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Reviews

Kammerer Orköster

Senf


Info

Musikrichtung: Modern Jazz / Fusion

VÖ: 06.10.2017

(Double Moon/Challenge)

Gesamtspielzeit: 56:36

Internet:

http://www.kammererorkoester.com/
http://www.challengerecords.com/catalogue/7/
https://www.martinaweinmar.de/

Senf, ein nicht gewöhnlicher Titel für eine Plattenveröffentlichung. Das lässt vermuten, dass auch die dahinter steckende Band und deren Musik nicht so in ein gewöhnliches Schema zu pressen sind. “Jazz Thing – Next Generation“, in dieser Serie ist dieses die bereits 70.Veröffentlichung und gleichzeitig das Debütalbum des Kammerer Orkösters. Die Musiker stammen aus der deutschen und österreichischen Szene, die Bandgründer sind Jakob Kammerer und Richard Köster, was letztlich ja auch in die Namensgebung eingeflossen ist.

Zwei Posaunen, Altsaxophon und Trompete bilden die Bläsersektion, und diese wird nur noch durch die Rhythmiker an Kontrabass und Schlagzeug unterstützt. Allein diese Aufteilung ist bereits ungewöhnlich. Ebenso ungewöhnlich ist auch die Bearbeitung einzelner Motive, beispielsweise gleich im ersten Song, der im Titel eindeutig auf einen Boogie verweist. Dieser wird in der Tat ab etwa Minute eins des Stückes inszeniert durch die Vorstellung des Boogie-Themas durch die Bläser, toll, mich erinnert es ganz kurz an den guten alten Count Basie. Und hier klingt es frisch, unkompliziert, locker und voller Humor, ohne die Ernsthaftigkeit manches oft stark kopfgeprägten Jazz‘.

Trotz des offensichtlichen Spaßes klingt die Musik nicht irgendwie wie persiflierend, sondern ganz einfach humorvoll inszeniert, mit viel Raum für die Musiker, ihre Ideen einzubringen und sich zu präsentieren. Die Posaunen geben neben ihrer gelegentlichen Solotätigkeit der rhythmischen Basis eine zusätzliche Note und unterstützen die ohnehin schon hervorragend einfühlsam und ausdruckstarke Bassistin Beate Wiesinger. Sie ist mir im Übrigen sehr positiv mit ihrem Spiel durchweg bei jedem Song sehr positiv aufgefallen. Aber auch Köster an der Trompete und Daxbacher am Altsaxofon bieten sehr ansprechende Solobeiträge.

Stilistisch nähert man sich ab und zu dem Sound einer Bigband, dabei mitunter in Richtung New Orleans, aber auch der Hard Bop findet manche Beachtung. Oft genug werde ich aber auch an jene Musik erinnert, die mich in den Siebzigern und Achtzigern so stark hat begeistern können, und zwar an jene des Willem Breuker Kollektiefs. Auch diese Band war stets bekannt für Spontaneität, Überraschung und Humor. Das Kammerer Orköster betritt allerdings nie den Boden ganz freier Improvisation des Free Jazz. So, nun habe auch ich meinen Senf dazugegeben und verabschiede mich mit der Empfehlung, dieser Band beide Lauscher zu widmen!



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Burgler Boogie
2 Brand
3 Meditations Blues
4 Die Birke
5 Not Yet And Not Anymore
6 Kleine Lichter
7 Bob's Your Uncle
8 Der Nikolaus Ist Da
9 Senf
10 Farewell Well Well

Besetzung

Richard Köster (trumpet, flugelhorn)
Benjamin Daxbacher (alto saxophone)
Alois Eberl (tenor trombone)
Christian Amstätter-Zöchbauer (bass trombone)
Beate Wiesinger (double bass)
Jakob Kammerer (drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger