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Reviews
Beethoven, L. v. (Komen)

Diabelli-Variationen – Sechs Bagatellen


Info
Musikrichtung: Hammerklavier

VÖ: 01.04.2005

Ars Musici / Note 1
CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. AM 1382-2


Gesamtspielzeit: 71:08



GEGEN DEN STRICH - IM GEIST DER MUSIK

Dass die „historisch informierte Aufführungspraxis“ inzwischen bei Wagner angekommen ist, bedeutet nicht, dass es in der älteren Musik nicht noch manche unbeackerten Felder zu bestellen gäbe. Beethovens berühmte 33 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli op. 120 sind bislang erstaunlicherweise noch nicht auf einem Instrument ihrer Entstehungszeit eingespielt worden.
Nachdem ich diese Einspielung von Paul Komen auf einem Flügel von Conrad Graf gehört habe, bleibt nur zu sagen: Die Zeit war reif dafür! Auf dem 1824 gebauten Instrument, seinerzeit gewiss ein Spitzenerzeugnis seiner Art, bekommt die Musik ein ganz neues Gesicht. Der klare, trockene, in Dynamik und Farbe immer wieder überraschend wandlungsfähige Klang mag in den ersten Momenten befremden. Wo die modernen Steinways die Töne lupenrein auf dem akustischen Silbertablett servieren, arbeitet der Graf-Flügel hörbar mit. Vor allem beim doppelten Forte machen sich seine mechanisch-akustischen Grenzen schon mal bemerkbar. Das irritiert zunächst. Bis man erkennt, dass z. B. das berühmte Eröffnungsthema von Anton Diabelli, das Beethoven dann auf so unnachahmliche Weise verwandelt, um einiges weniger banal klingt als sonst. Überhaupt hat die Musik einfach mehr interessante Ecken und Kanten, die aufhorchen lassen. Das Ertüfftelte und Konstruktive der Musik gewinnt an Prägnanz, die pathetischen Momente verlieren nicht die Bodenhaftung, das Lyrische gleitet nicht in Kitsch ab. Kein Detail geht verloren, selbst die rauschendsten Arpeggien klingen gestochen scharf. Mag der Graf-Flügel auch absolut gesehen einen weniger kräftigen Klang als sein modernes Pendant haben, relativ ist das Spektrum viel größer. Ein Pianissimo ist von größter Zartheit, ein Fortissimo zeichnet sich durch einen perkussiven Charakter aus.

Paul Komen kostet die Gestaltungsmöglichkeiten aus, ohne zu übertreiben: Eleganz und Rustikalität, Konstruktivismus und Farbenspiel, Rhetorik und Sanglichkeit finden bei ihm in ein spannungsvolles Gleichgewicht. Von dieser Sensibiltät im Umgang mit dem Material profitieren auch die Sechs Bagatellen op 126, mit denen Komen Beethovens Meisterschaft in der kleinen Form eindrucksvoll demonstriert.



Georg Henkel



Trackliste
01-34 Diabelli-Varationen op .120 52:4
34-40 Bagatellen op. 126 19:04
Besetzung

Paul Komen, Hammerflügel Konrad Graf 1824


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