Musik an sich


Reviews
Paradise Lost

The Plague within


Info
Musikrichtung: Gothic / Doom / Death Metal light

VÖ: 29.05.2015

(Century Media / Universal)

Gesamtspielzeit: 64:58

Internet:

http://www.paradiselost.co.uk


Auf der einen Seite stehen die Lobeshymnen, die in Print- und Online-Magazinen auf Paradise Losts 14. Studio-CD gesungen werden. Von den Käufern kritisieren hingegen viele The Plague within recht drastisch, was ich teilweise nachvollziehen kann. So wird z.B. gesagt, dass der Opener „No Hope in Sight“ wegen der eingängigen Melodie die stärkste Nummer wäre. Natürlich geht das Gitarrenmotiv ins Ohr; Paradise Lost verwenden es schließlich nicht zum ersten Mal. Und auch nicht zum zweiten Mal... Aber man saugt es trotzdem immer wieder auf, als wäre es neu. Auf eine schräge Art ist das auch eine Kunst!
Des Weiteren wird moniert, Nick Holmes klänge bei seinen Growls gequält und immer gleich. Ich empfinde das zwar nicht so, doch hier tritt das seltsame Phänomen auf, dass man, wenn man sich die je nach Version 10, 11 oder 13 Stücke mit dieser Aussage im Hinterkopf anhört, tatsächlich meint, da wäre keine Variation! Erstaunlich!

Ich war nach dem ersten Hören aus einem anderen Grund etwas enttäuscht. Wohlgemerkt nicht von der Performance, und auch die Songs finde ich gut bis sehr gut, aber ich hätte mir noch etwas mehr Atmosphäre gewünscht. Meine Lehre daraus: Niemals eine Platte von Paradise Lost im Auto hören! Unterm Kopfhörer ändert sich das sofort und ziemlich drastisch. Ihre Aktivitäten mit Bloodbath und Vallenfyre haben Nick Holmes und Greg Mackintosh offenbar richtig gut getan und sie inspiriert, weit in die eigene Vergangenheit zurückzugehen.
Diese Rückbesinnung beschert uns eine Reihe großer Melodien, auf denen es sich wohlig dahingleiten lässt, ohne dabei zu seicht zu werden. Hervorheben möchte ich neben meinem Favoriten, dem ungemein kompakten „Victim of the Past“ den „grand doom song“ „Beneath broken Earth“, wo man den Spaß der Musiker besonders deutlich hört, „An Eternity of Lies“, von dem das Quintett etwa 15 Fassungen aufnahm, sowie die schön dramatische Schlussnummer „Return to the Sun“. Nicht zu vergessen den schleppenden Grower „Sacrifice the Flame“. Hey, wenn ich mir diese Aufzählung so ansehe, dann ist das eine ganze Menge!
Dann wären da noch die Abrissbirnen „Flesh from Bone“ und das musikalisch ähnliche, aber groovigere „Cry out“; beides richtige Kanten, die ich mir allerdings nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit reinziehen kann.
Lediglich „Punishment through Time“ und „Terminal“ finde ich etwas zu lang, aber wirklich schlecht ist hier nichts. Außerdem überlege ich beim Hören dauernd, wie der Song „The Plague within“ klänge, wenn es ihn gäbe... (Wieso eigentlich nicht?!? In solchen Momenten bedaure ich, dass ich keine Interviews mehr mache.) Ziemlich fies, soviel ist sicher! Gerade bei Holmes´ Texten, die sich mit Endlichkeit und Vergehen beschäftigen, würde mich das brennend interessieren!

Insgesamt trotz einer deutlichen Steigerung in der zweiten Hälfte nicht die packendste, nicht die melodiöseste und damit auch nicht die beste Scheibe der Briten, aber auf jeden Fall mit genügend starken Songs, um einen Kauf unumgänglich zu machen. Vor allem das Deluxe-Boxset mit Doppel-CD, Doppel-LP und fettem Artbook im LP-Format ist extrem hochwertig!

In meinen Ohren ist The Plague within eh nicht komplett ohne die drei Stücke der Bonus-Disc jenes Sets: das vergleichsweise simple, eingängige „Fear the Silence“ mit dem wahrscheinlich kürzesten Text von Holmes überhaupt; „Never look away“, das mit einer begeisternden Kombination aus flotten Parts und geschmeidigen Übergängen glänzt; und schließlich die stimmungsvolle Orchesterversion von „Victim of the Past“, die auch auf dem Digipack zu finden ist. Alles Highlights!

Zum Schluss muss ich doch noch mal auf die Atmosphäre zurückkommen: Bloodbath und vor allem Vallenfyre bieten davon noch viel mehr als die Hauptband. Der Grund dafür dürfte in der größeren Bandbreite liegen, die über Paradise Losts Gothic und Doom hinausgeht und mehr Tiefe ermöglicht. Bei Beidem kann man sich herrlich gruseln! Von daher als Ergänzung ideal.

15 Punkte hat die Platte mindestens verdient. Meine 17 beziehen sich auf die oben erwähnte Luxusausgabe.



Michael Schübeler



Trackliste
No Hope In Sight (4:51)
Terminal (4:28)
An Eternity Of Lies (5:58)
Punishment Through Time (5:13)
Beneath Broken Earth (6:08)
Sacrifice The Flame (4:42)
Victim Of The Past (4:29)
Flesh From Bone (4:19)
Cry Out (4:31)
Return To The Sun (5:44)

Digipack-Bonustrack:
Victim Of The Past (Orchestra Version) (5:13)

Deluxe-Box-Bonustracks:
Fear The Silence (4:00)
Never Look Away (5:17)
Besetzung

Nick Holmes (Vocals)
Greg Mackintosh (Lead Guitar & Rhythm Guitar)
Aaron Aedy (Rhythm Guitar)
Steve Edmondson (Bass)
Adrian Erlandsson (Drums)

Heather Mackintosh (Female Vocals)
Liam Byrne (Viola Da Gambla on Tracks 3, 6 & 7)
Daniel Quill (Violin on Tracks 3, 6 & 7)



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