Reviews
World wide live (50th Anniversary Deluxe Edition)
Info
Musikrichtung:
Hard Rock / Heavy Metal
VÖ: 06.11.2015 (1985) (BMG) Gesamtspielzeit: 79:05 Internet: http://www.the-scorpions.com |
Die Tokyo Tapes, das erste Live-Album der Scorpions, war 1978 der eindeutige Schlussstein einer Bandphase. Das folgende Studioalbum Lovedrive war das erste Album mit dem neuen Gitarristen Matthias Jabs, der bis heute im Line up ist.
Auch World wide alive markiert eine Zäsur in der Bandgeschichte, wenn auch nicht ganz so eindeutig. Das folgende Studioalbum Savage Amusement wird nämlich noch vom Stammproduzenten Dieter Dierks produziert, der die Band von ihrem dritten Album In Trance an 10 Jahre lang betreut hatte. Eine ähnliche Rolle sollte kein folgender Produzent mehr bekommen. In der Regel sprang die Band von Album zu Album von einem (international renommierten) Produzenten zum nächsten. Aber das Verhältnis zwischen Band und Dierks stimmte bei den Aufnahmen zu Savage Amusement bereits nicht mehr.
Interessanter Weise folgt auch das zweite Live-Album auf das stärkste Album der vorhergehenden Bandphase. Mit Lovedrive hatten die Scorpions eine groovendere Phase eingeleitet und sich von dem deutlich aggressiveren Ansatz der frühen Jahre gelöst. Das ist mit Love at first Sting vorbei. Mit „Bad Boys running wild“, „Rock you like a Hurricane“, „Big City Nights“ und „Coming home” enthält das Album einige der treibendsten Nummern der Bandgeschichte, die auf dem Album auch so frisch kommen, als wären sie live gespielt, während die Live-Granaten der beiden Vorgängeralben, vor allem „Dynamite“ und „Blackout“, erst auf dem Live-Album zeigen, was wirklich in ihnen steckt.
Und damit sind wir endlich bei World wide live angelangt. Das zweite Live-Album der Band ist auch in der Hinsicht der Abschluss der zweiten Bandphase, dass es ausschließlich Material von den vier Alben enthält, die nach Tokyo Tapes bei der EMI erschienen sind. (Die Alben davor kamen über RCA.) Es gibt also keine Überschneidungen der beiden Live-Alben und kein im Original von Uli Jon Roth eingespieltes Stück in einer Interpretation von Matthias Jabs. Die 50th Anniversary Deluxe Edition wetzt einen Makel aus, die mein Originalexemplar aufwies. Dort waren wohl aus Kapazitätsgründen die beiden Lovedrive-Kracher „Another Piece of Meat“ und „Can’t get enough“ - inclusive des Gitarrensolos „Six String Sting“ - gestrichen worden. Die sind jetzt wieder dabei.
World wide live hat eine völlig andere Ausstrahlung als die Tokyo Tapes. Kein Wunder, die erfolgreiche Rockband, die 1978 größere Hallen in Deutschland füllte, war zu einem Mega-Act geworden, der mit eigenem Jet unterwegs war und es mittlerweile gewohnt war, mit dem Hubschrauber in den Backstage-Bereich geflogen zu werden, um auf Festivals vor 100-Tausenden von Fans aufzutreten. Dieses Stadion-Feeling prägt World wide live. Hier schießt eine Band ihre Geschosse wie Raketen in den Himmel und erzeugt dabei ein großartiges Höhenfeuerwerk über einer Crowd, die wie ein Meer an die Bühne brandet. Fantastisch! Das Ganze kommt so gut, dass man die größere Intimität der Tokyo Tapes zwar deutlich spürt, sie hier aber in keinster Weise vermisst.
Vor diesem Hintergrund ist die Bonus-DVD eine ganz wichtige Sache. Neben einem Interview mit Klaus Meine, Herman Rarebell, Matthias Jabs und Rudolf Schenker stellen die Live Show Features nicht einfach einen weiteren Live-Mitschnitt da. Die Scorpions hatten einem Kamera-Team erlaubt auf der gesamten Tournee und überall mit dabei zu sein. Man kann die fünf Hannoveraner so aus erster Hand miterleben, wie sie rum albern, sich auf den Auftritt vorbereiten und Unterschriften auf Alben, T-Shirts und (immer wieder) üppige Brüste geben. Dabei bekommt man den Eindruck einer relativ unbekümmert, fröhlich und noch nicht ganz erwachsenen Truppe, die aber Exzesse mit Alkohol und Drogen meidet. Zumindest wird das hier nicht in den Fokus genommen.
Lohnt sich insgesamt auch, wenn man die CD schon im Regal hat – insbesondere dann, wenn es eine Auflage von vor 2001 mit den o.g. Kürzungen ist.
Trackliste
2 Coming home (3:17)
3 Blackout (4:04)
4 Bad Boys running wild (3:53)
5 Loving you Sunday Morning (4:42)
6 Make it real (3:49)
7 Big City Nights (4:59)
8 Coast to Coast (5:13)
9 Holiday (3:23)
10 Still loving you (5:50)
11 Rock you like a Hurricane (4:04)
12 Can't live without you (5:33)
13 Another Piece of Meat (3:47)
14 Dynamite (7:14)
15 The Zoo (5:56)
16 No One like you (4:09)
17 Can't get enough, Pt. 1 (2:17)
18 Six String Sting (4:16
19 Can't get enough, Pt. 2 (1:55)
Bonus DVD
Live Show Features (61:56)
1 Coming home (2:59)
2 Blackout (3:26)
3 Big City Nights (4:47)
4 Loving you Sunday Morning (3:27)
5 No One like you (4:09)
6 Holiday (3:52)
7 Bad Boys running wild (3:50)
8 Still loving you (4:48)
9 Rock you like a Hurricane (4:04)
10 Dynamite (6:16)
11 I'm leaving you (4:02)
12 The Story of World wide live( 20:52)
Besetzung
Herman Rarebell (Dr, Back Voc)
Matthias Jabs (Lead Git, Git, Back Voc)
Rudolf Schenker (Git, Lead Git <7,8,9,10>, Back Voc)
Francis Buchholz (B, Back Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |