Reviews
Branded and exiled (Vinyl)
Info
Musikrichtung:
Teutonen Metal
VÖ: 11.08.2017 (1985) (Noise / Sanctuary / BMG) Gesamtspielzeit: 35:49 Internet: http://www.running-wild.de |
Teil 2 unserer Running wild Review-Serie, in der die am 11. und 25. August 2017 als 180g Vinyl neu erschienenen neun Studio Alben der Hamburger Vorzeige Metaller besprochen werden.
Ursprünglich 1985 erschienen kommt Branded and exiled jetzt in genau derselben Ausstattung wie das Debüt Gates to Purgatory als schwarzes 180g Vinyl in bedruckter ungefütterter Innenhülle und Replik des originalen einfachen Steckcovers.
Michael Kupper, genannt Majk, hat “den Preacher“ Gerald Warnecke an der Gitarre abgelöst. Gut getan hat das der Band nicht. Ob das aber der Grund ist, dass Branded and exiled mit Gates to Purgatory nicht mithalten kann? Es mag wohl eher an einem stilistischen Wandel liegen, der für die Band erst in ihrer Zukunft ein Gewinn wird.
Der thrashige Ansatz des Debüts wird zurück gefahren. Dafür versucht sich Rock’n’Rolf, der mittlerweile für fast alle Kompositionen zuständig ist, stärker an Metal Hymnen – und die kommen in der Regel noch nicht so, dass man wirklich erhoben wird. (Stephan Boris steuert lediglich den stampfenden Midtempo Filler „Evil Spirit“ bei und schreibt an den Lyrics zu „Realm of Shades“ mit.) Insgesamt nimmt das Running wild etwas den Wind aus den Segeln – und man würde sich, wüsste man nicht, was da noch kommen soll, fragen, ob die Band eventuell schon alles gesagt hat, was sie zu sagen hatte.
Die Mitgröhl-Refrains von „Branded exiled“ und „Fight the Oppression“ bleiben aber so gut im Ohr, dass man sich gerne und dauerhaft an die Scheibe erinnert. Dabei ist die erste Seite mit den gut angehenden „Gods of Iron“ und „Realm of Shades“ deutlich stärker als die zweite Seite und enthält mit dem etwas düsteren „Mordor“ auch noch einen neuen nicht uninteressanten Ansatz, der das Potenzial der Band zeigt.
Auch wenn das Cover den Baphomet im Pentagram noch deutlicher ins Zentrum rückt als das Debüt, ist die satanische Ausrichtung der Texte in die zweite oder gar dritte Reihe gerutscht. Es geht hier eher um brandschatzende Horden, um die Freiheit kämpfende Underdog-Armeen, die gegen Sklavenhalter oder Priesterdiktaturen kämpfen. Es gibt sogar Ansätze eines politischen Bewusstseins. Da hat sich wohl die massive Friedensbewegung der frühen 80er selbst durch die Ledermonturen gefressen.
Während sich die Texte in der genüsslich im Blute suhlen, wie die Wacken-Besucher im Matsch, stellt „Marching to die“ die Kämpfer als hirnlose Kriegsmaschinen dar, die sich von denen da oben missbrauchen lassen. „Fight the Oppression“ richtet sich sogar ziemlich klar erkennbar gegen den Rüstungswahnsinn von NATO und Wahrschauer Pakt in der Reagan-Kohl-Ära.
Eine spannende Entwicklung!
Trackliste
1 Branded & exiled (3:53)
2 Gods of Iron (4:01)
3 Realm of Shades (4:30)
4 Mordor (4:50)
Seite 2
5 Fight the Oppression (4:56)
6 Evil Spirit (3:21)
7 Marching to die (4:36)
8 Chains & Leather (5:42)
Besetzung
Michael Kupper (Git, Voc)
Stephan Boris (B, Voc)
Wolfgang Hagemann (Dr, Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |