Reviews
Das erste Mal
Info
Musikrichtung:
Singer / Songwriter / Deutschrock
VÖ: 1975 (WEA / Warner) Gesamtspielzeit: 42:22 |
Marius Müller-Westernhagen hat das Label, unter dem er auftritt, einmal geändert. Aus dem Underdog Marius Müller-Westernhagen wurde der selbstbewusste Mainstream Rockstar Westernhagen. Seitdem zierte die LP-Cover nicht mehr der volle Name, sondern nur noch der halbierte Nachname. Eine durchaus adäquate Entscheidung.
Bereits früher einmal hätte er eine derartige Entscheidung fällen können. Denn nicht von Anfang war er der mit dem Belmondo-Halbwelt-Image spielende Loser, als der er exemplarisch in dem Film Theo gegen den Rest der Welt antrat. Im Grunde hätten die Scheiben ab Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz unter dem Namen Theo (Westernhagen) erscheinen können.
Aber vor dem großen Durchbruch gab es bereits bereits zwei viel zu wenig beachtete Scheiben. Insbesondere das Debüt verdient es, nicht in der Vergessenheit zu verenden. Es ist eine starke Scheibe zwischen Deutsch-Rock und Liedermacher, die schon einiges von dem enthält, was Marius Müller-Westernhagen bald zum Superstar machen soll. Auch die Loser-Thematik ist bereits vorhanden, wenn er eine besoffene Taxifahrt inszeniert, seiner Sympathie für einen tragischen Häftling Ausdruck verleiht, oder den Walzer eines Losers tanzt („Es geht mir wie Dir“).
Das erste Mal ist eine Art naive Malerei mit Worten, die das, was den späteren „Theo“ ausmacht, bereits im Keim enthält. Aber während es später Gestalten der Halbwelt und des Rotlicht-Milieus sind, die er ungeheuer authentisch schildert, befindet Marius Müller-Westernhagen sich 1974 noch eher in der realen Welt. Naiv sympathische Lieder beschäftigen sich mit Vater, Mutter oder der eigenen Flugangst. Die Musik bewegt sich zum Teil noch am Rande des Schlagers oder des Songwriter-Genres.
Dass man da nicht versackt, liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass Westernhagen hier im Prinzip als Sänger der Hard Rock Band Lucifer’s Friend auftritt, die als seine Begleitband agiert. Die Hälfte der Stücke sind von deren Peter Hesslein geschrieben, der das Album auch produziert hat. Bereits beim Debüt beweist Westernhagen sein absolutes Geschick, die deutsche Sprache auf (Rock)musik zu setzen. „Marion aus Pinneberg" und die Flugangst-Hymne „Fasten Seat Belt" sind - gerade auch von Musik und Arrangement her - absolute Volltreffer.
Deutlich besser als der Nachfolger Bittersüß und eine ganze Reihe späterer Hype-Scheiben.
Trackliste
1 | Horsti | 4:27 |
2 | Wir waren noch Kinder | 4:21 |
3 | Marion aus Pinneberg | 2:42 |
4 | Taximann | 5:24 |
5 | Wenn jemand stirbt | 3:47 |
6 | Sie war auch dann noch da | 3:51 |
7 | Der Typ aus Zelle Nr. 10 | 6:00 |
8 | Fasten Seat Belt | 5:10 |
9 | Es geht mir wie dir | 4:26 |
10 | Epilog | 1:50 |
Besetzung
Peter Hecht (Keys)
Dieter Horns (B)
Herbert Bornhold (Dr, Perc)
Sheila McKinlay (Chor)
Brigitte Blank (Chor)
Ralle Oberpichler (Chor)
Katrin Schaake (Stewardess-Stimme <8>)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |