten die Swing-Ska-Fahne in der gemeinsamen Heimatstadt Freiburg erfreulich hoch.

Norbert von Fransecky