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Ives, Ch. (Thompson - Waters)

Violin Sonaten Nr. 1-4

Info Musikrichtung: Kammermusik VÖ: 07.06.2004 Naxos American Classics / Naxos 1 CD DDD (AD 1998) / Best. Nr. 8.559087 Gesamtspielzeit: 76:47

KAMMERMUSIKALISCHES

Was in Ives späten Sinfonien in geradezu „kubistischen“ Kontrapunkten von verwirrender Gleichzeitigkeit gipfeln kann (zu den Details s. a. die Rezension zu Ives Orchesterwerken), nimmt sich in den kammermusikalischen Werken für Violine und Klavier um Einiges moderater aus. „Leicht“ im Sinne von „leicht konsumierbar“ ist diese Musik dennoch nicht. Auch hier entfaltet sich das „Lokalkolorit“ mehrschichtig und sprunghaft, meist in Gestalt von Choralmelodien und Volksliedern. Allerdings begegnen diese selten in reiner Gestalt, sondern werden sie im Laufe der meist rhapsodisch schweifenden Sätze gleichsam vom Komponisten aus dem musikalischen Geschehen herauspräpariert. Der Weg dorthin und wieder zurück macht sozusagen das Stück. Am dichtesten geraten Ives dabei jene Momente, in denen er mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Atmosphäre erzeugt. Zumal die Finalsätze der 2. und 3. Sonate oder das Largo aus der 4. Sonate sind von erhabener Schönheit, die Weite, Kraft und gespannte Ruhe der Musik berühren unmittelbar.

Curt Thompson und Rodney Waters lassen die Musik sich ganz natürlich, mit ruhigem Atem entfalten; die überraschenden, oft humorvollen Volten und Überblendungen finden bei ihnen ebenso unter den großen gestalterischen Bogen wie die malerischen, leisen und verhaltenen Momente. Dieser Ansatz wird unterstützt durch eine sehr klare, durchsichtige Aufnahmetechnik.

Georg Henkel