Reviews
I
Info
Musikrichtung:
Hard Rock, Rock'n'Roll
VÖ: 18.01.2013 (Steamhammer / SPV ) Gesamtspielzeit: 46:28 Internet: http://www.facebook.com/pages/Giant-X/457176387661550 http://www.running-wild.de |
Das „Projekt“ Giant X wurde von Rock’n’Rolf Kasparek, dem legendären Sänger und Gitarrist der teutonischen Heavy Metal-Institution Running Wild, und Peter Jay Jordan gegründet. Peter Jay Jordan ist seit 2005 Mitglied bei Running Wild und auf dem Abschieds-Livealbum The Final Jolly Roger auch neben Rock n Rolf auf der Bühne des Wackener „Festspielhauses“ zu sehen. Im Booklet ist ein kleines Vorwort, das den geneigten Leser auf die vorliegende CD einstimmen soll. Prinzipiell eine sehr schöne Sache, aber: Man hat sich dabei nicht besonders viel Mühe gegeben. Rock’n’Rolf wird hier mal kurz zum „Rocking“ Rolf und hat somit seinen Künstlernamen im Laufe der Jahre wohl ein klein wenig abgeändert. Hm, seltsam. Die Übersetzung ist außerdem furchtbar. O-Ton: „Running Wild is world famous“ - Running wild ist weltberühmt. Wenn man das in die Fußballersprache überträgt würde dazu Giovanni Trappatonis „The Cat Is In The Sack” oder Lothar Matthäus’ legendärer Ausspruch „I think the referee did a very good blow job” passen. Again what learned halt. Aber nun zur Musik:
„On A Blind Flight“: Als Blindflug würde ich den Song nicht gerade bezeichnen. Das Riff erinnert mich stark an „Raise Your Fist“ vom Running Wild-Album Under Jolly Roger. Auch sonst geht der Song ins Ohr und die Melodie ist nicht schlecht. Was ich allerdings furchtbar finde: das Gitarrensolo. Einfach nur schrecklich - das kann Rolf eigentlich wesentlich besser.
„Don’t Quit Till Tomorrow“: Die Chöre zu Beginn erinnern sehr stark an gute alte „Piratensongs“ wie „Lead Or Gold“ oder „Raging Fire“. Der Song stampft gerade nach vorne und bleibt nach mehrmaligem Hören auch im Ohr hängen. Nervig sind einzig und allein das Drumcomputer-Schlagzeug - seelenlos und austauschbar. Das Gitarrensolo ist jedoch ausgezeichnet!
„Badland Blues“: Hier zeigt sich, dass Rock’n’Rolf sich wie früher auch schon mit wichtigen Themen wie der Erderwärmung, Klimaveränderung und Umweltverschmutzung (siehe „Uaschitschun“) beschäftigt. Besonders lässig ist hier die gut gespielte Slide-Gitarre. Der Song rockt definitiv!
„Now Or Never“: Ein sehr modern getrimmter Anfang geht über in einen ziemlich schmissigen Rock-Rhythmus mit ausgezeichneten, Rock’n’Rolf-typischen Stakkato-Riffs. Hier vergrätzt einzig und allein wieder einmal der Drumcomputer. Ansonsten ist der Song wirklich klasse und hätte vielleicht sogar auf einer Running Wild-Platte stehen können. Das Solo ist vom Allerfeinsten und gefällt mir mit jedem Durchlauf besser.
„Nameless Heroes“: Die einzige Ballade, die sich auf dem Album befindet. Von der Melodie her ist der Song gut. Allerdings ist mir der Text ein wenig zu rührselig.
„Go 4 It!“: Im Grunde genommen hat Rolf hier eine ziemlich lässige Rock’n’Roll-Nummer aus dem Hut gezaubert. Im Refrain ist das Stück jedoch zu vorhersehbar und wenig originell. Das Solo und die Gitarrenarbeit sind wieder einmal allererste Sahne!
„The Count“: Der Anfang ist durchaus interessant und man ist gespannt, was einen da erwartet. Was dann allerdings im Chorus des Songs folgt, ist ziemlich belanglos und hört sich teilweise doch sehr Wolfgang Petry-mäßig an. Hier wird auch etwas ausgepackt, das ich nicht vermisst hätte: Der schon tot geglaubte Schüttelreim! Was sich reimt, ist offenbar gut - das wollte uns ja schon der Kobold Pumuckl vermitteln. Dass Rolf und sein Kompagnon das Motto jedoch so inbrünstig umsetzen, hätte nun wirklich nicht sein müssen. Teilweise grauenhaft! Hier ist man froh, dass mein bei der CD einfach den Song weiterklicken kann.
„Rough Ride“: Hier kommt zu Beginn eine ziemlich coole Blues-Harp und die Slide-Gitarre setzt dem Ganzen die Krone auf. Gefällt mir sehr gut! Der Song klingt originell und spontan aus der Hüfte geballert. Hier wird automatisch mitgewippt und das Schlagzeug hört sich teilweise auch viel besser an, als auf den anderen Songs.
„Friendly Fire“: Der Song ist ein wütender Stampfer, der zu Beginn wieder ein paar Loops und modernere Einflüsse enthält. Der Refrain ist nicht schlecht, das Solo sehr gut. Allerdings bleibt der Song erst beim mehrmaligen Hören hängen.
„Let’s Dance“: Ein weiterer solider Rock’n’Roll-Song, der zackig nach vorne geht. Allerdings ist der Text ein wenig arg doof und fast schon lächerlich. Wenn ich mir die beiden Gitarristen, die im Booklet abgebildet sind, auf der Tanzfläche der lokalen Dorfdisco vorstelle, bin ich bestens bedient. Dem Lied fehlt Originalität, Spontaneität und dem Song hört man definitiv an, dass er auf dem Reißbrett konzipiert wurde. Auch hier: Schüttelreim Rulez!
„Soul Survivors“: Guter sozialkritischer Text. Der Song ist einer der Highlights auf dem Album und könnte auch live ziemlich gut abgehen. Das Solo ist ein weiterer Geniestreich und beweist, dass Rock’n’Rolf sich vor keinem anderen Gitarristen verstecken muss.
„R.O.C.K.“: Der Song gefällt mir definitiv am besten auf der kompletten CD. Cooler Rhythmus, saugeile Gitarren! Rolf zählt hier sämtliche Größen des Rock’n’Rolls auf, die ihn maßgeblich beeinflusst haben - und neuere Bands, die ihn auch heute noch beeindrucken, wie z.B. Foo Fighters, Green Day oder 30 Seconds To Mars. Glaubt man gar nicht, dass er sich auch für modernere Bands interessiert. Rock’n’Rolfs Variante von John Miles „Music“ - klingt nicht schlecht und geht ins Ohr. Ich verstehe bloß nicht, warum er den Song nicht als Opener verwendet hat.
Fazit: Rock’n’Rolf und sein „Partner In Crime“ Peter Jay Jordan haben ein solides Stück Rockmusik eingezimmert. Ich hab als alter Running Wild-Fan meine Probleme, die Songs nicht mit Stücken dieser Band zu vergleichen. Denn: Wer das macht, hat verloren! Die Songs heben sich sehr deutlich von Running Wild ab und das muss dem geneigten Käufer vorher wirklich bewusst sein! Tatsache ist, dass die beiden Protagonisten beide Stile beherrschen - traditionellen Metal und Hardrock bzw. Rock’n’Roll. Die Gitarrenarbeit ist auf fast allen Stücken sehr gut und Rolfs Stimme passt auch zu diesen Stilarten. Man merkt den beiden auch an, dass sie bei der Aufnahme eine Menge Spaß hatten und voll hinter der Musik stehen.
Minuspunkt: Das Ganze ist ja nun doch wieder ein „Projekt“ geworden. Diesmal hat Rolf sich zumindest noch einen Miet- bzw. Mitmusiker ins Boot geholt. Gitarre, Bass und Gesang sind absolut solide und das Ganze passt auch gut zusammen. Man hätte natürlich wieder einmal mehr rausholen können, wenn man statt eines Drumcomputers einen echten Menschen gefragt hätte, ob er die Scheibe eintrommelt. (Nein, nicht Angelo Sasso!) Alte Recken aus der Running Wild-Historie wie Iain Finlay, Jörg Michael oder Stefan Schwarzmann hätten diesen Job sicher gerne übernommen. Rolf sollte sich mal tatsächlich überlegen, ob dies der richtige Schritt ist und ob das Motto „Geiz ist geil“ auch auf Musik so ohne Weiteres übertragen werden kann.
Stefan Graßl
Trackliste
1 | The Rise Of The Giant X |
2 | On A Blind Flight |
3 | Don’t Quit Till Tomorrow |
4 | Badland Blues |
5 | Now Or Never |
6 | Nameless Heroes |
7 | Go 4 It |
8 | The Count |
9 | Rough Ride |
10 | Friendly Fire |
11 | Let’s Dance |
12 | Soul Surviors |
13 | R.o.c.k. |
Besetzung
Peter Jay Jordan (Gitarre)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |