Reviews
Jess and the Ancient Ones
Info
Musikrichtung:
Retro/Hard/Okkult-Rock
VÖ: 25.05.2012 (Svart Records / Cargo) Gesamtspielzeit: 52:41 Internet: http://www.jessandtheancientones.com http://www.facebook.com/jessandtheancientones |
Bands mit okkultem Hintergrund und uraltem Retrorock-Sound sind derzeit schwer angesagt. Kein Wunder in einer (Metal-)Szene in der mehr als je zuvor pure Technik zählt und eine Art „höher, schneller, härter“-Wettbewerb herrscht. Verbreiten diese Gruppen mit ihrer Musik ein wohliges Gefühl von gestern und doch eine geheimnisvolle, düster Atmosphäre. Die Neuesten im Bunde nennen sich Jess and the Ancient Ones und kommen aus Finnland.
Die Band um die gleichnamige Sängerin fährt auch sofort ein großes Gebot mit drei Gitarristen und einer stilechten Orgel auf. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Glücklicherweise gilt das auch fürs Songwriting. Denn statt heißer Luft findet man hier sieben starke Songs mit Tiefgang und jeder Menge Leidenschaft. Der okkulte Untergrund ist zwar stets in gewisser Weise präsent, aber dabei weder so übertrieben aufdringlich wie bei The Devil's Blood noch ironisch überhöht wie bei Ghost, sondern mehr Beiwerk.
Jess and the Ancient Ones gehen insgesamt äußerst songdienlich vor. Die Lieder sind eingängig, aber nie billig auf Hit-Tauglichkeit gebürstet. Nein, die Gesangsharmonien und zahlreichen mehrstimmigen Gitarrenleads und -soli sind stellenweise zum Niederknien schön, während die Arrangements einiges an Talent zeigen. Die Instrumentalisten spielen sich ständig die Bälle gegenseitig zu, während man die Lieder stets im Fluss hält. Dazu sind sie auch noch sehr atmosphärisch, wie vor allem die beiden Longtracks „Come crimson death“ und „Sulfur giants (Red king)“ zeigen. Beides Sternstunden in Sachen stimmungsvolle Rockmusik.
Auffälligster Punkt und ein großes Plus des Septetts ist aber Sängerin Jess, die nicht die exaltierte Teufels-Diva gibt, sondern mit ihrer rauchigen Stimme (die auch mal Richtung Janis Joplin schielen kann) extrem gut gefällt. Sie sorgt auch etwas für den den leicht angedrogten Touch der Band, die extrem tief im Sound der ausgehenden 60ern und frühen 70ern watet (Blüe Oyster Cult + Heart + Wishbone Ash + X). Für ein Debüt ist diese CD (oder LP, je nachdem) ziemlich stark. Freunde der ganz oben genannten Bands werden eh zuschlagen. Aber Jess and the Ancient Ones sind auch sehr für Leute zu empfehlen, die ansonsten mit diesem Okkult-Tralala nichts anfangen können!
Mario Karl
Trackliste
1 | Prayer for Death and Fire | 6:00 |
2 | Twilight Witchcraft | 5:51 |
3 | Sulfur Giants (Red King) | 12:01 |
4 | Ghost Riders | 7:14 |
5 | 13th Breath of the Zodiac | 5:52 |
6 | The Devil (in G Minor) | 4:01 |
7 | Come Crimson Death | 11:42 |
Besetzung
Thomas Corpse (Leadgitarre)
Thomas Fiend (Leadgitarre & Background-Gesang)
Von Stroh (Rhythmusgitarre)
Fast Jake (Bass)
Abraham (Keyboard)
Yussuf (Drums & Perkussion)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |