Reviews
A Story Of Blues Oder Rapunzel Jones Und Die Suche Nach Der Heiligen Blue Note
Info
Musikrichtung:
Blues
VÖ: 2013 (Dog and Bone-Records) Gesamtspielzeit: 49:36 Internet: http://www.dogandbone-records.de |
Bisher wusste keiner, dass die Story des Blues Thema eines Kabaretts sein kann, aber es geht - und wie! Die Kabarettisten Jochen Malmsheimer und Heinz-Peter Lengkeit blödeln sich (leider manchmal etwas zu temporeich) durch eine Geschichte des Blues, von der bisher noch keiner etwas wusste, mit musikalischen Beispielen der vielseitigen Groove & Snoop Bluesband für Bluesstile, die es teilweise bis zu dieser CD noch nicht mal gegeben hat (wie den Rhythm & Swamp). Und so nebenbei haben die Beteiligten damit ein neues Konzept von Musik-Kabarett erfunden. Der Blues wird in allen möglichen Belangen behandelt: Seine Themen - kein Geld, verpasste Züge und kein Bier im Kühlschrank. Seine Klischees - kein Bier im Kühlschrank, verpasste Züge und kein Geld. Seine Stile – von Z bis A, also von Zydeco bis Art Deco. Seine Musiker – die müssen natürlich blind, straffällig und von Frauen verlassen sein, sonst dürfen die da gar nicht ran. Seine Ableger – wie der rheinländische Karnevalstusch „Tuff-Tää“, bei dem die Subdominante des Bluesakkord einfach halbiert wurde usw. usw.
Man merkt, Malmsheimer und Lengkeit fabulieren von Stichworten um den Blues ausgehend um die Wette und plötzlich sieht man tatsächlich die Story des Blues ganz anders (die hier auch eher als Geschichte der afroamerikanischen Musik aufgefasst wird). Wer weiß, vielleicht hätten Bach und Beethoven ja auch schon gerne „Get up! Stand up!“ ins Publikum gerufen, aber leider war das erst seit dem Gospel erlaubt.
Für Skeptiker unter den Fans des wortgewaltigen Kabarettisten Jochen Malmsheimer sei gesagt: Wo Malmsheimer draufsteht, ist auch Malmsheimer drin. Und mit Heinz-Peter Lengkeit hat er einen ebenbürtigen Partner. Aber tatsächlich sei vor allem den Blues-Fans das Album ans Herz gelegt. Mensch, ihr sollt doch auch mal was zum Lachen haben und nicht immer nur blue und depressiv vor euch hingucken, nur weil das so eine der anerkannten Körperhaltungen im Blues ist. Und die Groove & Snoop Bluesband ist schließlich auch einen (oder sogar mehrere) Hinhörer wert und macht manchmal den Spaß auch mit. Beispiel: Kaum kommen die Herren Autoren zum Country Blues, spielt die Band „Country Roads“ von John Denver. Da protestieren natürlich die beiden Fachleute. So war das nicht gemeint. Ist ja schließlich Country und kein Blues. Dann spielt die Band das Gleiche völlig unverändert noch mal und jetzt stimmt es natürlich. Schließlich hat die Band ja „Country Roads“ von vorneherein als Blues gespielt.
Auch für den Musikunterricht dürfte die CD höchst geeignet sein, denn hier wird Musikgeschichte einfach und verständlich dargestellt. Zum Beispiel der Blues-Verwandte Jazz: Wenn alle nach dem Solo gemeinsam aufhören, ist es Dixieland, spielt man weiter, ist es Free Jazz. So verblüffend einfach kann man Musik erklären. Das kapieren sogar Bildungsentfernteste, die ab jetzt nie mehr Dixieland und Dixie-Klo verwechseln werden. Na, das ist doch schon mal was!
Hans-Jürgen Lenhart
Trackliste
1 | Dixieland – When the Saints/ You got to move |
2 | Medley – King Bee |
3 | Potpourri – Got my Mojo working |
4 | Work Song – Hömma zu/ Ho Boy |
5 | New Orleans – Buddy Bolden Blues |
6 | Swamp – Congo Square |
7 | Boogie Woogie – Boogie Man |
8 | Zydeco – Feets don’t fail me now |
9 | Chicago Blues – Mannish Boy |
10 | Texas Blues – La Grange |
11 | Funk – Right Place, Wrong Time |
12 | Soul – I feel good |
13 | Rhythm and Blues – Too many Drivers |
14 | Country Blues – Country Road |
Besetzung
Heinz-Peter Lengkeit Text, git
Ralf „Groove“ Weber voc, p, org
Werner “Snoop” Volkner Bluesharp, voc
Bernd Oppel dr
Till Brandt bg, voc
Klaus Kahnert e-g, voc
Erich Leininger sax
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |