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Lüül

Tourkoller

Info Musikrichtung: Songwriter VÖ: 07.10.2011 (MiG / Intergroove) Gesamtspielzeit: 51:49 Internet: http://www.luul.de

Für mich war Lutz „Lüül“ Ulbrich lange Zeit ein One-No-Hit-Wonder, das vor allem aus dem kleinen Song „Morgens in der U-Bahn“ bestand, der sich durch eine überragend sensible Alltagsbetrachtung auszeichnete. Mittlerweile weiß ich, dass Lüül ein fest Größe in der Berliner Szene ist, die Bedeutung weit über diesen am Rande der Neuen Deutschen Welle angesiedelten Titel hat.

Mit Tourkoller legt Lüül ein fantastisches Album vor, das nicht nur sensible Alltagsbetrachtungen enthält, sondern sich auch gekonnt auf literarischem Terrain fest setzt - und das nicht nur, wenn Texte von Erich Mühsam oder Klabund verarbeitet werden.

Meine Highlights sind die etwas schrägeren Titel, so z.B. der Titelsong, in dem sich Lüül selbstironisch über die negativen Begleiterscheinungen eines Lebens auf Tour auslässt. Grandios ist auch die coole Beziehungsnummer „Sie war Tarzan. Ich war Jane“, in der sich an eine Beziehung zu einer etwas derberen Dame erinnert, inn der sich ein ungewöhnliches Mann-Frau-Verhältnis entwickelt hat. Der dritte im Highlighttriumvirat ist die „Hochzeit bei Zickenschulze“, eine nicht ganz ernst gemeinte Milieustudie, die Zille-Qualitäten hat.

Ausfälle, wie der Filler „Kein Song“ und die peinlich platte Aufzählung verflossener Lieben in „Meine Erste hieß Marianne“, verhindern eine Position ganz im Oberhaus. Aber auch die weiteren, nicht genannten Nummern, sind inhaltlich und musikalisch so gut aufgestellt, dass der Tourkoller problemlos als eines der besten deutschsprachigen Alben des Jahres über die Rampe geht.

Norbert von Fransecky