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Reviews

Händel, G. F. (Curtis)

Amor e glosia


Info

Musikrichtung: Opernduette

VÖ: 14.05.2004

Virgin Classics / EMI
CD (AD 2003) / Best. Nr. 7243 5 45628 2 2


BLÜHENDE DUETT-WÜSTE

Das Problem dieser Produktion mit Duetten aus Opern Georg Friedrich Händels ist, dass es sich um einen Produktion praktisch ausschließlich mit Duetten aus Opern Georg Friedrich Händels handelt.

Händel ist gewiss der originellste und auf seine Weise experimentierfreudigste Komponist der Opera Seria gewesen, den das 18. Jahrhundert hervorgebracht hat. Doch was die Duette angeht, folgt er weitgehend den formalen Vorgaben der Gattung: In der Seria spielen sie, wie Ensemble und Chöre, nur eine Nebenrolle. Ihr Ort ist in der Regel das Finale eines Aktes oder der Oper. Händel hat seine Kunst daher vor allem in die Arien investiert, die sich bei ihm zu eindrucksvollen Charakterporträts der Figuren addieren, statt die immer gleichen Typen-Schemata zu bedienen.
Das Arien-Konzert kam auch den Wünschen des Publikums entgegen, das schon damals lieber dem virtuosen Gesang einzelner Sänger lauschte und selbst bei diskreten formalen oder stilistischen Abweichungen (von denen Händel sich immer irgendwelche gestattete) irritiert reagierte. Da der Zurschaustellung von Sangeskunst im Duett, vor allem was improvisierte Verzierungen angeht, naturgemäß Grenzen gesetzt sind, war es für die damaligen Stars wenig attraktiv.
Begrenzt ist auch das Spektrum der Affekte: Meist steht die Versicherung der gegenseitigen Liebe und unverbrüchlicher Treue im Vordergrund. Das kann, gerade bei Händel, betörend in Musik gesetzt sein. Wenn sich die hohen Stimmen von prima donna und primo uomo (in der Regel ein Kastrat, hier ein Mezzo-Sopran) in sinnlichen Läufen und Trillerketten umschlingen wie ein Paar beim Liebesakt und schließlich auf einem einzigen Ton verschmelzen, sagt das mehr als die wohlgesetzten Worte der Arie.
Andere typische Duett-Situationen sind das gemeinsame Leiden an einer bevorstehenden Trennung, Zweifel an der Liebe des Partners oder auch flammende Eifersucht. Ganz selten einmal prallen gänzlich verschiedene Affekte aufeinander, so in einem Duett aus der Oper Orlando, mit der Händel die strengen Regeln der Gattung grandios - aber seinerzeit erfolglos - unterlief.

Doch selbst, wenn man (wie in diesem Fall) eine repräsentative Duett-Auswahl auch aus weniger bekannten Opern zu einer fiktiven Handlung über Liebe, Eifersucht und Versöhnung arrangiert: Die Nummern sind formal und vom Ausdruck her einfach nicht kontrastreich genug, um damit über 70 Minuten ohne Ermüdungserscheinungen zu füllen. Da mögen Patrizia Ciofi und Joyce Di Donato mit ihren jungen, frischen und leuchten Stimmen noch so bezaubernd gurren und zwitschern, lamentieren, eifern und seufzen, um sich schließlich in die koloraturseligen Arme zu sinken: Nach drei, vier Nummern beginnt dieser Reigen eigentümlich monoton zu werden.
Vielleicht ist auch die intime kammermusikalische Besetzung von Alan Curtis’ Il Complesso Barocco die Ursache. Sehr schön, wie beredt das Ensemble die Farbwerte und melodischen Linien auskostet. Aber eben nicht sonderlich dramatisch. Das ist weniger eine Frage der Lautstärke (das Instrumentarium klingt nicht unterbelichtet), als von Klang-Intensität, Räumlichkeit und Temperament.

Also: Abgesehen von den vorzüglichen Sängerinnen ist diese Blütenlese wohl mehr etwas für eingefleischte Händel-Fans.



Georg Henkel

Trackliste

1Poro: Caro amico amplesso2:06
2Rinaldo: Scherzando sul tuo volto3:43
3Rodelinda: Io t’abbraccio7:31
4Silla: Sol per te, bell’idol mio5:58
5Sosarme: Per le porte de tormento7:45
6Faramondo: Caro, tu m’accendi6:49
7Atalanta: Amarilli? Oh Die! che vuoi?6:14
8Muzio Scevola: Vivo senz’alma, o bella2:35
9Orlando: Finché prendi2:01
10Poro: Se mai più sarò geloso2:48
11Poro Se mai turbo il tuo riposo5:42
12Poro: Sinfonia 3. Akt0:58
13Serse: Gran pena è gelosia1:49
14Poro: Se mai turbo il tuo riposo6:20
15Admeto: Alma mia, dolce ristoro4:35
16Flavio: Ricordati, mio ben4:02
17Teseo: Addio, mio caro bene2:50

Besetzung

Patrizia Ciofi (Sopran)
Joyce Di Donato (Mezzo-Sopran)

Il Complesso Barocco:
Marino Lagomarsino – Stefano Rossi (Violine)
Alessandro Bares (Viola)
Givoanni Barbati (Cello)
Davide Nava (Kontrabass)
Andrea Mion – Marco Cera (Oboe)
François de Rudder (Fagott)
Tiziano Bagnati (Theorbe)

Alan Curtis (Cembalo und Leitung)
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