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Reviews

Vivaldi, A. (Mallon)

Geistliche Musik Vol. I


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 24.09.2004

Naxos / Naxos (CD, DDD (AD: 2003) / Best.Nr. 8.557445)

Gesamtspielzeit: 68:17

Internet:

Aradia Ensemble

Naxos

GELUNGENER AUFTAKT

Zwei Gesamteinspielungen der geistlichen Musik Antonio Vivaldis liegen bereits vor: Jene aus den 70er Jahren unter Vittorio Negri (Philips) und die erst kürzlich abgeschlossene unter Robert King (Hyperion). Die ältere entspricht gewiß nicht mehr unbedingt unseren heutigen Vorstellungen und Erkenntnissen, die neuere hingegen ist mit großer Sorgfalt und künstlerischem Anspruch fast über ein ganzes Jahrzehnt nach und nach mit viel positiver Resonanz vorgelegt worden. Insofern darf es erstaunen, dass das Label Naxos nun mit Volume 1 einer eigenen Edition herauskommt, die 12-13, immer einmal jährlich erscheinende Folgen umfassen soll.

Indes hat Vivaldi derzeit mit allen Werken vom Konzert bis zur Oper, von der weltlichen bis zur geistlichen Kantate Hochkonjunktur. Seine stets energetische, zugleich höchst unterhaltsame Musik scheint den Nerv unserer Zeit zu treffen. Vor allem aber gilt: Was unter der Leitung des erfahrenen Barockspezialisten Kevin Mallon hier entstanden ist, läßt durchaus auf eine weitere beachtliche und bei niedrigstem Preis künstlerisch vollauf befriedigende Gesamteinspielung hoffen, wenngleich nicht feststeht, ob Mallon auch für die weiteren Folgen der Edition verantwortlich zeichnen wird.
Volume 1 der Serie enthält mit dem Dixit Dominus, RV 595, und dem Gloria, RV 588, (nicht zu verwechseln mit dem berühmteren Gloria RV 598) gleich zwei groß besetzte Chorwerke, die wohl um 1713 entstanden sein dürften. Vivaldi konnte sich zu jener Zeit erstmals mit seinen Fähigkeiten auf dem Gebiet der Vokalmusik entfalten und tat dies mit großen Elan und einiger Experimentierfreude. Die lebhaften Stücke sind von krassen Stimmungswechseln und chromatische Kühnheiten ebenso durchzogen, wie mit berückend andachtsvollen Momenten ausgestattet, so dass auch die Vokalsolisten sich umfassend präsentieren können. Diese vermögen in der Einspielung durchweg zu gefallen und gehen, wie auch das kanadische Ensemble samt Chor, engagiert zur Sache. Durch die Tontechnik erscheinen die Solisten bevorzugt, das Klangbild bleibt aber durchweg transparent.

Was Mallon nicht durchweg gelingen will, ist, die oftmals repetitiven Füllfiguren aus Vivaldis Orchestersatz mit Variantenreichtum zum Leben zu erwecken. Auch nimmt er seine Musiker bei den dramatische Kontrasten, den scharfen Tempo- und Dynamikwechseln unnötig an die kurze Leine - man merkt, dass diese gerne zupackender agieren würden.
Dies ändert jedoch alles nichts daran, dass ein mitreißender, festlich-glanzvoller Vivaldi entstanden ist.

Die beiden große besetzten Werke werden getrennt durch die Soprankantate "Nulla in mundo pax sincra" (RV 630). Hier nun besticht die Sopranistin Jane Archibald mit einer dunkel schattierten, zum Mezzo tendierenden Stimme. Zwar entfaltet diese im abschließenden "Alleluia" nicht die brillante Strahlkraft einer Patrizia Ciofi oder Suzie LeBlanc, aber dafür verleiht Jane Archibald im übrigen durch feinfühlige Gestaltung und runde Tongebung der Musik etwas unmittelbar Anrührendes jenseits aller hohlen Virtuosität.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-11 Dixit Dominus, RV 595 22:08
12-15 Nulla in mundo pax sincera, RV 630 14:00
16-28 Jubilate, o amoeni chori, RV 639 - Gloria, RV 588 32:09

Besetzung

Jane Archibald / Michele de Boer, Sopran
Anita Krause, Mezzo-Sopran
Nils Brown, Tenor
Peter Mahon, Countertenor
Giles Tomkins, Bass

Aradia Ensemble and Chorus

Ltg. Kevin Mallon
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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger