Reviews
Alf
Info
Musikrichtung:
Pop
VÖ: 25.11.2016 (1984) (BMG) Gesamtspielzeit: 113:07 |
Als Mitte der 80er Jahre plötzlich Songs wie „All cried out“ und „Love Resurrection“ im Radio auftauchten, waren sie völlig anders als alles, was in der damaligen Zeit an Synthie-Pop und totproduziertem Tonkleister zu hören war. Die Stimme von Alison Moyet, die mit geradezu barocker Üppigkeit und voller Leben aus den Boxen tönte, war einzigartig. Bis heute gelingt es mir nicht wirklich, sie mit ihrer Vorgängerband Yazoo zusammenzubringen.
Zehn Jahre lang war die Britin aktiv und veröffentlichte in dieser Zeit vier Alben, von denen vor allem die ersten beiden gigantische Verkaufserfolge waren. Dann war knapp 10 Jahre Pause. Seit 2002 hat es vier weitere Alben gegeben, die allerdings nur in Großbritannien signifikante Spuren hinterlassen haben.
Dier ersten vier Alben werden nun als edel aufgemachte Doppel-CDs neu auf den Markt gebracht. Als Magazin für historische Gerechtigkeit werden wir uns nicht auf eine zusammenfassende Würdigung des Gesamtpakets beschränken und dann zu jeder CD nur noch kurz erwähnen, wieviel Bonustracks sie enthält. Wir werden jedem einzelnen Album eine eigene ausführliche Review widmen. In dieser Dezemberausgabe beginnen wir mit dem 84er Debüt Alf und werden das weitere Werk dann im Rahmen einer Review-Serie in den folgenden Ausgaben genüsslich betrachten. Aber natürlich dürft Ihr Euch auch gleich alle vier Alben im Paket zu Weihnachten schenken lassen.
Als Longplayer-Größe ist das meine Erstbegegnung mit Alison Moyet. Bislang kannte ich nur das Singlematerial. Und ich war gespannt, wie wohl das Beiblatt zu den Chartstürmern aussehen würde.
Das Album eröffnet mit einer absoluten Bank, der Edel-Schnulze „Love Resurrection“, die die Farbgebung des Covers - das geheimnisvoll leuchtende Blau und das warme Rot-Organge - akustisch widerspiegelt. Ein Überflieger und natürlich das Highlight des Albums. Daran direkt anknüpfen kann nur „All cried out“, das wohl auch als nachfolgende Single ausgewählt wurde, um die Hörer an der Stelle abzuholen, wo sie Moyet kennen gelernt hatten. Denn es hätte Alternativen gegeben.
Den beiden Stars werden eine Reihe gutklassiger Pop-Songs zu Seite gestellt. Drei Mal geht es ein wenig in Richtung Disco. Da wären auf der einen Seite „Invisible“ und das schmissige „Twisting the Knife“, mit denen sich Alison Moyet ein Stück weit in die Nähe von Wham! begibt. „Honey fort he Bees“ erinnert dagegen an die frühen Scheiben von Spandau Ballet, als die noch einen klaren Funk-Einschlag hatten.
Wenn es in Richtung Ballade geht, wird das Album allerdings eher blass. Positiv kann noch „Money Mile“ erwähnt werden, dass zwar keine Sensation ist, aber der Stimme mit der schmissigen Pop Melodie noch mal neue Möglichkeiten gibt.
Wenn die Angaben im Booklet Recht haben, ist Alf ein praktisch reines Keyboardalbum. Bass und Schlagzeug werden gar nicht erwähnt; müssten demnach also komplett aus der Konserve kommen, ebenso eventuelle Bläser. Eine Gitarre ist nur für „Invisible“ angegeben. Merken tut man das nicht. Das Album kommt durchgehend warm und harmonisch rüber.
Die Aufmachung ist schick. Alf kommt im CD-großen Hardcover-Büchlein mit echter Fadenheftung. Die CD-Hüllen sind in den beiden sehr stabilen Front- und Rückseiten innen eingeklebt. Das Büchlein enthält Fotos, Liner Notes, Credits, alle Texte der Original-CD und Quellen-Angaben zu den Bonus-Tracks.
Das hätten meinethalben weniger sein können. Die Alternativ–Versionen der Albumtitel sind so aufregend anders nicht. Die New Version von „Invisible“ hat vielleicht etwas mehr Power als das Original, aber sonst… Die Alternativen von „Love Resurrection“ fallen gegenüber dem Original sogar deutlich ab.
So sind es die non-Album Tracks, die hier Sinn machen, weil sie die Künstlerin noch mal von ganz anderen Seiten zeigen. „Baby I do“ ist eine richtig tolle Jazz-Nummer. Bei dem rauen rock’n’rrolligen Rhythm’n’Blues „Hitch Hike“ kann Alison beweisen, was für eine Blues-Röhre sie hat. Und mit der Billie Holiday Nummer „That ole Devil called Love“ schließt sie zu den großen Croonern der Swing-Ära auf.
Trackliste
2 Honey for the Bees (4:13)
3 For you only (4:01)
4 Invisible (4:01)
5 Steal me blind (3:18)
6 All cried out (6:50)
7 Money Mile (3:45)
8 Twisting the Knife (3:28)
9 Where Hides sleep (4:19)
Bonus-CD
1 Love Resurrection (U.S. long Version) (5:33)
2 All cried out (The Remix) (8:08)
3 Invisible (Extended Version) (6:07)
4 For you only (Extended new Version) (6:14)
5 Love Resurrection (Love injected Remix) (8:56)
6 Baby I do (3:13)
7 Invisible (Transparent Mix) (6:38)
8 Hitch Hike (2:41)
9 For you only (New Version) (3:55)
10 That ole Devil called Love (3:07)
11 Don't burn down the Bridge (3:59)
12 That ole Devil called Love (Jazz Version) (3:10)
13 Don't burn down the Bridge (Extended Version) (6:42)
14 Twisting the Knife (Live at the Dominion, 1985) (3:30)
15 That ole Devil called Love (Live at the Dominion, 1985) (3:44)
Besetzung
Tim Goldsmith (Keys)
Steve Jolley (Git <1-4; 2-3.7>, Back Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |