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Reviews

Haudegen

Schweiß


Info

Musikrichtung: Deutsch-Rock

VÖ: 21.07.2017

(Blut, Schweiß & Tränen / Tonpool / Zebralution)

Gesamtspielzeit: 35:11

Internet:

http://www.haudegen.com

Am 21. Juli haben Haudegen drei Alben auf einen Streich veröffentlicht, die ich - wie angekündigt - im monatlichen Rhythmus besprechen werde. Hier ist nun Kapitel 2 mit dem Titel Schweiß.

Ich gebe zu, dass ich die Ankündigung, es handele sich hier um drei eigenständige Alben mit je ganz eigenem Charakter, eher als Promo-Geklingel, denn als bare Münze genommen habe. Damit habe ich voll danebengelegen. Schweiß klingt völlig anders als Blut – allerdings nicht unbedingt verschwitzter.

Von Onkelz-Parallelen und von Metal ist hier nichts mehr, selbst von Hard Rock nur noch wenig zu finden. Druck und Kraft baut die Band eher durch eine Art Wall of Sound auf, als durch Riffs oder rockige Rhythmen. Gelegentlich fragt man sich, ob man das Deutsch Rock Etikett nicht eher gegen Liedermacher austauschen sollte. Das würde der deutlicheren Textlastigkeit dieses zweiten Albums durchaus entsprechen.

Für den Deutsch Rock fehlen dafür die klaren Refrains oder Melodien. Einige Stücke (z.B. „Du hast einen Freund in mir“) sind so angelegt, dass ich mir angesichts ihrer ruhigen Power vorstellen kann, dass eine Interpretation durch Haudegen die Rettung für die besseren Xavier Naidoo Songs und vor allem ihre oft recht guten Texte sein könnte. Entjammerte Versions sozusagen.

Damit sind wir bei den Texten. Da ist der Unterschied zu Album Nummer 1 eher noch größer. Aggressive Attacken fehlen hier völlig. Eine Ausnahme ist die Textzeile „Ich möchte, dass Du einsam bist.“ in „Happy End“. Aber auch hier ist diese Aggression erkennbar Kind der Verzweiflung, die den Sänger überfällt, wenn er die Grenzen der Verlässlichkeit einer Beziehung angesichts der grundsätzlichen Vergänglichkeit des Lebens bedenkt.

Es gibt völlig unkitschige, oft gegen die Spur gekämmte Liebeslieder, Lieder über Freundschaft, die NICHT auf ein Wir-gegen-Alle hinauslaufen, Lieder über die Schönheit und das Lob der Ehrlichkeit – letzteres auch wieder ohne den Onkelz-Impetus.

Herauszuheben sind das finale „Himmel im Herz“ und „Atlantis in den Wolken“. Bei ersterem taucht dann die Aggro-Punk-Attitüde indirekt doch noch auf. Aber eher im Buß-Modus, verbunden mit dem Wunsch vor dem Sohn und der Tochter gut da zu stehen, dass sie ihm verzeihen, wenn er denn einmal vor Gott(!) steht. „Atlantis in den Wolken“ ist poetischer Liedermacher, wie er besser nicht sein kann.

In den Lyrics bleiben Haudegen überwiegend im Ungefähren. Liebeslieder können in der Regel sowohl in die Zweierbeziehung, wie in die Freundschaft gedeutet werden. Woran Haudegen bei ihren Songs genau denken, bleibt offen. Ausnahme davon ist „Himmel im Herz“. Aber das kann man ja auch durchaus als Qualitätsmerkmal werten.

Mich reißt das Ganze nicht so wahnsinnig mit. Aber man muss den Berlinern zugestehen, dass das hier ein sehr mutiges Album ist!



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Heute für immer 3:30
2Atlantis in den Wolken 3:11
3Das vergesse ich Dir nie 3:25
4Wilde Orchideen 2:53
5Happy End 3:40
6Mit Gefühl 3:56
7Du hast einen Freund in mir 4:56
8Das gefällt mir 3:16
9Dein Augenblick 3:11
10Himmel im Herz 3:12
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger