Reviews
The Exodus Suite
Info
Musikrichtung:
(Retro-)Pop, Singer/Songwriter
VÖ: 20.05.2016 (Bronze Rat Records / Soulfood Music) Gesamtspielzeit: 51:58 Internet: http://gemmaray.tv http://www.facebook.com/gemmaraymusic |
Dieses neue Album von Gemma Ray ist schwer. Schwermütig, dichte Atmosphäre mit einer Portion Düsternis, nicht unbedingt etwas für die hellsten Stunden des Lebens. Liegt es vielleicht auch am Aufnahmeort, dass The Exodus Suite so einen dichten Schleier umgibt? Während die Britin in den Candy Bomber Studios am ehemaligen Flughafen Tempelhof arbeitete, zogen im benachbarten Hangar 8.000 syrische Flüchtlinge ein, was die Künstlerin nicht kalt ließ.
Und doch gibt es sie wieder, die hellen, schmeichelnden Momente, in denen einem die Sängerin ins Ohr flüstert und die Welt (zumindest wegen der Melodien) eine gute zu sein scheint. Zum Beispiel mit der warmen Ballade „The Original One“. Wobei das Lied an sich eine Art Klagelied ist. Überhaupt spiegeln die Songs die harte persönliche und politische Realität unserer Zeit wieder.
Musikalisch klingt das Album dabei noch etwas soundtrackhafter und gediegener. Der Retrosound ist nach wie vor da. Diese vibrierende Twang-Gitarre und altmodische Orgelklänge. Die Beach Boys treffen auf Krautrock, Hippie-mäßige Songwriter-Momente auf Drama und ein dezent jazziges Feeling. Und immer wieder diese Coolness, die Gemma Ray mit ihrem Gesang verbreitet. Ergebnis sind einzigartige Momente, die irgendwie Pop sind, aber auch nicht.
„There Must Be More Than This“ ist so eine Nummer. Kommt zu Beginn fast getrieben rüber, gibt sich verspielt und ist doch angenehm sanft. Es packt einen. Interessant ist auch „We Are All Wandering“. Anfangs bedächtig, mit einem sanften Spannungsaufbau und mit leicht mystischen Harmonien gesegnet, verbreitet es eine recht einnehmende Stimmung. Überhaupt bewegen sich die Songs meist im ziemlich getragenen Tempo, so dass ein homogener Sound entsteht, der für einen sanften Schauer sorgt. Ausbrüche wie im tollen „Hail Animal“ werden dabei gerne genommen und umso begieriger aufgesaugt.
The Exodus Suite ist ein Album, in das man sich reinhören muss. Mit der Zeit stellt sich dabei ein leichter Gleichklang ein. Dabei ist jede Nummer für sich ein interessant komponiertes Stück Musik. Irgendwie kommt Gemma Ray immer mehr wie ein musikalischer, aus der Zeit gefallener Sonderling rüber. Aber das steht der Dame ausgezeichnet!
Mario Karl
Trackliste
1 | Come Caldera | 2:39 |
2 | There Must Be More Than This | 4:41 |
3 | The Original One | 4:02 |
4 | We Do War | 3:15 |
5 | Ifs & Buts | 6:32 |
6 | We Are All Wandering | 4:26 |
7 | Acta Non Verba | 1:45 |
8 | Hail Animal | 5:04 |
9 | The Switch | 3:52 |
10 | The Machine | 4:31 |
11 | Shimmering | 6:53 |
12 | Caldera, Caldera! | 4:18 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |