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Reviews

Rush

2112 (40th Anniversary Edition)


Info

Musikrichtung: (Progressive) Hard Rock

VÖ: 16.12.2016 (1976)

(Universal Music)

Gesamtspielzeit: 154:29

Internet:

http://www.rush.com

Je näher Rush ihrem Karriereherbst rücken, desto mehr häufen sich die Veröffentlichungen der Kanadier. Der Fan kam in den letzten Jahren oft in die Gelegenheit seinen Geldbeutel zu zücken. Erst kürzlich erschien der tolle Film Time Stand Still, der den Abschied vom Tourgeschehen äußerst emotional dokumentierte.

Jetzt ist man allerdings etwas in Feierlaune. Das Album 2112 feierte sein 40-Jähriges und bekommt nun eine Deluxe-Aufarbeitung beschert. „Schon wieder?!“ wird sich da der Fan fragen. Denn bereits vor vier Jahren (kann sich da noch jemand an die damalige Maya-Kalender-Euphorie erinnern?) bekam dies Platte eine Runderneuerung mit Bonustracks, Comicbuch und Bandkommentar. Doch diese „40th Anniversary Edition“ ist wieder etwas anders. Bevor wir zum Inhalt kommen, erst etwas zum Album selbst:

2112 war ein persönlicher Meilenstein der Band. Die ersten drei Platten, bei der man sich überwiegend als ziemlich straighte vom Bluesrock kommende Hardrock-Truppe präsentierte, liefen eher so lala und nach der Veröffentlichung von A Caress Of Steel hatte man nicht mehr den allerbesten Stand bei der Plattenfirma. Das Trio ließ sich davon allerdings nicht ins Bockshorn jagen und präsentierten mit 2112 nicht die gewünschten Radiohits, sondern auf der ersten Seite der LP erst mal einen 20-minütigen proggigen Brocken, der erst einmal geschluckt werden wollte - ergänzt durch fünf kürzere Rocksongs auf der B-Seite.

Der Titeltrack: eine „1984“-ähnliche Geschichte über einen totalitären Staat und einen namenlosen Protagonisten, der sich mit durch die Obrigkeit garantierten Frieden und Wohlstand nicht zufrieden gibt und für Freiheit und eigenen Willen kämpft. Erzählt wird das Ganze in sieben Teilen, und nicht nur durch den gesungenen Text, sondern auch durch Tagebucheinträge, die mit den Texten früher abgedruckt waren. Warum man das nun aus dem Booklet strich, erschließt sich mir allerdings nicht. Musikalisch ist das Ganze aber nach wie vor faszinierend. Allein die oftmals live gespielte Overtüre und der folgende Part „The Temples of Syrinx“ haben schon was Ikonenhaftes. Insgesamt ein tolles, aber auch etwas altmodisches Stück Musik.

Die weiteren Songs standen immer etwas im Schatten von „2112“. Mit „A Passage to Bangkok“ ist zumindest ein Fan-Favorit enthalten. Ein rockig antreibender Song mit eingängigem Refrain und kleinen orientalischen Einsprengseln. Ebenfalls nicht zu verachten: das abschließende, dynamische „Something For Nothing“. Regelrecht ungewöhnlich ist die sanfte Ballade „Tears“ mit einem Text von Geddy Lee.

In der neuen Edition bekam das Album eine Bonus-CD sowie eine DVD beschert. Da Rush nie mehr aufnahmen, als es auf den Alben zu hören gab, darf man natürlich keine wirklich unveröffentlichten Tracks erwarten. Deshalb entschied man sich für eine ungewöhnliche Maßnahme und ließ andere Bands Songs des Albums covern. Dave Grohl und Taylor Hawkins der Foo Fighters und Produzent Nick Raskulinecz nahmen sich die Overtüre von „2112“ vor. Billy Talent geben „A Passage to Bangkok“ einen unerwartet frischen Drive, während Steven Wilson das mysteriöse Flair von „The Twilight Zone“ noch verstärkt und eine feine Version mit seiner Band einspielte. Ein richtiges Highlight ist „Tears“ in den Händen von Alice In Chains. Aus der etwas blassen Ballade wird großes Emotionenkino. Und auch der Songwriter Jacob Moon gewinnt dem Song „Something For Nothing“ neuen Seiten ab. Allesamt gelungene Neuinterpretationen. Weiter findet man Liveaufnahmen von „2112“ und „Something For Nothing“ aus 1976 im guten Sound. Auch das äußerst selten auf der Bühne gespielte „The Twilight Zone“ gibt es hier aus dem Jahr 1977 zu hören. Allerdings im grauenvollen Bootleg-Sound.

Interessanter ist da die Bonus-DVD. Man bekommt einen 36-minütigen Liveauftritt aus dem Jahr 1976 zu hören und zu sehen. Der Sound ist gut, das Bild allerdings nur schwarzweiß und zudem recht verwaschen. Aber allemal ein schönes Zeitdokument. Weiter darf man kurz Billy Talent sowie Grohl/Hawkins beim Einspielen ihres Covers über die Schulter schauen. Am Ende steht eine Fragestunde mit Gitarrist Alex Lifeson und dem damaligen Produzenten Terry Brown über die Entstehung von 2112, was wirklich interessant ist.

Am Ende macht dies die „40th Anniversary Edition“ zu einem wertigen Re-Release eines Klassikers, dessen Anschaffung man sich sogar als Fan überlegen kann.



Mario Karl

Trackliste

CD1:
1. 2112 (20:38)
2. A Passage To Bangkok (3:35)
3. The Twilight Zone (3:19)
4. Lessons (3:52)
5. Tears (3:34)
6. Something For Nothing (4:02)

CD2:
1. Solar Federation (0:18)
2. Overture (Dave Grohl, Taylor Hawkins, Nick Raskulinecz) (3:55)
3. A Passage To Bangkok (Billy Talent) (3:30)
4. The Twilight Zone (Steven Wilson) (4:18)
5. Tears (Alice In Chains) (4:20)
6. Something For Nothing (Jacob Moon) (3:53)
7. 2112 (Live at Massey Hall 1976 Outtake) (15:48)
8. Something For Nothing (Live at Massey Hall 1976 Outtake) (4:07)
9. The Twilight Zone (Live 1977 Contraband) (3:57)
10. 2112 (1976 Radio AD) (1:01)

DVD:
- Live at Capitol Theatre 1976:
1. Bastille Day
2. Anthem
3. Lakeside Park
4. 2112
5. Fly By Night
6. In The Mood

- Bonus Videos:
1. Overture - Dave Grohl, Taylor Hawkins and Nick Raskulinecz
2. A Passage to Bangkok - Behind The Scenes with Billy Talent
3. 2112 - 40 Years Closer - A Q&A with Alex Lifeson and Terry Brown

Besetzung

Neil Peart (Schlagzeug)
Geddy Lee (Gesang, Bass, Keyboards)
Alex Lifeson (Gitarre)
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger