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Herbert Grönemeyer

Dauernd jetzt

Info Musikrichtung: Vertonte Lyrik VÖ: 21.11.2014 (Grönland / Vertigo / Capitol / Universal) Gesamtspielzeit: 60:11

Herbert Grönemeyer, einstmals Deutschrocker aus dem Pott, ist mittlerweile eine kaum hinterfragbare Institution in der deutschen Kulturlandschaft. Er gehört ins Feuilleton wie Opernhäuser und Staatstheater. Seine Texte finden sich in Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien. Eine Wahnsinnskarriere.

Leider macht es mir schon lange keinen rechten Spaß mehr seine Sachen zu hören. Die Texte sind sperrig und werden dem Hörer durch den Vortrag kaum nahe gebracht. Sie erschließen sich oft erst, wenn man sie gründlich liest. (Was bei der Schriftgröße im aktuellen Booklet einem größeren Teil seiner in die Jahre gekommenen Fanschar eher schwer fallen dürfte.) Man fragt sich unwillkürlich, ob dieser Mann nicht besser Lyrikbände herausbringen sollte, anstatt seine Texte, als Lieder getarnt, vorzutragen. Die sehr ansprechende edle Aufmachung des gebundenen Beibuches zur CD unterstützt diese Überlegung.

Wer wirklich packende Musik sucht, muss überwiegend Fehlanzeige melden. Einäugige unter Blinden sind die literarische(!) Umsetzung des WM Triumphs 2014 („Der Löw“), das durchaus packende „Uniform“, das einen kritischen Blick auf die sozialen Medien wirft, und der melodische Opener Morgen“ mit einer sich verhalten steigernden Power. Mit „Unter Tage“ setzt der Bochumer den Bergleuten im Pott ein Denkmal.

Was Dauernd jetzt hörbar macht, sind die Arrangements und die Produktion. Bei weitgehendem Fehlen von Melodien, Rhythmen und Refrains wird eine fette Soundkulisse aufgebaut, die in jedem Moment kraftvoll und in der Regel auch harmonisch den akustischen Background für Grönemeyers „Gesang“ bietet.

Man kann Dauernd jetzt daher gut als Musikkulisse hören – und man kann die Texte mit Gewinn lesen. Text und Musik gleichzeitig wahrzunehmen wohl erst dann, wenn man die Texte bereits auswendig kennt.

Norbert von Fransecky