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Zurück aus Independent - Die Christen-Deather MORTIFICATION sind wieder da



Info
Gesprächspartner: Steve Rowe (Mortification)

Interview: E-Mail

Stil: Death Metal

Internet:
http://www.soundmass.com/rowe

  • Aus einem Bullauge sieht man zwei Planeten. Der eine schimmelt faulig vor sich hin; der andere, „gesunde“ Planet schwimmt in einem Meer aus Blut.
  • Ein Totenschädel wird von einem Schwert mit drei Klingen zerschmettert.
  • Ein Skelett liegt vor einer Höhle voller Schriftrollen. Alles ist von Spinnenweben überwuchert.




Drei CD-Cover von Mortification. Über den nicht sonderlich appetitlichen Bildern ist jeweils das Logo der Band zu sehen, das sie stilistisch ziemlich eindeutig in den Death Metal Bereich einordnet.



Mortification ist mehr als irgendeine christliche Band. Vor gut zehn Jahren gelang es der australischen Truppe einen festen hochgeschätzten Platz in der derbsten säkularen Szene zu erobern. Wohlwollende Berichte in der ROCK HARD und ein Vertrag mit Nuclear Blast, DEM deutschen Label für extremen Metal, belegten das.
Sänger, Bassist und Mastermind Steve Rowe, der seine christliche Musik ungern als Death Metal bezeichnen lies, bevorzugte die Charakterisierung „extremer Heavy Metal“. Diesen Stil förderte er nicht nur mit seiner eigenen Band. Daneben baute er das Label Rowe Productions auf. Hier erschienen im Laufe der Jahre eine ganze Reihe christlicher Prügelcombos, wie Metanoia, Horde oder Terramaze.

Nach einer schweren Krebserkrankung von Rowe war es lange still um das Trio. Jetzt ist bei MCM ein neues Album namens Erasing the Goblin erschienen. Neben Rowe sind die beiden Neulinge Damien Percy (Drums) und Mick Jelinic (Gitarre) mit von der Partie. Norbert von Fransecky hat sich mit Steve Rowe in Verbindung gesetzt, um euch in Sachen Mortification auf den aktuellen Stand zu bringen.

Vor seinem Interview wollen wir aber erst einmal die Frage nach dem Sinn der CD-Cover auflösen, wie Steve Rowe sie vor einigen Jahren am Telefon beantwortet hat.
  • Blood World (1994): Der gesunde Planet wird durch das Blut Christi gerettet, während der andere von der Sünde zerfressen wird.
  • Primitive Rhythm Machine (1995): Der dreieinige Gott zerschmettert das Böse.
  • Scrolls of the Megiloth (1992): Die Schriftrollen sind nicht gelesene biblische Schriften; das Skelett ist der geistlich tote Mensch, der einzelne Teile der Bibel nicht zur Kenntnis nimmt. (2. Tim 3,16)


Mortification 2006 (v.l.n.r: Mick Jelinic (Git), Steve Rowe (B, Voc), Damien Percy (Dr))



MAS:
Hallo Steve! Ich war echt überrascht, als MCM neulich eine neue Scheibe von Euch ankündigte. Seit The silver Cord is severed (2001) habe ich nichts mehr von Mortification gehört. Was ist seitdem passiert? Im Promozettel lese ich von zwei Scheiben, die 2002 und 2004 erschienen sind. Hat es die in Europa überhaupt gegeben?

Steve Rowe:
Die beiden Alben Relentless (2002) und Brain Cleaner (2004) sind nur independent veröffentlicht worden. In Europa sind sie nur über online Läden erhältlich.

MAS:
Ein immerhin mittelgroßes Label wie Nuclear Blast zu verlieren ist sicherlich ein Rückschlag für Mortification gewesen. Hat das Euer Engagement Musik zu machen eine Zeit lang gebremst?

Steve Rowe:
Nein! Wir haben zehn Veröffentlichungen bei Nuclear Blast gehabt. Das war eine tolle Zeit für die Band. Aber danach habe ich einfach weiter gemacht und mit demselben Feuer und derselben Freude weiter das Beste getan, was ich kann.

MAS:
Warum sind Mortification, immerhin eine australische Band, wieder bei einem deutschen Label? Ist Deutschland so wichtig für Euch, oder ist MCM nur ein für Deutschland verantwortliches Label, neben anderen?

Steve Rowe:
Für den Metal ist Deutschland der Nabel der Welt. Natürlich gibt es auch Firmen in den USA, aber nicht viel ehrliche; oder in Südamerika, aber mit Verträgen, die für die Bands nichts taugen. In Europa gibt es etliche Firmen, aber einen Vertrag in Deutschland zu bekommen verschafft einer Band weltweit eine viel größere Glaubwürdigkeit. Hier in Australien gibt es keine vernünftigen Metal Label. Daher mache ich hier nur Independent Veröffentlichungen.

MAS:
Seit EnVision EvAngelene ist bei Mortification ein Wechsel vom reinen Death/Grind (entschuldige: Extremen Heavy Metal/Grind) hin zu einem etwas traditionellerem Heavy Metal zu beobachten.
Das scheint mir auf Erasing the Goblin noch einmal deutlicher geworden zu sein – insbesondere im Blick auf die Gitarrenarbeit. Ich höre da Anklänge an Rainbow und Annihilator. Ist da Mick Jelinic mitverantwortlich für?


Steve Rowe:
Wir haben es geschafft, ein Extreme Metal Album im 80er Jahre Stil zu produzieren. (Die Geburtsstunde von Death und Grind schlug erst in den 90ern; NvF)
Dieses Line up ist genau das, auf das ich gewartet habe. Ich habe immer nach schreddernden Gitarren gesucht mit viel Melodie, aber dennoch mit dem kraftvollen Ansatz des Thrash-/ Death Metal. Mit einigen der ehemaligen Bandmitglieder war es schwierig das hinzubekommen. Ich wollte eine ganze Reihe von Metal-Stilen mischen. Mick und Damien konnten die Ideen mit mir zusammengetragen, weil sie alt genug sind. In der Vergangenheit waren zu viele Bandmitglieder zu jung, um die Leidenschaft des Metals der 80er zu verstehen.

MAS:
Eines der dramatischsten Ereignisse, das man von dir kennt, ist dein Kampf gegen den Krebs. Ist die Krankheit endgültig besiegt?

Steve Rowe:
Ich habe keinen Krebs mehr, aber der Krebs und die Behandlungen haben meinen Körper in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund eines Wunders lebe ich noch und will weiterhin einige großartige Dinge mit Mortification machen.

MAS:
Hat der Kampf gegen den Krebs Dein Leben und Deinen Glauben verändert?

Steve Rowe:
Die schwere Krebserkrankung hat mich zwei Mal dem Tod nahe gebracht. Mir hat das geholfen, mein Leben in einem neuen Licht zu sehen. Mein Leben ist mir wertvoll geworden und ich habe begriffen, dass wir nur eine sehr kurze Zeit auf diesem Planet leben. Die Ewigkeit ist näher, als wir alle meinen und sie ist etwas, womit wir uns beschäftigen müssen. Ewigkeit ist eine sehr lange Zeit verglichen mit dem Leben hier auf der Erde.

MAS:
Wenn man einen Blick auf die Texte der neuen CD wirft, sticht “Humanitarian” heraus. Es ist der einzige nicht-missionarsiche Text. Wie wichtig sind politsiche Themen für Mortification? (“Humanitarian” beschäftigt sich mit der ungerechten Verteilung des Reichtums in der Welt und ist ein deutliche Anklage an die reichen Industrienationen; NvF)

Steve Rowe:
“Humanitarian” ist mein Lieblingsstück auf Erasing the Goblin. Meine Familie uns ich unterstützen ein Kind in einem Armen Land über Compassion International. Ich glaube wenn jeder Mensch in der westlichen Welt ein Kind in einem armen Land unterstützen würde, würde sich die Welt im selben Augenblick verändern. Es kostet gerade mal 20 Euro im Monat, ein Kind zu ernähren, es zu kleiden, zur Schule zu schicken und ihm sogar noch einen Fussball und ein paar andere Kleinigkeiten zu geben. Der Westen ist SO gierig. Das ist etwas, was mich sehr beschäftig.
Ich besitze nicht viel Geld. Wenn ich helfen kann, dann kann es daher jeder in der westlichen Welt.

MAS:
Steve, 1995 haben wir ein Telefon-Interview geführt. Damals erzähltest Du mir, du seiest in einer Pfingstkirche und müsstest Deiner Gemeinde immer wieder einmal erklären, dass es möglich ist mit Deiner Musik für Gott und die Mission zu arbeiten.
Gehörst Du dieser Kirche noch an und ist Deine Art von Dienst im Laufe der letzten 10 Jahre zur Selbstverständlichkeit geworden?


Steve Rowe:
Ich gehöre jetzt zu einer Baptistengemeinde. Ich schätze die intensivere biblische Lehre höher als das „just crazy motivational speaking“. In vielerlei Hinsicht hat die westliche “pfingstliche” Kirche ihren Weg verloren. Die Wahrheit von Jesus und der Bibel ist dieselbe geblieben, aber Menschen versuchen oft die Dinge auf ihre eigene Art zu gestalten. Ich habe noch dieselbe Mission, aber ich bleibe eng bei dem, was biblische Lehre ist.

MAS:
Nach dem Interview damals habe ich einige Jahre lang einen Newsletter Deiner Firma Rowe Productions erhalten. Was ist aus dem Label geworden?

Steve Rowe:
Das Label ist noch aktiv, aber praktisch nur noch für Mortification. Rowe Productions war vor 10 Jahren ein großes und wachsendes Indie-Label, aber der Krebs hat das gekillt. Ich war eine so lange schwer krank. Aber ich setze die Arbeit, die Gott mir aufgegeben hat, so gut ich kann fort.
Ich würde Rowe Productions wirklich gerne wieder aufbauen. Aber dazu fehlt mir das Geld.

MAS:
Wird man Mortification in der nächsten Zeit in Deutschland sehen können?

Steve Rowe:
Ich hoffe, dass wir Deutschland innerhalb der nächsten zwei Jahre wieder einmal besuchen können – möglicherweise zusammen mit Seventh Avenue, Veni Domine oder Narnia. Das sind alles Bands, die von MCM gemanaget werden. Veni Domine sind auch bei dem MCM Label unter Vertrag.

Norbert von Fransecky


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