Musik an sich


Artikel
The Seer: Es geht nur um die Songs!



Info
Gesprächspartner: The Seer

Zeit: Oktober 2012

Interview: Telefon

Stil: (Pop-)Rock

Internet:
http://www.theseer.de
http://www.facebook.com/TheSeerMusic

Augsburgs Musikexport Nr. 1 hat wieder zugeschlagen: THE SEER. Wide Eyed Walker nennt sich das siebte Studiowerk der sympathischen Band. Mit einer natürlichen Leichtigkeit, die man nicht jeder Band zutraut, die bereits über zwei Dekaden besteht, hat man hiermit Heading for the sun (2010) einen Nachfolger zur Seite gestellt, der so manchen Sonnenstrahl durch die dunklen Herbstwolken scheinen lässt. Wenn THE SEER etwas können, dann schöne Songs mit angenehmen Melodien schreiben. Und das beweist man zwölf weitere Male. Zwei Jahre nach dem letzten gemeinsamen Gespräch, führte MAS mit Sänger/Gitarrist Shook ein weiteres längeres Interview zu Album und Band, welches sich hier auszugsweise wiederfindet.



Kürzlich habt ihr beim schottischen Radiosender Generateradio.com ein Interview gegeben. Wart ihr über die Reaktion von dort nicht überrascht, nachdem ihr bisher über den deutschsprachigen Raum wenig hinaus gekommen seid?

Da ist man schon überrascht. Wir haben bisher nur einmal in England, in London, gespielt, als wir unser zweites Album Own World aufgenommen haben. Man hat als deutschsprachige Band immer das Gefühl, man dürfte das nicht so, in einer anderen Sprache zu singen. Aber die Schotten haben absolut kein Problem damit und finden das super. Die Moderatorin des schottischen Senders sagte sogar, wir hätten Runrig derzeit den Rang als ihre Lieblingsband abgelaufen.

Auch sonst scheinen die Reaktionen auf das Album recht positiv zu sein.

Das stimmt. Man ist natürlich persönlich sehr froh darüber, da wahnsinnig viel Herzblut, Zeit und Aufwand drin stecken. Wir waren kürzlich bei Chris Baumann von Bayern 3 beim Interview und er meinte, es sei unser bestes Album bisher. Und dieser Meinung bin ich auch. Wir haben diese Mal die Sache richtig auf den Punkt gebracht. Von daher bin ich äußerst glücklich, wenn andere das ebenso sehen.

Das Album hat einen recht durchgehenden Fluss. Der Vorgänger klang ja relativ hart und ein wenig nach Aufbruchstimmung. Jetzt scheint es so, als hättet ihr Eure Mitte richtig gefunden.

Es ist sehr schön, wenn man das hört. Ich fand Heading for the sun auch ein sehr gutes Album. Aber jetzt ist es ein wenig mehrdimensionaler. Es sind unterschiedliche Sounds drin, es ist abwechslungsreicher. Mir macht macht es fast mehr Spaß es anzuhören.

Den Albumtitel finde ich interessant. Wide eyed walker, das bedeutet sinngemäß, jemand der mit offenen Augen durch die Welt geht. Ist das eher allgemein gedacht oder doch auf die Band selbst bezogen?


Beides. Es ist ein gutes Motto für eine Band, die auch immer etwas neue Einflüsse aufnehmen muss, um Songs zu schreiben. Alles von dem man umgeben ist, beeinflusst einen auch auf gewisse Weise. Gerade für die Texte brauche ich neue Erfahrungen, über die ich dann schreiben kann. Irgendwie setzt sich das fest und man übernimmt unbewusst bestimmte Dinge, die einen interessieren. Was mir sehr gut gefallen hat, war der Bezug zum Cover. Wide eyed walker wird im Amerikanischen für jemanden verwendet, der ein bisschen naiv, kindlich ist. Es hat also viele Anknüpfungspunkte, was ich sehr gut finde.

Dieses Mal wurden die Songs ziemlich 50/50 von Deinem Bruder - Keyboarder Peter Seipt - und Dir verfasst. Wie ist denn der Input von der restlichen Band, wie geht es weiter, wenn ihr zu Hause die Songideen ausgearbeitet habt?

Die anderen schreiben schon auch Lieder. Das hat sich dieses Mal einfach so ergeben. Bei Heading for the sun hatte ich zum Beispiel wesentlich weniger als der Peter geschrieben. Keiner von uns hat irgendwelche Egoprobleme, so dass er möglichst viele Lieder aufs Album bringen will. „Our story“ habe ich zum Beispiel ganz am Ende der Demo-Sessions komponiert, als wir im Studio waren. Es hat den anderen so gut gefallen, dass es sofort aufs Album kam. Wenn wir unsere Songs grundlegend ausgearbeitet haben, steuern alle ihre Ideen dazu bei. Wir erarbeiten grundsätzlich zu Hause am Computer unsere Basisversionen. Das spielen wir dann in unserem kleinen Studio auf den dortigen Computer, wo dann alle anderen ihre Ideen dazu einbringen. Das ist eine sehr kreative Arbeitsweise, weil man sofort an den Liedern arbeitet und die Ideen gut sichert. Teilweise kann man die Sachen auch gleich direkt für die Produktion verwenden.

Das kam ja auch schon beim letzten Album Heading for the sun vor, wie Du erwähntest.

Wenn zum Beispiel ein tolles Gitarrenriff da ist, das auch in einer akzeptablen Qualität aufgenommen wurde, von dem man meint, man bekommt es so mit diesem Gefühl aus der Situation heraus nicht mehr hin, dann spricht nichts dagegen, es einfach drin zu lassen und den Song um diesen Part herum weiter zu bauen. Die Aufnahmemöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren so verändert. Man kann alles bis zum letzten Tag machen oder wieder umändern. Es ist faszinierend. Mir macht es sehr viel Spaß so aufzunehmen.

Dann wurden bestimmt auch mal wieder mehr als die zwölf zu hörenden Songs geschrieben.

Ja, wir hatten ungefähr 25 Stücke, aus denen wir auswählen konnten und manche mussten schweren Herzens draußen bleiben.

Es ist bestimmt schwer so einige Ideen dem Mülleimer zuzuführen, nachdem sie so etwas wie die eigenen Babys sind.

Ja, schon. Aber ein Mülleimer ist es ja nicht. Wir haben alles gut gesichert bei uns verwahrt. Wir haben bisher zwei Rertrospective-Album herausgebracht. Da kann man so etwas dann auch mal wieder veröffentlichen. Oder der Song bekommt später doch noch mal eine Chance. „Man's coming home“ wurde schon für das letzte Album geschrieben, war dort ein heißer Kandidat, hat aber von der Songstruktur nicht so gut auf Heading for the sun gepasst. Jeder fand es eigentlich gut. Besonders unser Schlagzeuger, der Mike. Dafür ist jetzt sogar ein Song raus gefallen, den er geschrieben hatte. Daran erkennt man wieder, es geht nur um die Songs an sich.

Ist es manchmal nicht komisch einen Text zu singen, den ein anderer schreibt, als eigenen zu verkaufen?

Nein, damit habe ich überhaupt kein Problem. Wenn es textlich etwas wäre, das ich total komisch finde, dann würde man das im Vorfeld ändern. Wir haben auch viele Lieder, bei denen ich die Songtexte nochmal umgeschrieben oder geändert habe. Es wäre dann schon seltsam, wenn ich etwas singen müsste, das ich peinlich oder blöd finde. Ansonsten kann ich voll und ganz hinter unseren Texten stehen.

Ist es manchmal nicht schwierig im stressigen Alltag kreative Ideen zu entwickeln?

Ideen kommen eigentlich immer. Ich habe auch immer ein Medium bei mir, auf das ich etwas aufnehmen kann. Beim Autofahren kommen mit zum Beispiel viele Ideen, die ich gleich aufs Aufnahmegerät trällre und archiviere. Das Problem eine Zeit dafür zu finden gibt es nicht. Diese ist dann einfach da. Ich verbringe Stunden damit. Gerade wenn es in die heiße Phase geht, in der die Songs fertig werden sollen.

Du schreibst seit vielen Jahren Liedtexte. Wie man sich als Mensch verändert, verändern sich sicherlich auch die Sichtweisen und die Art zu schreiben. Ist Dir selbst so eine Veränderung schon mal aufgefallen?

Ja, das ist mir schon aufgefallen. Texte wie sie auf dem ersten Album waren würde ich heute so wahrscheinlich nicht mehr schreiben. Es gibt auch Sachen, die könnte man heute so authentisch auch nicht mehr rüber bringen. Man präsentiert sie live nicht mehr gerne, obwohl man sicherlich noch dazu steht. Es sind auch Lieder, die einem ans Herz gewachsen sind. Ich finde, dass wir uns textlich ganz gut entwickelt haben und dass wir wesentlich vielschichtigere Texte als früher schreiben.

Wide Eyed Walker habt ihr wieder mit Chris Wolff aufgenommen, nachdem es beim letzten Mal schon so gut mit ihm funktioniert hat. Gab es dahin gehend keine großen Überlegungen?

Es hat sich so angeboten. Er ist einfach ein total kreativer Mensch und wahnsinnig umgänglich. Ich hatte das Gefühl, dass wir beim letzten Mal die Möglichkeiten unserer Zusammenarbeit nicht ausgeschöpft hatten, dass noch Luft nach oben ist. Von daher gab es auch keine anderen Kandidaten. Es war ganz klar, dass wir es wieder mit ihm machen.

Der Sound des Albums ist recht kräftig, verdrängt aber nicht Eure vorhandene Natürlichkeit, finde ich.

Chris ist schon einer, der kräftig produziert - alles mit deutlich Druck. Wir haben es dieses Mal aber schon geschafft, dass die leiseren Töne leise sind, dass einen das Album nicht erschlägt.

Das fand ich beim ersten Hören von Heading for the sun so überraschend und wurde fast erdrückt - aber nicht unbedingt im Negativen. Dass man den ersten Song hört und die Gitarren so losbratzen war man von The Seer so noch nicht gewohnt.

Ja, das stimmt. Aber es ist schon auch super. Ich war bei den Aufnahmen zu Heading for the sun sehr begeistert, die Gitarren auch mal so druckvoll zu haben. Aber man kann nicht immer alles wiederholen. Dieses Mal war es einfach so, dass wir vielschichtiger und mit diversen Gitarrensounds arbeiten wollten.

mit Chris Wolff im Studio

Habt ihr denn alles komplett bei Chris im Norden aufgenommen?

Wir haben bei uns in Augsburg aufgenommen und einige Sachen dann bei ihm in Nordfriesland. Der Mix war in Münster, Westfalen. Gut, man kann ein Album heute, wenn der Platz da ist, überall aufnehmen. Man kann das benötigte Equipment überall aufbauen, in jedem Wohnzimmer, wenn man möchte. Es ist nicht so, dass man unbedingt ein riesiges Studio für zwei Monate mieten muss. Das ist auch angenehm, da es die Sache wesentlich entspannter macht. Früher war es natürlich schon so, dass man fertig werden musste, an diesem einen, bestimmten Tag, was auch Stress verursachte.

Multiinstrumentlist Jo Corda hält sich mit seinen „exotischen“ Instrumenten dieses Mal wieder etwas zurück. Hat er in letzter Zeit keine neuen Spielzeuge entdeckt?

Stimmt so auch nicht ganz. Die Pedal Steel ist dieses Mal sehr präsent. Und Mandolinen sind auch viel drauf, finde ich. Auch die Bouzouki fand ihren Platz. Was weniger vertreten ist, ist die Geige. Aber die ist bereits seit einigen Jahren mit dem stilistischen Wandel ein bisschen weniger geworden.

Damit dürftet ihr auch endgültig nicht mehr mit dem Schimpfwort „Folkrock“ belegt werden, der ja immer noch häufig in Eurem Zusammenhang fällt.

Als Schimpfwort würde ich es nicht bezeichnen. Eine richtige Folkband sind wir halt nicht. Aber das ist auch egal. Die Folkleute sind auch total tolerant. Wir hatten mal auf einem richtigen Folk-Festival in der Nähe von Flensburg gespielt und waren die einzige Band die keinen reinen Folk gemacht hat, sondern als Rockband aufgetreten ist. Das fanden viele wahnsinnig gut, denn unsere Musik klingt trotzdem ein wenig keltisch. So borniert sind sie da gar nicht, sondern offen und aufgeschlossen für andere Herangehensweisen. Von daher finden wir da manchmal auch unsere Heimat.

Auf der neuen CD ist nicht nur der Sound äußerst professionell, sondern auch das Artwork. Wie kam der Kontakt mit Sophie Koegl und Robert Dziabel zustande?

Dieser kam über persönliche Kontakte zustande. Sophie ist eine Verwandte unseres Schlagzeugers. Sie haben uns ihre bisherigen Film gezeigt, von denen wir sehr angetan waren. Beide sind in Stuttgart an einer Filmakademie, beherrschen ihr Handwerkszeug echt toll und haben das benötigte Equipment das man braucht. Es hat sich alles perfekt ergänzt. Wir hatten wirklich Glück gehabt!

Es ist auch optisch ein tolles Gesamtkonzept mit Cover, Bandphotos und den Videos.

Ich finde es auch spitze. Die Fotos sind super. Das Artwork und das ganze Drumherum ist aus einem Guss.

War es dann nicht ein wenig komisch nach zwei Jahrzehnten Bandgeschichte das erste Mal für richtige Musikvideos vor der Kamera zu stehen?

Hätten wir früher auch schon mal machen können, oder? (lacht) Man kann nicht alles im Vornherein planen, man muss auch die Möglichkeit dazu haben. Und dieses Mal hatten wir die Möglichkeit und das ist klasse.

Jetzt im Videozeitalter schaut man so etwas wenigstens auch mal an. Ins Musikfernsehen wäre man damit wohl sowieso nicht gekommen.

Gibt es das überhaupt noch? Aber es hilft einem schon, wenn es im Internet ist. Die Leute sehen dann auch eine Visualisierung der Musik. Es ist sehr positiv.

Drei Stücke gibt es bereit zu sehen, ein viertes soll noch online gestellt werden, wenn ich das richtig im Kopf habe.

Das vierte muss noch fertig gestellt werden. Es ist aber schon ziemlich weit gediehen. Es dürfte der absolute Hammer werden, wenn es fertig ist. Es wird zu „Losing my head“ sein.

Das erste für „Gone forever“ war schon etwas mysteriös und für Eure Musik befremdlich.

Es ist mysteriös, sehr verstörend und sehr eindrucksvoll.

Damit habt ihr so manchen fast ein wenig für den Kopf gestoßen, finde ich.

Ja, das habe ich auch schon gehört. Es auch gar nicht so schlecht, wenn man die Leute manchmal ein wenig für den Kopf stößt. Ich finde es ganz wichtig, dass man die Sachen auch mal so macht, wie man es selbst fühlt, wie man es selbst cool findet und man nicht zu sehr darüber nachdenkt, wie es am Ende wohl aufgenommen wird. Ich finde es gut, wenn sich die Geister auch mal an etwas scheiden.

Diskografie
(s. auch Diskografiestory)

Across The Border (1995)
Own World (1996)
Liquid (1998)
Organic (live, 1999)
Rise (2002)
Retrospective (Outtakes, 2003)
Arrival (2005)
The Seer 1990-2005 (DVD, 2005)
Retrospective Vol. 2 (Outtakes, 2006)
Live (CD/DVD, 2007)
Heading for the sun (2010)
Wide Eyed Walker (2012)
Die Band gibt es schon über 20 Jahren - und das eigentlich immer in derselben Besetzung. Sicherlich habt ihr schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Gab es da nie Streitereien und Krisen, bei den man überlegt die Brocken hinzuwerfen?

(nachdenklich) Nein, das hatten wir nicht. Wir hatten immer große Lust weiterzumachen. Natürlich streitet man öfter mal. Aber eine richtig tiefgehende Krise hatten wir bisher noch nicht. Wir machen gerne Musik zusammen und sind auch so gerne zusammen, wenn wir uns treffen. Ich finde es passt wunderbar.

Das ist schon zu hören. Es ist vielleicht auch anders, wenn man eine richtig professionell tourende Band ist, die ständige Wochen oder Monate am Stück unterwegs ist.

Ja, wobei, wir haben das auch schon miteinander erlebt, wo wir wochenlang zusammen im Bus eingepfercht waren und von früh bis spät Backstage abgehangen haben. Wir lassen uns aber auch mal gegenseitig in Ruhe. Es macht jeder seine eigenen Sachen. Auch wenn wir jetzt auf Open Airs sind, ist es nicht so, dass wir stundenlang irgendwo zusammen sitzen, sondern jeder ist für sich auch mal alleine. Wir haben einen guten Weg miteinander gefunden. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass nicht jeder ständig aufeinander hängt. Dann kann es schon einen Lagerkoller geben.

Ihr befindet Euch auch in einer komfortablen Lage, das Musik nicht der Haupterwerb ist und ihr Euch nach eigener Fasson ohne Druck verwirklichen könnt. Schlummert in einem drin aber doch ein kleiner Rockstartraum?

Wir können das ja alles wunderbar ausleben. Wir haben wunderbare Konzerte. Ich brauche jetzt auch nicht die Vorstellung, dass ich ein richtiger Rockstar sein werde. (lacht) Mir reicht es vollkommen, wie wir es momentan haben. Ich fände es toll, wenn wir noch mehr Konzerte spielen könnten, wenn noch mehr Leute unsere Musik hören würden, wenn die Radiostationen noch mehr einsteigen würden. Das ist natürlich alles wünschenswert. Aber wenn wir auf der Bühne stehen und man kann voll aus sich rausgehen, genieße ich das sogar noch mehr als früher. Früher hat man das manchmal als Art Belastung gesehen, inzwischen ist es fast die reine Lust auf die Bühne zu gehen und richtig abzugehen.

Wenn das Album jetzt dann aber trotzdem vollends durchstarten würde und sich die Entscheidung ergibt, die Musik oder das bisherige Leben weiterzuführen, wäre die Entscheidung einfach?

Macht wenig Sinn darüber nachzudenken. Da würde ich die Sache mal drauf ankommen lassen. (lacht) Solche Sachen kann man nicht theoretischen klären. Aber schauen wir mal. Derzeit läuft es recht gut mit dem Album und die Öffentlichkeit ist aufmerksam. Wir haben immer mehr Leute, die die neue CD hören. Schauen wir mal, was sich entwickelt.

Du hast gerade schon Konzerte erwähnte. Einige Songs wie „Esmeralda's Story“ oder „Take a walk with me“ spielt ihr schon seit 20 Jahren immer wieder. Wird es da nicht irgendwann mal langweilig und man fühlt sich als eine Art Dienstleister?

Ich kann mir schon vorstellen, dass man darüber so denkt, wenn man die Musik nicht macht. Es ist natürlich so, dass wir diese Lieder überhaupt nicht proben. Die spielen wir wirklich nur an diesen Abenden. Im Endeffekt spielt man diese Lieder wie in einem Rausch und denkt nicht mehr darüber nach. Die kommen einfach aus einem raus. Wenn man merkt, dass sich die Leute das einfach wünschen und sich freuen, wenn die ersten Töne kommen ist das überhaupt keine Belastung. Es ist die totale Freude und man denkt nicht mehr darüber nach, was man spielt. Es gibt einfach bestimmt Songs, die müssen immer dabei sein. Oft sind es aber auch bei uns die Highlights der Konzerte. Da gibt es keine Abnutzungserscheinungen.

Zum Ende vielleicht nur eines: Habt ihr ein bestimmtes Bandziel oder spielt ihr einfach nur Musik nach Lust und Laune, solange es Spaß mach?

Nein, das genau eben nicht. Wir sind keine typischen Feierabendmusiker, die nur aus Lust und Laune Musik machen. Wir möchten das Ganze auf einem vernünftigen Level machen, wir wollen schöne Konzerte spielen, wir wollen nach Möglichkeit CDs produzieren. Nicht selbst gebrannte für zu Hause, sondern unter vernünftigen Bedingen unter einem Label. Das ist glaube ich für uns richtig entscheidend. Wenn wir die Möglichkeit haben dies so zu machen, wird es die Band auch weiter geben. Mein Gott, ich hätte jetzt schon wieder Lust eine neue CD anzugehen! Das ist wie so eine Sucht. Aber nur sich am Abend treffen und nur so ohne Ziel vor sich hin zu spielen, das ist nicht meine Welt. Ich möchte schon ein Projekt angehen, das irgendwann fertig wird und es muss auch hörbar sein, die Leute müssen es zur Kenntnis nehmen. Das macht mir Spaß. Von daher sind wir in einer ganz glücklichen Lage!







Mario Karl



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