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SDP

Bunte Rapublik Deutschpunk

Info Musikrichtung: Rap/Pop/HipHop/Rock VÖ: 10.01.2014 (Rap/Pop/HipHop/Rock) Gesamtspielzeit: 62:38 Internet: http://www.sdp-online.de

Als älterer Semester jenseits der Vierzig hat man mit SDP wohl zunächst eher wenig Berührungspunkte, denn als Musikbegleitung einer Gammelfleisch-Ü40-Party eignet sich die Musik des Berliner Duos wohl nur bedingt. Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin könnten aber doch irgendwie das Interesse dieser Zielgruppe geweckt haben, denn auf ihrem neuen Album Bunte Rapublik Deutschpunk haben sie ein Stück gecovert, welches eben doch auf eine Ü40-Party passen würde: “Hurra, hurra die Schule brennt“ von Extrabreit.

Der Debüterfolg von Kai Havaiis Band wird hier jedoch nicht nur bloß gecovert, sondern in die Jetzt-Zeit musikalisch wie auch textlich in die Zeit fast 35(!) Jahre nach seiner Entstehung in die Gegenwart transferiert. Melodiegetreu getextete Zeilen wie "Die Hausaufgaben sind nicht runtergeladen, die sind selber gemacht, ich schwör drauf" oder die Erwähnung von I-Phone, Youtube und Whatsapp auf dem Schulhof hauen irgendwie in die gleiche (pubertäre?) Kerbe wie damals der Originalsong. Und so mancher Extrabreit-Fan von damals wird sich wohl vor allem vom Video der Single begeistern lassen, denn dieses ist von modernen Lego-Figuren animiert: nicht dass der Punk/Popper-NDW-Hörer von damals mit Lego gespielt hätte (oder dieses zugibt) – nein, er tut es heute mit seinen Kindern...

Aber wir wollen hier die Bunte Rapublik Deutschpunk nicht an einem einzelnen Coverstück aufhängen, denn auch der Rest der Scheibe ist musikalisch wie textlich eine feine Sache geworden. Die Verschmelzung von Rap, HipHop, Rock, Pop und Hörspiel(!) funktioniert eigentlich recht gut und SDP haben als „bekannteste unbekannte Band der Welt“ vielleicht durchaus mal das Zeug, die Ärzte als „beste Band der Welt“ zu beerben. „Als ich Mädchen noch Scheiße fand“, „Wer ficken will muss freundlich sein“, „Mittelfinger“ und natürlich auch „Lied für die Fans von den andern Bands“ machen jedenfalls Spaß. Äußerst schwach ist dagegen das Booklet: mehr als ein fast textloser Einleger war leider nicht drin, und gerade die Texte hätten es verdient gehabt, auch abgedruckt zu werden.

Jürgen Weber