Eine eigenwillige CD. Das beginnt schon bei der Tracklist.

Auf CD 1 befinden sich die Tracks 1,3,5,7,9,etc; auf CD 2 entsprechend Nr. 2,4,6,8,.... Damit jeder Track seine "richtige" Nummer erhält, befinden sich zwischen den Tracks jeweils Zwischenstücke von etwa 5 Sekunden.

Das ist mehr als eine Spielerei. Naidoo weist auf die enge Verbindung der beiden CDs hin, die je ihr eigenes Thema haben. Während CD 1 "Zwischenspiel" vorwiegend "Weltliches" abhandelt, geht es auf CD 2 "Alles für den Herrn" um Glaubensdinge. Das für Naidoo Welt und Glaube eng zusammen gehören, weiß man nicht erst seit seinem Mitwirken in dem Brother?s Keeper Project, das sich mit seinem biblischen Namen klar in der Frage von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus positioniert hatte. Spannend ist die Beobachtung, dass auch die scharfen politischen Anklagen auf der zweiten CD zu finden sind. Ob bewusst oder unbewusst, Naidoo stellt sich so in die Tradition der großen biblischen Propheten, die politische Fehlentwicklungen vor dem Hintergrund des göttlichen Gebots angeprangert haben. (zum Beispiel das in der Tradition des Magnificats stehende "Mägde und Knechte")

Auch im Individuellen ist Naidoo kein Einschmeichler, der das Christentum seiner bohrenden Stachel beraubt, um es angenehm und streichelweich auf dem Markt der Weltanschauungen zu präsentieren. Dass er extremer, konservativer und in gewisser Hinsicht anspruchsvoller ist, als die deutsche Durchschnittsgemeinde, hat er in Interviews noch nie versteckt. Nun kommt die Zumutung seiner 2000 Jahre alten Religion auch per CD in die Haushalte. "Ich lass sie sterben" zum Beispiel ist eine radikale Abrechung mit der diesseitigen Welt, deren Vergänglichkeit Naidoo betont. Nur Christus und das Bekenntnis zu ihm kann retten. "Sie ist im Viereck angelegt" betont unüberbietbar deutlich das Bewusstsein der eigene Erlösung im Gegensatz zum Verworfensein der anderen. Ich bin erlöst! du nicht! Warum das so ist, dazu äußert Naidoo sich nicht. Aber auf jeden fall rät er allen, sich intensiv mit dem Bibelstudium zu beschäftigen. "Ich hab mich tagelang wach gehalten, um in der Bibel zu lesen," macht Naidoo in "Der Geist ist willig" dann klar was das heißen kann. "Wenn ich mein Heil gefunden hab, hab ich Zeit genug zu genießen." Erst die Arbeit dann das Vergnügen - so läuft es seiner Meinung nach auch im Reiche Gottes.

Übrigens ein Motto, das man auch auf Naidoos Musik anwenden kann. Die Doppel-CD ist eine CD zum intensiven Zuhören. (Booaahh, wat 'ne Überleitung, oder ???) Erst beim genauen Hinhören entdeckt man die reiche Ausbeute an Verzierungen und Spielereien, die mit einem sehr vielfältigen Instrumenteneinsatz (vom fast orientalisch klingende Streicherarrangement zu deutlich an kirchliche Posaunenchöre angelegte Bläsersätze) erzielt werden. Lässt man das Teil als Soundtapete im Hintergrund laufen, tritt sehr schnell Langweile ein. Der Flow und der Tonfall vom Naidoos Stimme sind sich durchgehend einfach zu ähnlich. Da gibt es als Abwechslung lediglich den für Naidoo typischen anklagend leidenden Sprechgesang - und die aggressiver angesetzten Rap-Parts.

Daher sehe ich mich auch nicht in der Lage der CD eine Punktezahl zu geben, die den Chartpositionen entspricht, die Naidoo mit ihr bereits erreicht hat.

13 von 20 Punkte

Norbert von Fransecky

www.xaviernaidoo.de

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