Reviews
Ninshubar - From the above to the below
Info
Musikrichtung:
Experimental
VÖ: 15.11.2013 (Unorthodox recordings) Gesamtspielzeit: 62:37 |
Alessio Riccio ist ein aus Florenz stammender Schlagzeuger und Perkussionist, der als einer der besten seiner Zunft in Italien gilt. Er hat seine Instrumente in jeder Hinsicht (also auch an der Uni) studiert und betätigt sich im weiten Umfeld von Jazz, Free Jazz, Experimental und Music Concrete.
Mit Ninshubar - From the above to the below legt er so etwas wie sein Magnum Opus in 18 ineinander übergehenden Teilen ab.
Die Musik die dabei aus Schlagzeug, Perkussion, Gitarre, Elektronik und Stimmen entsteht, setzt irgendwo beim Free Jazz an, um sich dann ganz eigene Bahnen zu suchen und dabei dem Ohr bekannte Bereiche zu streifen. So kommen mir manchmal die späten Talk Talk in den Sinn, welches dann schon der poppigste Anstrich ist. Auch Phillipe Petitt ist sicher mit seiner querköpfigen, dunklen Soundmalerei eine Referenz, hier besonders seine Zusammenarbeit mit Lydia Lunch, was an einer dieser ähnlich dargebrachten Vokalkunst liegt.
Wenn man diese Künstler nicht kennt, wird es schwierig die Musik von Alessio Riccio ahnhand vom geschriebenen Wort einordnen zu können.
Trotzdem hier ein zum Scheitern verurteilter Versuch die Musik zu beschreiben:
Eine sägend verzerrte Gitarre beginnt und verzerrte Rhythmusgitarrenklänge feuern die ersten Sekunden an. Elektronische Knackser scheinen aufzutauschen, diese entpuppen sich dann als Schlagzeugschläge, die wie Hagel auf die Felle pochen. Die sägende Gitarre geht in sirenenartigen Chorgesang über. Nach diesem Einleitungsthema explodiert die Perkussion in wildem Stakkato. Schreie. Dann tauchen dröhnende Elektronik und Vogelgezwitscher auf. Immer wenn sich eine kleine Form von Atmosphäre zeigt, reißen die Schlagzeuggewitter diese wieder auf. Der italienische Sprechgesang der einsetzt klingt beruhigend und bedrohlich zugleich. Mal wird sanft gesprochen, dann hexenhaft gewimmert und es tauchen wieder Chöre auf. Das Schlagzeug nimmt unter diesen Vokaleinlagen Fahrt auf und scheint ähnlich den Klängen auf Pink Floyds Ummagumma abheben zu wollen und zerfällt doch wieder. (Elektronische) Streicher. Erneut nehmen Schlagzeug und Perkussion kurz Fahrt auf, um in eine wilde Gitarre zu münden.
An diesem Punkt bin ich bei der Hälfte des Stücks angelangt.
Was hier geboten wird, ist also eine sehr herausfordernde, fordernde Musik, die verschiedenste Stimmungen erzeugen will und kann - und dies teilweise im Sekundentakt. Das Popöhrchen wird das als ziellosen Lärm von Diletannten ansehen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Hier ist jeder einzelne Ton vorgeplant und an die Stelle gesetzt, wo er nun ist. Die Musiker sind Könner an Ihren Werkzeugen und wissen Klänge aus ihnen zu holen, die man manchmal noch nie gehört hat.
Ninshubar hat ein wenig von einer Synphonie des Bösen. Als Soundtrack für Filme mit diesem Thema wäre die Scheibe bestgeeignet. Ein Meisterwerk im Bereich des Experimental und der Musik Concrete, schwer verdaulich aber unglaublich tief und spannend.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | Da nemico ad amico, si parlò di un cane... (feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux) | 2:04 |
2 | T6a: (Le) cattive compagnie [feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux] | 1:49 |
3 | Ishbu Kubu: Maenads / Ninshubar Premise / Nell'ira (feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux) | 8:49 |
4 | Angelus | 4:34 |
5 | D2: (Pre)purifica le tue labbra [feat. Monica Demuru, Catherine Jauniaux & Hasse Poulsen] | 1:10 |
6 | Solennità dell'ombra (feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux) | 5:14 |
7 | Bacchae | 2:42 |
8 | T6b: Cerbiatta / Hieros gamos / La saggezza ideale / Infiniti gli uomini (feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux) | 6:12 |
9 | Il cane e la (Sua) Nuova vita [feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux] | 4:04 |
10 | Profezia | 1:23 |
11 | Esilio | 3:36 |
12 | Falso, anche in mezzo alla folla! (feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux) | 3:15 |
13 | D3: Blessedness | 1:13 |
14 | Purifica le tue labbra (In silenzio) [feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux] | |
15 | 3:45 | |
16 | D4: Cerbiatta (Reprise) | 0:51 |
17 | Sull'affanno dell'uomo / (Post)purifica le tue labbra [feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux] | 4:36 |
18 | D1: Il cane e la (Sua) Soglia [feat. Hasse Poulsen, Monica Demuru & Catherine Jauniaux] | 0:55 |
19 | (Re)ishbu Kubu: Ninshubar (Autoremix) / Come Away [feat. Monica Demuru, Catherine Jauniaux & Hasse Poulsen] | 10:10 |
Besetzung
Hasse Poulsen: Gitarren
Monica Demuru: Gesang
Cathrine Jauniaux: Gesang
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |