Musik an sich


Reviews
Pictorial Wand

A Sleeper's Awakening


Info
Musikrichtung: Prog

VÖ: 10.05.2006

(Unicorn Digital / Megaphon Importservice)

Gesamtspielzeit: 112:13

Internet:

http://www.pictorialwand.com


Pictorial Wand gelingt es auf ihrem ambitionierten, fast zweistündigem Konzeptalbum nicht Längen zu vermeiden. Das trübt das Hörerlebnis deutlich und lässt immer wieder den Wunsch aufkommen, die Norweger hätten ihre Story auf einen Silberling komprimiert.

Denn der Ansatz ist nicht schlecht. Die Geschichte eines Schläfers, der erwacht und sich seiner selbst bewusst wird, inszenieren die Mannen um Matt Sörum variationsreich und mit Wandlungen in der Musik, die wohl denen des Schläfers entsprechen. (Wäre schön, wenn das dicke Booklet nicht nur einzelne Sätze, sondern die ganzen Lyrics enthalten würde.)
Ein ruhiger, fast soundtrackartiger Beginn wird mit Celli und Piano klassisch inszeniert. Druckvolle Aufbrüche von Gitarren und Drums erinnern aber immer wieder daran, dass A Sleeper's Awakening von einer Rockband performt wird. Bereits in dieser Anfangsphase wird die Schwäche der etwas heiseren, oft lästig emotionslosen Stimme des dominierenden Sängers erkennbar.

Der Longtrack ”In Shadow” führt langsam zu einer Pink Floyd-artigen Phase hinüber, die erkennbar von “Welcome to the Machine“ geprägt ist. Danach wird es poppiger. Die Keyboards erinnern an Toto, um bei ”A Wandering in the Dark“ gut los zu rocken.
Im durchmischten Prog-Rock-Rest der ersten CD fällt vor allem das „Spinett“ Intro von “Corrosion of Flesh“ ins Ohr.

Die zweite CD beginnt wieder sehr ruhig mit viel akustischer Gitarre. Es folgen fünf lange Prog-Tracks, die das Eingangs-Credo „zu lang, zu wenig Ideen, zu viel Durchschnitt“ noch einmal eindrucksvoll bestätigen. Dabei wäre auch hier das Zeug zu eigenen Identitäten kürzerer(?) Songs da. “Red Sunset and a drowning Fly arbeitet mit Vibraphon und Piano. ”The golden Path” startet mit einrr Flöte und steigert sich zu einem Fish-igen NeoProg. “Warning not heard“ gelingt eine Art Quadratur des Kreises, indem der Einstieg sowohl asiatisch (Sitar), als auch mexikanisch klingt. Am Ende läuten die Celli den Rücksturz zur Klassik ein, den “The Temptress of Unchastity“ mit Holzbläsern aufnimmt. Vor dem spoken Words Finale wird das Teil zur krachenden Rocknummer (Git, Orgel) mit schönen weiblichen Gesangseinlagen, die man sich häufiger statt des drögeligen Männergesangs wünschen würde. Denn der holt uns erkennbar überfordert gleich im nächsten Stück wieder ein. Auch das Finale, das sich am Ende des Titeltracks aufbäumen will, ist diese Bezeichnung kaum wert.

Das soll alles gar nicht so negativ klingen, wie es das vielleicht tut. Massig Potenzial ist da. Man wünscht der Band beim Aufnehmen des nächsten Albums einfach einen gestrengen Produzenten, der sie zwingt sich auf’s Wesentliche zu konzentrieren.



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1
1 Prologue (3:16)
2 The King and his Land (6:42)
3 The Gate of lost Souls (4:41)
4 The Path of Thorns (5:28)
5 In Shadow (11:06)
6 Broken glass (7:24)
7 A Wandering in the Dark (3:41)
8 The Beast within (10:06)
9 Corrosion of Flesh (7:23)

CD 2
1 Retrospective Visions (4:24)
2 Red Sunset and a drowning Fly (9:14)
3 The golden Path (7:48)
4 Warning not heard (11:12)
5 The Temptress of Unchastity (7:01)
6 A Sleeper's Awakening (9:50)
7 Pensiveness (2:54)
Besetzung

Mattis Sörum (Git, El-Sitar, Keys, Chor <2,4>)
Tomas di Sansimone (Dr)
Idar Eidsaune (B)
Paal Selsjord Björseth (Keys)
Per Christian Jörstad (Cello)
Synne Teiseth Norbeck (Flöte)
Staale Storlökken (Synth-Solo <1,4.5.8;2,2.4>)
Sigrid Inderberg (Flöte <1,5>)
Hanna Haugan (Cello <1,2;2,4>)
Arild Sveum (Soundscape <1,2>)
Stimmen:
Petter Selliseth (Lead Voc & Voice <1,1>
Ingrid Strid (Voc <1,3.5.9;2,3.6>)
Lise Granden Berg (Voc 1,5;2,3.5.6>)
Gry Tronslien (Voc <1,3.8;2,2>)
Eva Marianne Olsson (Voc 1,3;2,4>)
Stian Leknes (Growls <1,8>)
Martin Adams Kvam (Lesestimme des Knaben)
Nina Utbjör Guldal (Stimme der Mutter)



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