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Reviews

Victoria, T.L. (Traube)

Requiem


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 20.07.2004

Gallo / Klassik Center Kassel (CD DDD (AD: 2003) / Best. Nr. CD-1129)

Gesamtspielzeit: 74:53

Internet:

Chor "In illo tempore"

Gallo

UNGEBROCHENE TRADITION - EINE TOTENMESSE FEIERT "GEBURTSTAG"

Zum Aufnahmezeitpunkt dieser CD, 2003, jährte sich das Jahr der Entstehung des Requiems des spanischen Komponisten Tomás Luis de Victoria (1548-1611) zum vierhundersten Mal. Es gilt unverändert als sein Meisterwerk und ist in der musikalischen Tradition ebenso lebendig, wie in der liturgischen, erklingt es doch traditionell bis heute bei den Trauerfeierlichkeiten für verstorbene Mitglieder der spanischen Königsfamilie.
Kein Zufall, denn diese Vertonung der Totenmesse ist gleichermaßen von Erhabenheit, Strahlkraft und großer Innigkeit geprägt, ohne je theatralisch Trauer zur Schau zu stellen. Ihre Dramatik ist subtil, ihr Grundton trotz der Bestimmung eher von heiterer Gelöstheit. Victoria sagte von sich, das Düstere liege ihm nicht. Das Requiem schrieb er übrigens anläßlich der Beisetzungsfeierlichkeiten für Kaiserin Maria von Spanien. Victoria, selbst Geistlicher, war der Kaiserin als Hofkapellmeister gefolgt, als diese sich nach dem Tode ihres Mannes Maximilian II. in ein Madrider Kloster zurückzog. Er teilte ihre Klausur und ihr frommes Leben, ja blieb selbst bis zu seinem Tode in jenem Konvent und veröffentlichte kein weiteres Werk mehr.

Sein opus ultimum faßt nicht nur Victorias kompositorische Erfahrung zusammen, sondern zieht gleichsam die Bilanz einer ganzen musikalischen Epoche. In dem Werk wird der von Palestrina entwickelte polyphone Stil, hier im sechsstimmigen, motettisch strukturierten Satz, bis zur Vollendung geführt. Victoria begnügt sich allerdings nicht damit, diese Satztechnik vollkommen vorzuführen, sondern greift hin und wider bereits zu chromatischen Wendungen. Seine Harmonien bleiben aber stets leicht fasslich, die Abschnitte nachvollziehbar und das Bemühen um eine Synthese von textlicher Bedeutung und musikalischer Ausdeutung erkennbar.

In dieser Einspielung wechseln solistisch besetzte Passagen und chorisch ausgeführte Teile einander wohlüberlegt ab. Abgesehen von der unterstützenden Fagottlinie wird der Gesang a capella ausgeführt. Der Ensembleleiter Alexandre Traube hat sich zudem entschlossen, auch das bei den Begräbnisfeierlichkeiten der eigentlichen Totenmesse am Abend vorangehende Offizium aufzunehmen und zudem im Requiem selbst auch eine Vertonung der Sequenz "Dies irae" einzuschieben, die im veröffentlichten Druck der Messe nicht enthalten ist. Kein unproblematischer Entschluß, bedenkt man, dass dieses "Dies irae" Victoria nur zugeschrieben wird und nicht Teil seiner klug austarierten Konzeption jener Totenmesse 1603 war.

Victorias Musik stellt hohe und höchste Ansprüche an die Ausführenden. Sie bedarf der steten Konzentration und Präzision, soll aber zugleich den Eindruck eines überirdisch leichten Schwebens der Stimmen bewirken. Dieses ätherische Moment zu erzeugen, gelingt dem Schweizer Chor In illo tempore meistenteils überzeugend. Der stringent liturgisch gedachte Ansatz der Interpretation und der zurückhaltende Ton der Ausführenden geben der Aufführung ein angenehm andachtsvolles Gepräge. Das läßt darüber hinwegsehen, dass nicht jeder Einsatz punktgenau kommt und einige Instabilitäten in der Tongebung, vor allem bei den Frauenstimmen, zu verzeichnen sind.
Die Tempi sind angemessen ruhig, espressive Anteile läßt der Dirigent nur selten, damit zugleich aber wohldosiert zu.
Die Akustik der Aufnahme ist transparent, aber doch wunderbar weich.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-3 Officium defunctorum: Ad matutinum 15:20
4-12 Missa pro defunctis (Requiem) 49:30
13 Absolutio 09:56

Besetzung

Chor "In illo tempore"

Marco Ferrari, Fagott

Ltg. Alexandre Traube
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