Reviews
Irgendwo in Deutschland
Info
Musikrichtung:
Deutsch Rock
VÖ: 16.01.2015 (1984) (Universal) Gesamtspielzeit: 39:03 |
Vor knapp 12 Jahren lag schon mal ein Stapel Wolf Maahn-Remasters bei mir auf dem Tisch. Dabei das Album Bisse und Küsse, mit dem der Kölner bundesweit auf sich aufmerksam machen konnte – nicht zuletzt mit Hilfe der Soul Nummer „Bimbo Club, die Mitte der 80er in keiner besseren Rock-Disco fehlen durfte. Außerdem drei eher bedeutungslose Spät-80er / Früh-90er Alben. Wurde damals in einem Sammelartikel abgespeist.
Jetzt liegen die beiden Follow ups zu Bisse und Küsse remastered vor, die in dieser und der nächsten MAS-Ausgabe besprochen werden. Mit ihnen konnte Maahn die Lorbeeren, die er sich verdient hatte, richtig einfahren. Sie zeigen ihn auf der Höhe seiner Karriere. Nach der Veröffentlichung von Irgendwo in Deutschland traten Wolf Maahn und die Deserteure - wie sich die Band bis Mitte der 80er nannte – als erste deutsche Band in einer der legendären WDR-Rocknächte auf (wenn man den Auftritt von BAP beim Loreley-Festival nicht mitzählt).
Auch wenn im Opener mit dem Sauren Regen und dem Überwachungsstaat aktuelle politische Themen aufgegriffen werden, ist Irgendwo in Deutschland politisch ungewöhnlich zurückhaltend. Persönlichere Texte, wie „Der Clown hat den Blues“ und das spöttische „Hobby Freud“, oder Songs, die sich mit der Musikszene selber beschäftigen („Fieber“, „Total gut drauf“, „Direkt ins Blut“), setzen die deutlicheren Akzente.
Gradlinge Rocker („Fieber“), groovende Songs („Hobby Freud”) und gelungene Balladen („Der Clown hat den Blues“) stecken einen weiten emotionalen Bogen ab, der aus Irgendwo in Deutschland ein vielfältiges Album macht, das auch über reichlich im Ohr bleibende Refrains verfügt. Das Aufrufen der Instrumente bei „Direkt ins Blut“ erinnert stark an den „Bimbo Club“, ohne dessen überragende Klasse zu erreichen.
Aber gerade weil Irgendwo in Deutschland eins der besten Alben Maahns ist, macht es begreifbar, warum es dem weißen Soul- und R&B-Rocker nie gelungen ist aus dem Schatten der ersten Garde der Deutschrocker, BAP, Westernhagen oder Lindenberg herauszutreten. BAP ist Südstadt, Maahn Vorstadt; Westernhagen ist Rotlichtmillieu, Maahn Eckkneipe; Lindenberg ist Udo; Maahn ist Wolf Maahn.
Es wäre schade, wenn Maahn deshalb in Vergessenheit geraten würde. Dazu ist er zu einen zu gut; zum anderen hat er gerade durch sein Anknüpfen an den in Deutschland nie so populären Soul einen deutlichen eigenen Akzent in der deutschsprachigen Rockmusik hinterlassen.
Trackliste
1 | Rosen im Asphalt | 4:39 |
2 | Fieber | 3:33 |
3 | Der Clown hat den Blues | 4:18 |
4 | Uhh Mädchen | 4:13 |
5 | Total gut drauf | 3:39 |
6 | Irgendwo in Deutschland | 4:21 |
7 | Hobby-Freud | 3:34 |
8 | Nur auf der Durchreise | 3:44 |
9 | Direkt ins Blut | 4:40 |
10 | Wir tun es überall | 1:57 |
Besetzung
Werner Kopal (B)
Renate Otta (Voc)
Jane Palmer (Voc)
Paco Saval (Keys)
Jürgen Zöller (Dr, Perc)
Wolf Maahn (Lead Voc, Git, Perc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |